EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Thurandt

Geschichte:

Als Initiator der um 1200 entstandenen Burg Thurandt gilt der welfische Pfalzgraf Heinrich der Lange, ein Sohn Heinrichs des Löwen. Die Burg diente dem Schutz welfischer Interessen an der unteren Mosel. Ihren Namen Thurandt verdankt die Burg der Kreuzzugsteilnahme Heinrichs des Langen, der ihn von der im Dritten Kreuzzug 1197/98 vergeblich belagerten Burg Toron bei Tyrus ableitete. Nach dem Erlöschen der welfischen Pfalzgrafen übergab Kaiser Friedrich II. Thurandt 1214 an die staufertreuen Wittelsbacher. Deren noch schwache Position im Mosel-Hunsrück-Raum nutzte der Kölner Erzbischof Engelbert von Berg, in dessen Hände die Burg bald nach 1216 gelangte, und errichtete in der Umgebung von Thurandt einen Turm ("Engelbert-Turm"), der evtl. mit der sogenannten Burg auf dem Junkernwaldsköpfchen identisch sein könnte. Zwischen 1230 und 1238 ging Burg Thurandt aufgrund vertraglicher Regelungen wieder in den Besitz des Pfalzgrafen bei Rhein über. Im Jahre 1243 kam es erneut zu Auseinandersetzungen um Thurandt. Diesmal standen sich die Pfalzgrafen und der Trierer Erzbischof Arnold von Isenburg gegenüber. Anlass waren Übergriffe des pfalzgräflichen Gefolgsmanns, des Marschalls Berlewin, genannt Zurno. Der Trierer Erzbischof nahm nach zweijähriger Belagerung 1246-48 mit Unterstützung seines Kölner Amtsbruders Konrad von Hochstaden die Burg Thurandt ein. Die zwischen beiden Herren geteilte Burg mit den Orten Alken, Oberfell und Kattenes wurde Kondominat der beiden geistlichen Landesherren. Seit dem Spätmittelalter gelangte die Burg in die Hände verschiedener Adelsfamilien u. a. der Herren von Wiltberg (1495) und der Herren von Eltz (1512). Die im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 zerstörte Burg gelangte 1911 als Ruine in den Besitz des Geheimrats Dr. Allmers, der Teile der Anlage 1915/16 wiederherstellen ließ. Heute ist Burg Thurandt Eigentum der Familien Wulf und Allmers. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Eine detaillierte Untersuchung zur Baugeschichte der imposanten Burg steht noch aus. Der erhaltene Baubestand mit Ringmauer, zwei Bergfrieden sowie mehreren Gebäuderesten datiert vornehmlich in die Zeit nach 1248. Die 1542 bereits als baufällig bezeichnete Burg wurde 1616 ihres Dachwerks beraubt. Im Zuge der späthistoristischen Wiederherstellung der 1689 endgültig ruinierten Burg entstanden das Torhaus sowie verschiedene Wohngebäude im Bereich der Kernburg. Das Wohnhaus wurde in den 1960er Jahren nach Beschädigung durch amerikanischen Artilleriebeschuss wiederaufgebaut. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Die länglich-ovale Grundrissform der Anlage ist wohl noch auf die um 1200 entstandene Gründungsanlage zurückzuführen, während das aufgehende mittelalterliche Mauerwerk zumeist in die Zeit nach 1248 datiert. Burg Thurandt nimmt ein von Norden nach Süden gestrecktes Rechteck ein, dessen Nordseite ausgebuchtet ist. Der durch einen Halsgraben gesicherte Zugang auf der Südseite wird zusätzlich durch den runden Bergfried der sogenannten Trierer Burg gesichert. An die östliche Ringmauer lehnen sich ein 1915 wiederhergestelltes Gebäude sowie der sog. "Palas" an. Im Stil der späten Romanik gehaltene Bi- und Triforienfenster in der Außenwand des Palas sind Zutaten des Späthistorismus. Zu den Baulichkeiten der sog. "Kölner Burg" im Nordteil der Anlage gehören der zweite, ebenfalls runde Bergfried sowie ein mit zwei Tourellen versehenes Gebäude. Inmitten des südlichen Burghofs finden sich Reste der Zisterne. Ursprünglich war die Burg mit der im ersten Viertel des 14. Jhs. entstandenen Ortsbefestigung verbunden. (Jens Friedhoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

Keramikfunde lassen auf einen römischen Wachposten an der Stelle der hochmittelalterlichen Burg schließen.