Geschichte:
Die Burg, die in den spätmittelalterlichen Quellen zumeist als "Vautsberg" bzw. "Vogtsburg" bezeichnet wurde und den Namen Rheinstein erst im 19. Jh. erhielt, entstand - wie die urkundliche Überlieferung sowie die Ergebnisse der Bauforschung belegen - im ersten Viertel des 14. Jhs. Gegründet wurde die Burg von dem Mainzer Erzbischof Peter von Aspelt (reg. 1306-1320), der die Anlage um 1316/17 erbauen ließ. Dendrochronologische Untersuchungen an Gerüsthölzern belegen eindeutig die Entstehung der Burg in diesen Jahren. In den Urkunden wird die mainzische Landesburg erstmals 1323 genannt. Burg Rheinstein sicherte die erzstiftisch-mainzischen Interessen im Raum Trechtinghausen und war als Stützpunkt der Kirchenfürsten gegen die pfalzgräfliche Burg Reichenstein gerichtet, die ihrerseits 1344 zusammen mit Sooneck an das Erzstift Mainz fiel. Mit den mainzischen Burgen Klopp in Bingen, Ehrenfels und der Heimburg diente Rheinstein dem Schutz des Mainzer Territoriums am südlichen Eingang des Rheinengtales. Spätestens Ende des 16. Jhs. hatte Rheinstein seine Bedeutung als Wehranlage vollständig eingebüßt und geriet in der Folgezeit in Verfall. Als mainzisches Mannlehen befand sich Rheinstein seit dem ausgehenden Mittelalter im Besitz der Familie Wildberg und gelangte 1779 durch Kauf an den kurtrierischen Geheimen Rat von Eyß. 1822 begegnet der Regierungsrat von Coll als neuer Eigentümer der Burg, der sie 1825 an Prinz Friedrich Ludwig von Preußen verkaufte. (Jens Friedhoff)
Bauentwicklung:
Die mittelalterliche Burg wurde um 1316/17 erbaut, um 1332 Aufstockung des Kernbaus und Erweiterung des Burgareals. Ende des 16. Jhs. im Verfall. Nach Ankauf durch Prinz Friedrich Ludwig von Preußen erfolgte 1825-29 der Um- und Ausbau der Ruine nach Plänen des Architekten Johann Claudius von Lassaulx und Karl Friedrich Schinkel durch Wilhelm Kuhn. Die Anlage erhielt den Namen Rheinstein. 1829 kam der Ausbau zu einem Abschluss. Die dem Rhein zugewandte Front des Wohnturms wurde vollständig ausgetauscht. Dort entstand eine repräsentative Fassade mit großen Fenstern. Als neue Bauteile traten der runde Rheinturm sowie Bauten im Eingangsbereich bei der Zugbrücke hinzu. 1839-1844 wurden unterhalb des Hauptgebäudes die Burgkapelle sowie außerhalb des Burggeländes das so genannte Schweizerhaus als Gästehaus erbaut. Seit 1975 befindet sich Burg Rheinstein im Besitz der Familie Hecher, die bereits 1976 erste Sanierungsmaßnahmen vornehmen ließ. Die beeindruckende Anlage dient heute als Museum und ist während der Öffnungszeiten zugänglich. (Jens Friedhoff)
Baubeschreibung:
Gegenüber des Weinortes Assmannshausen erhebt sich etwa 90 m über dem Rheintal auf einer steilen Felsnase die Burg Rheinstein. Die Kernburg, die keinen Bergfried aufweist, ist (nach Herrmann) eine untypische Mischung von Schildmauer, Wohnturm und Palas. Sie besteht im Wesentlichen aus einer gebogenen, der Angriffsseite zugewandten Schildmauer mit einem Wohnturm (ca. 17 x 10 m), dessen rheinseitige Ostfassade (1825/29 abgetragen und neu errichtet) als Schauseite mit zwei polygonalen Ecktürmen konzipiert ist. Ein zusätzliches Annäherungshindernis bildet der Halsgraben. Historische Abbildungen (u. a. von Maskoop 1577) zeigen an der dem Rhein zugewandten sturmfreien Seite der Burg einen mehrgeschossigen Fachwerkbau. Der älteste Teil der Anlage datiert in das Jahr 1317. Etwa zur gleichen Zeit wie die Aufstockung des Kernbaus 1332 erfolgte eine Erweiterung des Burgareals. Es entstand ein zwingerartig eingefasster Halsgraben zur Hangseite, während die Südseite des Burgareals durch ein Burgtor den Hof begrenzte. Die Schildmauer (mit vermauertem Zinnenkranz) wurde an ihrer Westseite durch einen Rundturm begrenzt, an den sich später ein als "Kanonenplatz" bezeichnetes Areal anschloss. An der Südseite der Burg befand sich die von einer Mauer umschlossene Vorburg, die sich bis zum Rhein hin erstreckte. Von ihr blieben nur wenige Mauerreste und ein Tor erhalten (vermutlich 1332).
Das heutige Bild der Burg ist maßgeblich durch die Umbaumaßnahmen der ersten Hälfte des 19. Jhs. bestimmt. Dem nach 1823 begonnenen Wiederaufbau ging eine Dokumentation der Ruine voraus. Die rheinseitige Front erhielt eine repräsentative, reich durchfensterte Fassade. Zu den "Neubauten" gehört ferner der runde Rheinturm. An der Südseite platzierte man eine neugotische Kapelle, die zur Aufnahme einer Gruft für den Prinzen Friedrich, seine Frau Louise und den Prinzen Wilhelm aus dem Hause Hohenzollern bestimmt war. Zum Umfeld der Burg gehören das oberhalb des Burggeländes gelegene Schweizerhaus, das als Gästehaus diente, eine Turnierwiese sowie der so genannte "Prinzenwald". Die Innenräume der wiederaufgebauten Burg erhielten Fliesenböden und Wandvertäfelungen. Für die qualitätsvolle Ausmalung in illusionistischem Maßwerkdekor zeichnet der Maler Ludwig Pose verantwortlich. (Jens Friedhoff)
Arch-Untersuchung/Funde:
Lesefunde von Keramik