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Kranenburg, Aldebörg

Geschichte:

Die Entstehung von Burg und Stadt Kranenburg geht auf intensive Rodungs- und Trockenlegungsarbeiten durch die Grafen von Kleve im 12. und 13. Jh. zurück. In und um Kranenburg zu dieser Zeit verworrene Rechtsverhältnisse, die Graf Dietrich IV. (1202-1260) zum Territorialausbau nach Norden hin ausnutzte. 1223 erhielt er vom Kölner Erzbischof die Erlaubnis, die Wüste Burg Mergelp auf dem Teufelsberg bei Wyler (heute NL) wiederaufzubauen. Dies geschah jedoch nicht. Die besitzrechtlichen und politischen Verhältnisse sprechen dafür, dass der Graf für seine Territorialbestrebungen im Umfeld des Kranenburger Bruchs zu jener Zeit eine neue Burg errichtete, die 1270 erstmals erwähnt wird. Ende des 13. Jh. war die Stadtwerdung Kranenburgs abgeschlossen. Nordwestlich davon stand die Erdhügelburg (Motte) des Grafen in der feuchten Niederung. In den zwanziger Jahren des 14. Jh. gelangten Burg, Stadt und Land Kranenburg als Mitgift einer Grafentochter an den Grafen Gerhard von Horn, Herr zu Parwis, der es wiederum seinem Sohn Dietrich vererbte. Mit dem Aussterben des alten Grafenhauses 1368 hoffte Dietrich auf das Erbe, unterlag jedoch dem Grafen Adolf von der Mark. Gegen die Zahlung von 37000 Goldschilden verzichtete Dietrich von Horn 1370 auf das Land Kranenburg, der es 2 Jahre später wieder verpfändete, ohne jedoch die Oberhoheit zu verlieren. Adolf von der Mark war bestrebt, die Stadt Kranenburg endlich mit einer Ummauerung zu versehen. Voraus ging der Bau einer neuen Burg auf einem rechteckigen Areal an der Nordflanke der Stadtauslage. Für diese neue Burg hat sich in der älteren Forschungsliteratur der Name Stadtschloss durchgesetzt. Die neue Landesburg wurde zwischen 1388 und 1395 fertiggestellt. Parallel dazu hat man die Motte aufgegeben. Schon 1391 wird von der "ailder burgh" in den Quellen gesprochen. 1394 heißt es, dass auf der "Ailderborgh" Kohlgärrten der Bürger gibt. Weiter dürfen Schweine auf dem Gelände gehalten werden. Der Mottenhügel war noch 1733 intakt, wie dem Klevischen Kataster zu entnehmen ist. Wann dieser abgetragen wurde, ist unbekannt. (J. Wroblewski)

Bauentwicklung:

Über die Baugestalt und die Abmessungen der ersten Kranenburger Burg geben neben dem Luftbildbefund vor allem Ausgrabungen. Bis in die fünfziger Jahre des 20. Jh. verlief die Tiggelstraße in einem weiten Bogen um die Burgstelle herum. Bei der Straßenbegradigung 1956 führte das Rheinische Landesmuseum Bonn eine archäologische Begleitung durch. In den Aufschlüssen wurden Spuren mehrerer Gräben und Wallanlagen erkannt, weiterhin Holzpfosten und Hinweise auf eine Palisadenstellung. Die Befunde ließen verschiedene Bauphasen erkennen. Die Keramik umfasste einen Zeitraum von der 2. H. des 13. Jh. bis ins 14./15. Jh. Nach heutigem Kenntnisstand wurde jedoch nur das westliche Vorfeld nicht jedoch die Vor- und Hauptburg selbst angeschnitten. Es scheint sich hierbei um eine vorgeschobene Befestigungslinie gehandelt zu haben. Drei der Palisadenhölzer wurden 2005 dendrochronologisch untersucht. Zwei Pfähle waren um 1341, einer um 1300 gefällt worden. Damit liegen Hinweise auf Ausbesserungen bzw. Umbauten an der Motte nach der Gründungszeit im 13. Jh. vor.
Die Zweigliedrigkeit aus kreisförmiger Hauptburg bzw. Motte und sichelförmiger Vorburg im Osten wurde in einem Luftbildbefund 1982 klar. Im Jahr 2000 wurde eine Sachverhaltsermittlung durchgeführt. Im Bereich des Mottenhügels konnten oval bis kreisrunde Verfärbungen, vermutlich Standspuren von Pfosten, dokumentiert werden. Zusammenfassend präsentierte sich die "Alde Börg" als Mottenanlage des klassischen Typus mit doppeltem Grabensystem. Die Ausdehnung betrug West-Ost min. 180m, N-S 140m. Der Hauptburghügel hatte einen Durchmesser von ca. 45m,, die sichelförmige Vorburg hatte einen Durchmesser von ca. 40m. Über die Bebauung auf dem Mottenhügel kann nichts Bestimmtes gesagt werden, da mit dem Hügelabtrag nach 1733 verwertbare Spuren eliminiert worden sind. Während der Ausgrabung 2000 beobachtete, verlagerte Tuffquaderreste lassen eine steinerne Bebauung oder zumindest einen steinernen Sockel wahrscheinlicher werden.
Problematisch und bisher nicht erklärbar sind die Differenzen in der Ausrichtung zwischen den 1956 festgestellten Grabenverläufen und jenen aus der Untersuchung von 2000 westlich der Vorburginsel. Weiter sind aus dem Luftbild- und Grabungsbefund vorgeschobene Verteidigungslinien östlich des ehem. Mottenhügels nachweisbar. (J. Wroblewski)

Baubeschreibung:

Obertägig sind im Wiesengelände keine Spuren mehr von der Burgwüstung erkennbar. Diese ist nur im Luftbildbefund noch nachvollziehbar (s. Bauentwicklung). (J. Wroblewski)

Arch-Untersuchung/Funde:

s. Bauentwicklung