EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Pyrmont in der Eifel

Geschichte:

Als Initiator des Burgenbaus zu Pyrmont im ersten Viertel des 13. Jhs. kommt Kuno von Schönberg in Frage, der einem im Raum Malmedy ansässigen edelfreien Geschlecht entstammt und in den Schriftquellen von 1209 bis 1225 erscheint. Urkundlich wird Burg Pyrmont erstmals 1225 erwähnt. In der Folgezeit benennt sich der in der Eifel ansässige Zweig der Familie von Schönberg nach Pyrmont. Offenbar erfolgte die Gründung der Burg auf Allodialbesitz. Hinweise auf eine Lehnsabhängigkeit vom Erzstift Trier fehlen. Der Versuch, unterhalb der Burg eine befestigte Talsiedlung zur Stadt auszubauen, schlug fehl. Die bescheidene Ansiedlung, 1371 als Tal bezeichnet und mit einer Mauer umgeben, beherbergte 1544 lediglich die Behausungen von sechs Familien. Während der Eltzer Fehde 1331 bis 1336 scheinen die Herren von Pyrmont Neutralität gewahrt zu haben. Um 1480 dient die Burg als Witwensitz. Einzelne Teile der Burg (Ober-und Niederburg) werden bereits 1441 im Zuge einer Erbteilung aufgeführt. Nach dem Erlöschen der Herren von Pyrmont im Mannesstamm gelangen Burg und Herrschaft in der Erbfolge 1524 an die Familie von Eltz und 1652 schließlich zur Hälfte an die Waldbott von Bassenheim. Die zuletzt genannten Waldbott von Bassenheim waren ab 1710 alleinige Besitzer von Burg und Herrschaft und errichten ab 1712 in der seit der zweiten Hälfte des 17. Jh. zum Teil ruinösen Oberburg ein schlichtes Barockschloss. 1810 wird die Burg auf Abbruch versteigert. Nach mehrfachem Besitzerwechsel gelangt die Burg 1912 an den Architekten Gustav Krause aus Trier. Durch Erbgang gelangt die Anlage an den Architekten Franz Krause, der u. a. als Zeichner bei der Denkmäleraufnahme in der Rheinprovinz tätig ist und einzelne eingestürzte Teile der Burg wiederherstellen lässt. 1932 und 1937 werden einige Wohnräume im Erdgeschoss des barocken Schlosses wieder eingerichtet. 1963 erwerben die Düsseldorfer Architekten Prof. Dr. Helmut Hentrich und Dipl.-Ing. Hubert Petschnigg die Burgruine und betreiben den Wiederaufbau als Gästehaus und Atelier für Wettbewerbsarbeiten ihres Architekturbüros. 1967 geht Pyrmont schließlich in den Alleinbesitz der Familie Petschnigg über, die die revitalisierte Anlage 1990 für die Öffentlichkeit zugänglich machte und als Museum einrichtete. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Zum ältesten hochmittelalterlichen Baubestand der Burg in Spornlage zählen Teile der sogenannten Oberburg. Es handelt sich vornehmlich um den runden Bergfried, der deutlich die Einflüsse des französischen Burgenbaus zeigt und in die erste Hälfte des 13. Jhs. datiert. An den Turm schlossen sich vermutlich mittelalterliche Wohnbauten an, die zum Teil in den barocken Neubau ab 1712 integriert wurden. Mittelalterlichen Ursprungs ist ferner der noch erhaltene einfache rechteckige Chor der Burgkapelle. Ein Burgkaplan wird bereits 1268 erwähnt, die Kapelle wird 1455 explizit genannt. Um 1590 berichten die Quellen von Arbeiten an dem Dachreiter des Sakralbaus. Reste der Bemalung in der Kapelle datieren sehr wahrscheinlich ins 14. Jh. Zum Kernbestand der hochmittelalterlichen Anlage wird ferner eine Vorburg, die sogenannte "Niederburg" gehört haben, die zu einem nicht genau bekannten Zeitpunkt im 15. Jh. nach Westen durch eine weitere zweite Vorburg mit Wirtschaftshof erweitert wurde. Im Zuge einer Erbteilung werden 1411 u. a. die Oberburg und das "nuwe Gehuse" gegenüber der Oberburg sowie ein Kelterhaus mit Hofstatt in der Niederburg aufgeführt. Mitte des 17. Jhs. erfolgen bauliche Aktivitäten im Bereich der Oberburg, die vermutlich der Wiederherstellung von kriegszerstörten oder beschädigten Gebäuden galten. 