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Daun

Geschichte:

Der Dauner Burgberg erhebt sich, weitgehend isoliert von den umgebenden Höhenzügen, am rechten Ufer der Lieser und ist heute von Häusern der Stadt rings umbaut. Zwar ist die großenteils zerstörte Burg als solche für das ungeübte Auge nicht sofort zu erkennen, doch ist sie wegen des im barocken Amtshaus der Burg eingerichteten Hotels "Kurfürstliches Amtshaus" weit über die Region hinaus bekannt.
Eine permanente Besiedlung lässt sich spätestens für die römische Zeit im Bereich der heutigen Stadt Daun und ihrer unmittelbaren Umgebung feststellen. Auch innerhalb der Burg - vereinzelt in ihr vermauert - gab es Funde aus der römischen Epoche, so Reliefs und Inschriftsteine, darunter der Deckel eines Sarkophags (heute im Museum Daun), Statuetten und der in der Außenmauer der Burg gefundene "Vier-Götterstein", die Basis einer Jupitersäule, welche 1916 ins Landesmuseum Trier verbracht wurde. Während die genaue Herkunft der Inschriftsteine heute meist nicht mehr zu klären ist, ist die Lage einer ländlichen römischen Siedlung am Fuß des Burgberges zu erschließen.
Der Name der Stadt - er lautete im Mittelalter "Dune"/"Dhune" - wird auf das keltische Wort "Dunum" bzw. auf das fränkische "Tun" zurückgeführt. Gemeint waren damit (befestigte) Orte der Gerichtsbarkeit eines Gaues, in denen ein Thungin seinen Sitz hatte. Nach einer anderen Theorie ist die Namensherkunft Daun aus der keltischen Bezeichnung "Duron" (Zaun) zu erklären, woraus in römischer Zeit "Dunum" geworden sein soll. Ein roter Zaun auf goldenem Grund wurde das Wappen des Adelshauses von Daun.
Die Herkunft der Herren von Daun - sie galten lange Zeit als "eines der ältesten Adelsgeschlechter der Eifel" - ist nicht eindeutig geklärt, zumal es im Mittelalter in der Eifel und rundum Orte ähnlichen Namens gab. Erstmals urkundlich nachweisbar sind die Edelherren von Daun 1136. Ebenso ist letztlich unklar, ob die Altburg/Schalkenmehren oder die Burg Daun Stammburg des Geschlechtes war. Mehrere urkundliche Nachrichten sind nicht eindeutig auf die eine oder andere Burg zu beziehen. Ausgrabungen auf der Altenburg 1979 stützten die Annahme, dass schon zu Beginn des 10. Jh., etwa z. Zt. Theoderichs II., eines Sohnes Heinrichs I., die Verlagerung auf den Dauner Burgberg erfolgte, wo die Burg Daun (auch Nanstein) erbaut wurde: Theoderich von Dune, der zweite Sohn Heinrichs I., wurde in der damals erbauten ersten Pfarrkirche St. Nikolaus in Daun begraben; zuvor war die Kirche von Weinfeld die Kirche der Dauner Herren (Jung/Weber 1981, 11). Die von Daun waren urspr. ein freiherrliches, später ein ministerialisches Adelsgeschlecht (Berns 1980, 67).
Nach dem Tod des Pfalzgrafen Wilhelm, er starb 1142 kinderlos, wurde Daun Reichslehen. 1325 trug Ägidius von Daun das Burghaus Nan(n)stein (= Neuenstein?) innerhalb der Burg dem Grafen Gerhard von Jülich zu Lehen auf. Burg Daun war zu jener Zeit bereits eine Ganerbenburg. Am 8.5.1338 räumte Dietrich von Daun dem Trierer Erzbischof Balduin das Öffnungsrecht an der Burg ein (Dominicus 1862, 409). Dietrichs Sohn gleichen Namens sicherte dem Erzbischof 1347 das Öffnungsrecht an allen seinen Burgen zu. Ägidius von Daun trug ihm 1341 seine erst geplante Burg auf der Altenburg/Schalkenmehren als ligisches Offenhaus auf und verkauft dem Erzbischof 1353 neben Gütern und Herrschaften sein Haus Nanstein auf Burg Daun (Berns 1980, 93). Dem Übergang des Hauses Nanstein und weiterer Teil der Burg Daun gingen Kämpfe zwischen Ägidius von Daun und den Erzbischöfen von Trier und Köln voraus, nachdem Ägidius angeblich als "Raubritter" in Erscheinung getreten war: 1352 erfolgte die Eroberung von Burg und Stadt Daun und die Aufteilung des Dauner Besitzes unter den siegreichen Erzbischöfen. Zuvor hatte sich Ägidius (auch Schyls, Schilles u.