EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Löwenburg bei Stieghorst

Geschichte:

Die Löwenburg wurde erstmals in der 1418 fertiggestellten Weltchronik Gobelin Persons erwähnt. Er vermerkte zum Jahr 1177 die Besetzung und Befestigung des "Lewenberges" durch den Edelherrn Bernhard zur Lippe (um 1140-1224). Diese Aktion führte zu einem schweren Zerwürfnis zwischen Bernhard zur Lippe und Graf Hermann IV. von Ravensberg. Tatsächlich bildet der "Lewenberg", auch Evertskopf genannt, die höchste Erhebung der Grafschaft Ravensberg direkt an der lippischen Grenze und könnte in den 1170er Jahren durch Bernhard befestigt worden sein. In der Auseinandersetzung zwischen Welfen und Staufern stand er auf Seiten Herzog Heinrichs, Hermann war Parteigänger des Kaisers. Zwischen 1480 und 1520 bringt Bernhard Witte - sicher in Kenntnis der Textstelle Gobelins - die Nachricht von der Zerstörung der Löwenburg durch Graf Hermann mit dem sonst nicht belegten Hinweis, die Burg habe auf einem Berg "nicht weit" von Bielefeld gelegen. Alte Spuren würden dort die einstige Existenz einer festen Burg belegen. Die Chronisten des 16-18. Jhs. wiederholten Gobelins Nachricht und schmückten sie aus. Hermann Adolph Meinders (1665-1730) setzte Anfang des 18. Jhs. die Löwenburg mit der Sparrenburg (siehe dort) gleich. Zur gleichen Zeit benannte der lippische Amtmann Heinrich Küster "rudera castelli antiqui" auf dem Evertskopf, "der noch jetzo genannt wird Leimberg oder Lehmberg". Otto Weerth erblickte in den Befestigungsanlagen als erster die von Gobelin Person erwähnte Löwenburg. In den letzten Jahren wurden Argumente für und gegen den Standort einer Burg auf dem Evertskop vorgebracht. Das wichtigste Gegenargument ist das augenscheinliche Fehlen eines Brunnens. Befürworter sehen neben der passenden Größe der Anlage und den aufgenommenen Bauspuren, die eine Höhenmotte plausibel erscheinen lassen, auch ein Argument in der Ableitung des Namens der Bauerschaft Lämershagen von "Lewenbergshagen", die etwa in der Zwischenform "Lewenbrichshagen" in den Lippischen Regesten belegt ist. Inwieweit die Anlage von ravensbergischer Seite zwischen 1178 und 1180 erobert und teilweise zerstört oder ggf. als Hochwarte weiter betrieben wurde, ist offen. (Andreas Kamm)

Bauentwicklung:

Zur Bauentwicklung der Löwenburg liegen nur spärliche Hinweise vor. Sie wurde wahrscheinlich um 1177 erbaut (Biermann, Zutzt); Gaul schlägt eine Entstehung der Anlage im 10. Jh. und eine Neubefestigung um 1177 vor. 1897 fand eine kleine Grabung statt. Sie förderte formlose Scherben ans Tageslicht, die karolingisch oder jünger sein könnten. Spuren von Mauerwerk wurden nicht aufgefunden. (Andreas Kamm)

Baubeschreibung:

Die Löwenburg steht auf einer 312,6 m hohen Erhebung des südlichen Kamms des Teutoburger Waldes und dürfte nach den obertägig sichtbaren Erdwall- und Grabenresten in Haupt- und Vorburg geteilt gewesen sein. Die im Grundriss ovale Hauptburg ist von einem starken Ringwall umgeben und misst 110 x 65 m. Ihr liegt eine etwa gleich große, trapezförmige Vorburg an der südostlichen Langseite gegenüber. Von der Vorburg aus führt der Weg über eine Erdbrücke und passiert den innen angeordneten Hauptburggraben. Wie die Zuwegung zur Burg erfolgte, ist nicht mit letzter Sicherheit zu klären. Unmittelbar nördlich und östlich der Burg liegen Graben- und Wallabschnitte als Verteidigungselemente, die einen Weg aus nördlicher Richtung gesichert haben könnten. Ein schmaler Bergsattel nordwestlich der Burg ist möglicherweise als Teil der Zuwegung anzusehen. Das Tor lag den Spuren nach zu urteilen, nördlich. In der Vorburg-Ostecke fällt eine Plattform, möglicherweise für einen Turm, auf. Der Hauptburgwall umfasst zwei Bergkuppen und einen innenliegenden Graben. Der Zugang von der Vorburg zur Hauptburg ist etwa mittig an der südöstlichen Langseite des Hauptburgwalles platziert, wo der Weg über den Graben über eine Erdbrücke führt. Die nordöstliche der beiden Kupppen, künstlich erhöht und mit einem Plateau von etwa 10 m Durchmesser versehen, bildet den höchsten Punkt. Beide Kuppen werden als Standort eines hölzernen Turmes gedeutet. Zwischen den Kuppen erstreckt sich eine Flachmulde. Westlich der höheren Kuppe fällt eine runde Vertiefung auf, eine solche von etwa rechteckigem Grundriss liegt auch südwestlich der niedrigeren Kuppe. Sie messen jeweils mehrere Meter im Durchmesser. Ihre Funktion ist unklar, 1878 wurden sie als Wohngruben gedeutet. Hinweise auf einen Brunnen fehlen. Südlich und südwestlich der Burg liegen aus zwei Bergrücken bestehende künstliche Erhebungen, die von eingestürzten Mauern stammen könnten.
Östlich der Anlage, am Hang des Lewenberges und am Maakenberg, befinden sich Wälle, die die Wege im Markengrund sperren konnten. (Andreas Kamm)

Arch-Untersuchung/Funde:

1897 fand eine kleine Grabung statt. Aufgefundene Scherben lieferten für eine Datierung keine Hinweise.