1664 befand sich die Burg erneut in baulich schlechtem Zustand. Im Bereich der Oberburg, in unmittelbarer Nachbarschaft des runden Bergfrieds entstand zwei Jahre nach dem endgültigen Übergang der Herrschaft Pyrmont an das Haus Waldbott von Bassenheim ein barocker Neubau, der jedoch bereits zu Beginn des 19. Jh. seine Dächer verlor und zur Ruine wurde. In den 1960er Jahren wurde die Burganlage revitalisiert und der Barockbau zu einem Wohnhaus ausgebaut. Im Bereich der ersten Vorburg im Westen entstanden unter Verwendung geringer mittelalterlicher Bauteile neue Gebäude. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Die auf einem Bergsporn gelegene Höhenburg gliedert sich in drei Teile. Auf der Spornspitze liegt die sogenannte Oberburg mit ihrem markanten runden Bergfried und dem zum Tal hin platzierten Barockschloss. Dem leicht erhöhten Oberburgplateau vorgelagert ist die sogenannte Niederburg, die durch einen Halsgraben von der vermutlich jüngeren zweiten Vorburg (14. Jh.) im Westen abgetrennt ist. Ursprünglich verfügte die Anlage über mehrere Zugänge. Vom Tal her führte an der Ostseite durch einen Torzwinger ein Burgweg zur Nieder- und Oberburg. Ein weiterer Zugang befand sich auf der Westseite. Der Burgweg durchquerte die erste jüngere Vorburg, und führte über eine den Halsgraben überwindende Brücke in den Hof der Niederburg. Von der ersten Vorburg im Westen haben sich nur geringe Mauerreste erhalten, die im Zuge der Revitalisierung der Anlage in den 1960er Jahren in modernen Gebäuden (Restaurant) integriert wurden. Durch ein wiederhergestelltes Tor gelangt man in die Niederburg, deren Ringmauer an der Südwestecke zum Halsgraben hin von einem dreiviertelrunden Turm mit erneuerter Kegelhaube flankiert wird (Durchmesser 5,80 m; Mauerstärke im Untergeschoss 1,80 m). Im Verlauf der südlichen Ringmauer findet sich ein zweiter, schlanker Rundturm, der ebenfalls bei der Wiederherstellung eine neue Kegelhaube erhielt (Durchmesser 3,50 m). Die Ringmauer weist Baubefunde auf, die auf eine nach innen vorkragende hölzerne Wehrgangkonstruktion schließen lassen. Ferner finden sich Spuren, die erkennen lassen, dass sich an die Ringmauer später Wohn- und Wirtschaftsbauten anlehnten. Der Kernburgbereich der sogenannten Oberburg wird von dem wiederhergestellten dreigeschossigen Barockbau bestimmt, der zum Tal hin sechs Fensterachsen aufweist und ursprünglich ein hohes Walmdach aufwies. Aus der südlichen Schmalseite des Baukörpers springt der quadratische Chor der mittelalterlichen Burgkapelle vor, die im Inneren geringe Spuren der spätgotischen Bemalung aufweist. Als wichtigstes noch erhaltenes Element der hochmittelalterlichen Burg ist der runde 24,50 m hohe runde Bergfried anzusprechen, der in seinen unteren Partien einen Durchmesser von 9,70 m aufweist, sich nach oben verjüngt und unterhalb des Rundbogenfrieses des obersten Geschosses noch 9,10 m misst. Im Inneren verfügt der von französischen Rundtürmen bestimmte Hauptturm über einen Kamin im ersten Geschoss auf der Höhe des ursprünglichen Hocheingangs sowie über Gewölbe. Die vertikale Verbindung zwischen den einzelnen Geschossen erfolgt über eine schmale Treppe in der Mauerdicke. Unmittelbar vor dem Bergfried befindet sich der Burgbrunnen, der eine Tiefe von 58 m erreicht. (Jens Friedhoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

Im Bereich der ersten Vorburg stieß man in den 1930er Jahren auf Fragmente verschiedener Bodenfliesen aus Ton, die jedoch seit 1952 wieder verschollen sind. (J.F.)