EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Kalbeck

Geschichte:

Die Anfänge der Wasserburg Kalbeck liegen in einem 1326 genannten Hof, der geldrisches Lehen war und sich in den Händen des Dietrich Luf III. von Kleve befand, einem Vetter des regierenden Grafen Dietrich VII. von Kleve. Noch 1330 wird von einem Gut gesprochen, das in der Folgezeit in den Besitz des Dietrich von der Straten kam, der es wiederum noch vor 1351 an seinen Sohn Johann abtrat. Johann muss den Hof bald schon zu einer Wasserburg ausgebaut haben, denn 1351 wird Kalbeck als festes Haus schriftlich erwähnt. Johann verspricht dem Grafen von Kleve von seinem Ansitz aus keinen Schaden zuzufügen, ohne jedoch ein Lehnsverhältnis oder eine Offenhausvereinbarung einzugehen. Dies ist durch den Umstand begründet, dass Kalbeck mit dem Geizefurter Eigen ein geldrisches Lehen war. Das Haus war vielleicht bis zur Erbauung des Schlosses Wissen der alleinige Wohnsitz der mächtigen Familie von der Straten. Zu dem Haus gehörte auch eine eigene Herrschaft, die 1445 vom Herzog Arnold von Geldern zuerst an den Herzog von Kleve verpfändet wurde und schließlich 1471 ganz an das Klever Herzogtum überging. Im 15. und 16. Jh. kam es zu mehreren Besitzerwechseln. 1633 wird Johann von Morrien Inhaber von Haus und Herrschaft Kalbeck. Mitglieder dieser Familie nahmen im 17. und 18. Jh. bedeutende Positionen im Herzogtum Kleve, jetzt aber unter brandenburgischer Oberhoheit, ein. Mit dem Aussterben der von Morrien 1823 gelangte die Familie von Vittinghoff-Schell in den Besitz des Anwesens. Schon zuvor war jedoch das Haus Kalbeck bei einem Brand in der Neujahrsnacht 1799/1800 samt dem Inventar zu Grunde gegangen. Die von Morrien hatten fortan ihre Wohnung in der Vorburg; diese wurde 1907 auch ein Raub der Flammen. Schon ein Jahr zuvor hatten die von Vittinghoff-Schell einen Neubau an anderer Stelle ins Auge gefasst, der dann 950m nordöstlich der alten Burgstelle realisiert wurde und den Namen Kalbeck weiterführt. (J. Wroblewski)

Bauentwicklung:

Zwei aussagekräftige Ansichtszeichnungen von Cornelis Pronck (1731) und Jan de Beijer (1743) und die Wiedergabe im Klevischen Kataster von um 1730 geben Aufschluss zur Baugestalt der 1799/1800 abgebrannten Wasserburg Kalbeck. Sie lag auf dem rechten Niersufer, mit der Vorburg im Westen und der Hauptburg im Osten. Die Gräben wurden von der nahe vorbei fließenden Niers gespeist. Die Hauptburg war eine dreiflügelige Anlage auf quadratischen Grundriss, deren Nordwestecke von einem hohen viergeschossigen, bergfriedähnlichen Turm, an dessen Südseite das Torhaus mit Holzbrücke davor anschloss, dominiert wurde. Der Flügel auf der Nordseite war höher ausgeführt als die im Osten und Süden. Ost- und Südflügel verfügten nach Pronck unter der Dachtraufe über einen gotischen Spitzbogenfries, der wohl die Wehrgangebene andeutet. Während das Torhaus einen Treppengiebel besaß, war die Südseite des Ostflügels mit einem Schweifgiebel akzentuiert, der nach seiner Form um 1600 datiert werden kann und Ausflugslöcher für einen Taubenschlag hatte. Über den Dächern ragte ein schlankes Türmchen auf, das als im Hof stehender Treppenturm gedeutet werden kann. Als de Beijer seine Zeichnung anfertigte, war das spätmittelalterliche Bauwerk schon in eine barocke Modernisierungsphase eingetreten. Den Ostflügel hatte man von Grund auf neu als zweigeschossigen Trakt mit Walmdach errichtet und in der Höhe dem Nordflügel angeglichen. Zwischen dem neuen Ostflügel und dem älteren Südflügel klafft bei de Beijer eine Mauerlücke, so dass die Hofseite des Ostflügels einsehbar ist. Man gewinnt den Eindruck, dass der Umbau der Burg zu dieser Zeit noch nicht abgeschlossen war.
Links von der Hauptburg ist eingefasst von zwei Wachtürmchen das Vorburgtor mit Holzbrücke über den Wassergraben zu sehen.
Auf dem Klevischen Kataster hat die Vorburg einen trapezfömigen Zuschnitt. West- und Südseite sind mit Gebäuden besetzt. Der Zugang liegt wie bei Jan de Beijer dargestellt auf der Südseite nahe der Südostecke der Vorburg.
Ein Blick auf die Karte von Tranchot/Müffling (1802/04) lässt im Vergleich zum Klever Kataster eine baulich veränderte Situation in der Vorburg erkennen, mit drei Flügeln bzw. u-förmigem Gebäudegrundriss. Dies könnte mit den um 1743 überlieferten Umbauarbeiten im Zusammenhang stehen.
Die Vorburggebäude brannten 1907 nieder. Heute steht hier nur noch ein neuzeitliches Wohnhaus mit Tordurchfahrt. (J. Wroblewski)

Baubeschreibung:

Die eigentliche Burgstelle ist nur noch an den im Gelände sichtbaren Gräben auszumachen. Im Bereich der ehemaligen Vorburg ein neuzeitliches Wohnhaus, randständig, mit einer Hofdurchfahrt. (J. Wroblewski)