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Kilver

Geschichte:

Das Gut Kilver im Westen der heutigen Gemarkung Rödinghausen wird 851 erstmals als königliches Lehen erwähnt. Damals schenkte Ludwig der Deutsche den Herrenhof mit den Gebäuden und allen zugehörigen Feldern, Wiesen und Weiden aus dem Besitz des Grafen Hrodat der Abtei Herford. Die Übertragung gilt als eine der ganz frühen Schenkungen an die Fürstabtei. 1153 erscheint Haol de Kilvere als Zeuge in einer Urkunde des Bischofs von Paderborn. Die Benennung des Niederadeligen bietet einen ersten indirekten Hinweis auf die Existenz eines Adelssitzes, während sich die früheren urkundlichen Nachweise auf einen Hof beziehen.
Gut Kilver war spätestens im 16. Jh. in Besitz der Familie von Vincke, die auch das Gut Ostenwalde in Melle-Oldendorf besaß. Die Trennung beider Güter erfolgte 1597. Zum Besitz von Kilver gehörte die halbe Holzgrafschaft der Kilver Mark, der Meierhof zu Kilver (Merschhof) sowie mehrere zugehörige Höfe in den umliegenden Ortschaften Dono, Ost- und Westkilver. Ältester nachweislicher Besitzer der Wasserburg Kilver ist vor 1588 Rudolf von Vincke, dessen Familie das Gut bis ins 19. Jh. gehörte. Sie müssen die Anlage zumindest zeitweise weiterverlehnt haben, denn die Lehnsakten der Minden-Ravensbergischen Regierung weisen Ende des 16. Jhs. eine Familie von dem Borne als Lehnsbesitzer nach. Magdalena von dem Borne geb. Behr musste nach dem Tod ihres Mannes das Gut 1601 verlassen. Im Anschluss fanden umfangreiche bauliche Veränderungen statt, Auftraggeber waren Johann von Vincke und seine Ehefrau Anna geb. von Fullen. Die Gebäude in der Vorburg mit 30 Kühen und allen Vorräten fielen 1693 einem Brand zum Opfer. Die von Vincke zu Kilver gelangten insbesondere seit dem 18. Jh. zu größerer Bedeutung, stellten etwa Landräte in Ravensberg. Johann Heinrich Severius von Vincke auf Kilver war nach 1752 kurkölnischer Kammerherr. 1799 wurden zur Durchführung notwendiger Reparaturen am Hause Kilver mehrere Kämpe im Kilver Bruch verkauft. 1818 erwarb die bürgerliche Familie Höpker das Gut, die es 1848-1850 umbauen ließ und noch 1969 Besitzer war. (Andreas Kamm)

Bauentwicklung:

Das zweigeschossige Herrenhaus aus verputztem Bruchstein dürfte im Wesentlichen bald nach 1600 (nach Dehio 1605) entstanden sein, wobei von einem Umbau der Vorgängeranlage auszugehen ist, bei dem Teile einer mittelalterlichen Ringmauer oder Umfassungsmauern älterer Gebäude übernommen wurden. Das Herrenhaus präsentiert sich als Zweiflügelbau mit jüngerer Durchfahrt im Westflügel. Durchfahrt und vorgelagerte Brücke dürften auf einen Umbau 1850 zurückzuführen sein. Die ursprüngliche Zuwegung lag weiter südwestlich. Die Angriffsseite des Nordwestflügels weist auf Höhe des Kellergeschosses heute noch eine Schlüssellochscharte auf. Am Nordostende ist eine erkerartig wirkende Eckverstärkung mit offensichtlich zweitverwendeten (?) Sandsteinornamenten eines renaissancezeitlichen Ziergiebels, die um 1600 entstanden sein können (Beschlagwerkornament mit Puttokopf, Volutenpaar und Gesimsprofile, davon eines mit Zahnschnitt), darüber ist ein einzelner Bossenquader eingelassen. Am Südwestende steht ein dreigeschossiger Flankenturm mit einer Rund- und Schlitzscharte sowie zwei Schlüssellochscharten. Der Turm wurde 1848 (Datum Wetterfahne) vermutlich neu bedacht. 1934 wird folgende Bauinschrift mitgeteilt: "Margarete ....m....Relicta Rudolphi Vincken / Me fieri fecit anno 1601 die vero 23. Octobris". Das heute stark abgewitterte Epigramm umläuft vier nebeneinander angeordnete Wappendarstellungen auf zwei Sandsteinen. Diese sind feldseitig zentral oberhalb der Durchfahrt eingelassen. Drei noch lesbare Wappenbilder können den Familien von Nagel, von Nehem und von Vincke zugeordnet werden. Die Wappensteine kamen sicher erst bei der Umgestaltung 1850 hierhin. Das rundbogige Portal der Durchfahrt trägt zur Feldseite hin die Inschrift: "FRIEDERIKE AUGUSTE HÖPKER GEB. DELIUS / 1850". Dehio notiert auch einen Umbau der Hofseite im Jahr 1850.
Der Ostflügel bildet den eigentlichen Wohnbau und ist etwa doppelt so tief angelegt wie der Westflügel. Die nördliche Giebelseite des Ostflügels ist durch einen Fachwerkgiebel mit Krüppelwalm geschlossen. Nach Süden hin schließt ein eingeschossiger Massivbau mit Fachwerkgiebel an. Der Bau ist hofseitig durch ein bauzeitliches Rundbogentor mit Radabweisern erschlossen. Einer mittigen Schleppgaube sitzt ein kleinerer Uhrenturm auf. Eckverstärkungen begrenzen den Südflügel zur Feldseite hin. Ein weiter westlich, auf dem Gelände der früheren Vorburg befindliches Wirtschaftsgebäude ist auf 1798 datiert. Fachwerkanbauten auf der Feldseite des Ostflügels sind Zutaten des 19./20. Jhs. (Andreas Kamm)

Baubeschreibung:

Bei Kilver handelt es sich um eine ehemalige Wasserburg, deren geschichtliche Anfänge bis ins Mittelalter zurückreichen. Der Baubestand datiert jedoch in wesentlichen Teilen erst in das ausgehende 16. bzw. beginnende 17. Jahrhundert, wobei zu berücksichtigen ist, dass bei den renaissancezeitlichen Um- und Ausbauten Teile der mittelalterlichen Vorgängeranlage miteinbezogen wurden. Bei dem Herrenhaus handelt es sich um einen zweigeschossigen winkelförmigen Bruchsteinbau mit jüngerem Fachwerkgiebel. Von der ehemals über quadratischem Grundriss aufgeführten Hauptburg ist die südliche Hofbebauung, das so genannte Dreschhaus, ein Bruchsteinbau mit zwei Ecktürmen und Schießscharten an der Feldseite (16./17. Jh.), erhalten. An der Westseite befand sich ursprünglich das Viehhaus, das 1693 mit dem Vorwerk verbrannte. Die Gräfte wurde teilweise verfüllt. Den Hof vergrößerte man nach Westen. (Jens Friedhoff)