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Kobern Oberburg

Geschichte:

Als Initiatoren der Koberner Oberburg kommen die 1129 erstmals urkundlich bezeugten Herren von Kobern in Frage, deren Erbe an Gerlach I. von Isenburg-Kobern gelangte. Zusammen mit der Niederburg wird die Oberburg 1195 im Zusammenhang mit einer Auseinandersetzung des Gerlach von Isenburg-Kobern mit dem Trierer Erzstift genannt. Beide Burgen werden schließlich dem Erzstift Trier zu Lehen aufgetragen. Bedeutung erlangte die Oberburg in der ersten Hälfte des 13. Jhs. infolge des in der dortigen Matthiaskapelle aufbewahrten Kopfreliquiars des Apostels Matthias, das vermutlich durch den Kreuzfahrer Heinrich I. von Isenburg-Kobern (1217-21) ins Rheinland kam. Spätestens 1354 gelangte die Reliquie in den Besitz des Erzstifts Trier, wurde zwischen 1362 und 1381 auf die Burg Ehrenbreitstein verbracht und bildete 1430 einen Bestandteil des Trierer Domschatzes. Nach dem Erlöschen des Hauses Isenburg-Kobern im Mannesstamm veräußerten die Erben Ober- und Niederburg 1347 an den Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg. Kobern wurde Sitz eines eigenen kurtrierischen Amtes, das später dem Amt Polch einverleibt wurde. Im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekrieges wurden 1688/89 beide Burgen zerstört. Burgruine und Matthiaskapelle gelangten 1948 in den Besitz des Landes Rheinland-Pfalz. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Dem ältesten Baubestand der Burg aus der zweiten Hälfte des 12. Jhs. gehören die Ostflanke der Ringmauer sowie der quadratische Bergfried an. Aufgrund der Ergebnisse der vom LfD 1987/88 durchgeführten Grabungen lässt sich die Burg des 12. Jhs. zumindest in wesentlichen Teilen im Grundriss weitgehend rekonstruieren. Wohn-, Wirtschafts- und Repräsentationsbauten gruppierten sich entlang der Ringmauer um einen Innenhof. Die im ersten Viertel des 13. Jhs. über sechseckigem Grundriss als Zentralbau errichtete Matthiaskapelle hatte eine Vorgängeranlage des 12. Jhs., von der der Chor übernommen wurde. Offenbar bedingte der Neubau der Matthiaskapelle bauliche Veränderungen im Gefüge der Burg. Der Vorgängerbau scheint bis auf den Chor niedergelegt worden zu sein. Die Ringmauer wurde im Bereich der Kapelle auf einer Länge von 17 m abgebrochen und parallel zu den Außenmauern des Hexagons der Kapelle wieder aufgebaut. Vermutlich musste dem Neubau der Kapelle auch ein Teil des Gebäudes in der Südwestecke der Burg weichen. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Die Anlage umfasst einen langgestreckten polygonalen Bering von etwa 110 x 40/50 m, der später nach Westen erweitert wurde. Die südliche Angriffseite wurde durch einen breiten Halsgraben gedeckt, während die gefährdete Nordseite durch den in die Ringmauer einbezogenen quadratischen Bergfried gesichert wird. Der Hauptturm sicherte gleichzeitig den nicht mehr erhaltenen Zugang zur Burg, der parallel zur Westflanke des Burgbergs verlief. Besondere Aufmerksamkeit verdient die um 1220 in spätromanischen Formen über sechseckigem Grundriss erbaute Matthiaskapelle. (Jens Friedhoff)