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Keyenberg

Geschichte:

Die Burg liegt nördlich des Ortsrandes von Keyenberg in der feuchten Niederung zwischen dem Bach Köhm und einem Niersquellbach. Eine Siedlung lässt sich in Keyenberg spätestens für das 8./9. Jh. nachweisen: Nach einer nicht belegten Überlieferung des 18. Jhs. schenkte um 716 Plektrudis, die Frau Pippins des Mittleren, den Herrenhof zu Keyenberg der von ihr gegründeten Kölner Kirche Maria im Kapitol. Im Jahr 893 wird "Ckeienburhc" im Prümer Urbar, einem unter dem Abt Regino von Prüm entstandenen Güterverzeichnis, erwähnt.
Die Existenz einer Burg, die als Stammsitz der Herren von Keyenberg anzusprechen ist, lässt sich jedoch erst im dritten Viertel des 12. Jhs. mit der Nennung eines Angehörigen der Familie von Keyenberg nachweisen. So werden 1168 ein Adelbertus und 1285 ein Sybertus von Keyenberg erwähnt. Weitere Nennungen dieses Geschlechtes erfolgen 1350 mit einem Gerhardus und 1395 mit einem Hennes von Keyenberg. Bis in die zweite Hälfte des 14. Jhs. endete der Ortsname auf "-burg", dann setzte sich die heutige Endung "-berg" durch. In der ersten Hälfte des 15. Jhs. fiel der Adelssitz vermutlich an die Edelherren von Wambeck. Zu dieser Zeit war er ein allodiales, also freies Rittergut und damit an keinen Lehnsherrn gebunden. Ende des 15. Jhs. gelangen die von Reuschenberg zu Selikum in den Besitz der Burg, verkaufen sie aber bald an die Familie von Zours. Mit Anna von Zours zu Keyenberg starb 1655 dieses Geschlecht aus.Trotz eines Testamentes kam es zu jahrzehntelangen Erbstreitigkeiten und wiederholten Besitzerwechseln auf Haus Keyenberg. Schließlich kaufte 1832 die Bürgermeisterfamilie Velder den vom 16. bis 18. Jahrhundert landtagsfägigen Rittersitz. Ihre Nachkommen sind bis heute Eigentümer des Anwesens. Der Ort gehörte zum Jülicher Amt Kaster und vor 1789 zum Gericht Wanlo. Spätestens 2025 wird Keyenberg dem Tagebau Garzweiler II weichen müssen. (Markus Westphal)

Bauentwicklung:

VorgäVorgängerbauten der noch heute bestehenden Gebäude sind archäologisch nachgewiesen: So stammen unbearbeitete, wiederverwendete Liedberger Sandsteine von einem früh- bis hochmittelalterlichen Massivbau. Bearbeitete Blöcke und Quader aus Liedberger Sandstein dürften dagegen einem jüngeren Vorgängerbau aus dem Anfang des 14. Jhs.. zuzuordnen sein. Auf dessen Fundamenten baute Wilhelm von Zours zu Keyenberg in den 1520er -Jahren den Sitz völlig neu auf, wobei das Aufgehende größtenteils aus Holz bestand. Das zu dieser Zeit errichtete Herrenhaus stürzte Mitte des 17. Jhs.. ein und wurde durch einen Neubau aus hart gebrannten Backsteinen ersetzt. 1666 und 1668 brachen Mauerteile der einst fünfseitigen Vorburg zusammen und mussten erneuert werden. (Markus Westphal)

Baubeschreibung:

Ursprünglich soll ein Wall mit einem inneren und zwei äußeren Wassergräben die auf zwei Inseln erbaute Wasserburg geschützt haben. Heute sind nur noch der innere Wassergraben und der Wall erhalten. Während die beiden ältesten Vorgängeranlagen nicht weiter rekonstruiert werden konnten, ist das spätmittelalterliche/frühneuzeitliche Herrenhaus aus den 1520er Jahren weitgehend erschlossen. Bei Bauarbeiten stieß man vor 1985 auf dessen Fundamente aus schwach gebrannten Backsteinen (Format: 27x14 x 6 cm): Sie reichten bis in eine Tiefe von 2,50 Metern und gründeten nicht auf Pfahlrosten. Die Ostmauer wies innen eine Länge von 6,20 Metern auf, die Nordmauer war mindestens zwölf Meter lang, konnte aber im Westen nicht bis zum Ende verfolgt werden. Die Südmauer bildet das Fundament der heutigen Nordmauer des Herrenhauses und zieht unter dessen Westmauer weiter nach Westen. In der Südmauer fand sich einen Meter unter der heutigen Oberfläche eine Schießscharte von 0,6 Metern Höhe. Daher ist anzunehmen, dass der Laufhorizont zu Anfang des 16. Jahrhunderts bedeutend tiefer lag.
Das Gelände wurde durch Schuttauffüllung künstlich erhöht, bevor Johann Heinrich von Hanxler 1657 das zweigeschossige Herrenhaus mit vorspringendem, dreigeschossigen Eckturm auf starken Eichenholzpfählen neu errichtete. Zu dieser Zeit verfüllte man auch einen zwischen Haupt- und Vorburg vorhandenen Wassergraben. Unterhalb der Dachtraufe des Herrenhauses verläuft ein Rundbogen-Abschlussfries, der auch den viereckigen, dreigeschossigen Turm in gleicher Höhe umgibt. Der Fries trennt hier das oberste Geschoss von den unteren. Das westlich dem Herrenhaus vorgesetzte Portal kam erst 1799 hinzu. Das Haus besitzt ein Walmdach, während der Turm eine gotische Spitzhaube trägt; beide Dächer sind mit Schiefer gedeckt. Die aus dem 19. und 20. Jahrhundert stammenden Gebäude der Vorburg sind unregelmäßig um einen nicht geschlossenen Innenhof angelegt. Der Zugang erfolgt von Süden über eine Brücke und durch einen Torbau. (Markus Westphal)

Arch-Untersuchung/Funde:

Bei der Entschlammung des Wassergrabens barg man mittelalterliche Scherben, die wohl zu einem blaugrauen Kugeltopf gehören. Ausgrabungen im Jahr 1987 brachten unter anderen die Eichenpfahlgründungen des Baues von 1657 sowie einen Brunnen mit Holzfassung und eiserner Pumpenröhre zutage. (Markus Westphal)