ä.) der Botmäßigkeit des Trierer Erzbischofs entzogen, worauf Balduin und sein Kölner Amtskollege, Erzbischof Wilhelm, am 2.9.1350 ein Bündnis schlossen, "den Herrn Schyls und alle seine Gemeiner und Ganerben davon" abmahnten und schließlich Daun angriffen; sie "gewannen die Burg, brachen und schleiften die Häuser im Thale und schlossen, damit keine Zweiung zwischen ihnen oder ihren Nachfolgern in Trier und Cöln entstehen möchte, einen Vertrag zu einer Theilung und zu gemeinschaftlichem Besitz in der Weise, daß Baldewin und die folgenden Erzbischöfe von Trier das zu Daun gelegene Haus Nanstein mit dem Thurme und dem Begriffe der Mauern ringsum allein behalten, Wilhelm aber und seine Nachfolger das gleichfalls zu Daun gelegene Haus Rodemachern mit Mauern oben und unten, vorn und hinten für sich haben, daß dagegen der hohe Thurm, 'Valche' [Falke?] genannt, der an dem Hause Rodemachern stand, und alle übrigen Häuser gemeinsames Eigenthum von Trier und Cöln bleiben sollten. Ferner setzten sie fest, daß ein jeder in seinem besonderen Hause bauen und seinen Willen thun könne, in dem gemeinschaftlichen Besitze aber beide einträchtig handeln, sich ohne Hinderniß zulassen, Pförtner gemeinschaftlich einsetzen, beköstigen und sich huldigen lassen wollten. Alle Dörfer, Zehnten, Weiher, Wälder, Felder, Wiesen u.s.w., alle Güter hoch und tief, groß und klein, besucht und unbesucht, naß und trocken, die zu Daun gehörten und die von Kuntel an bis Bitburg und von da bis Cöln und wieder von Kuntel bis an den Rhein, doch von der Mosel eine Meile Weges zu beiden Seiten entfernt lägen, sollten sie gemeinschaftlich haben und brauchen, der letzteren an der Mosel dagegen sollte sich der Erzbischof von Cöln nicht unterwinden. Endlich wollten sie mit Schyls v. Daun, mit denen, die seine Gemeiner daselbst waren, und ihren Erben nur gemeinsam Frieden und Geduld nehmen, jeden Angriff vereint abwehren und einen Burgfrieden von Seiten beider Stifte machen, den die Amtleute beiderseits beschwören müßten" (Dominicus 1862, 567f). (Die Gesta Treverorum, P. 267, nennen den 3.6.1352 als Datum der Einnahme der Burg, doch ist dies nicht eindeutig geklärt.)
Der Trierer Erzbischof Balduin ließ sich die Burg Daun am 9.1.1354 übergeben, nachdem sich die v. Daun Anfang der 1350er Jahre gegen ihn erhoben hatten (Berns 1980, 93). Ab 1357 begann der Ausbau des kurtrierischen Amtes Daun, das bis 1803 bestand. 1363 belehnte Kaiser Karl IV. Erzbischof Kuno II. von Trier mit der "Feste Dhune" und Zubehör"; er befahl den Bewohnern, dem Erzbischof gehorsam zu sein. 1378 wurde die Belehnung erneuert. Die Burg war Sitz eines kurtrierischen Amtmannes.
Nachdem 1407/08 die ältere Linie v. Daun ausgestorben war, zog Kurtrier als kaiserlicher Lehnsherr deren Anteil an der Burg ein. Trier und das Haus Manderscheid, das durch Heirat einen Anteil an der Burg erhalten hatte, vergaben ihre Anteile bis Ende 18. Jh. gemeinsam als Lehen an die jüngere österreichische Linie der Grafen von Daun: Der Name und das Wappen der Herren v. Daun waren an ein ab 1352 erwähntes Burgmannengeschlecht übergegangen, das Kaiser Ferdinand III. (reg. 1637-57) in den Grafenstand erhob. Leopold Joseph Maria Reichsgraf von Daun (1705-66) wurde österreichischer Feldmarschall unter Kaiserin Maria Theresia; er galt als gefährlicher Gegner des preußischen Königs Friedrich II. der Große 1904 starb die Familie von Daun im Mannesstamm aus.
1689 zerstörten französische Truppen die Burg; sie brannten auch die Stadt nieder. Nach der Zerstörung der Burg entstanden Neubauten im 18. Jh. Im "Kellnerei" genannten Amtshaus fand 1913 eine "Königlich preußische Oberförsterei" ihren Sitz; seit 1815 gehörte die Burg dem preußischen Staat. Zu Zerstörungen der Burg kam es im 2. Weltkrieg. 1948 kam diese an das Land Rheinland-Pfalz; 1957 wurde die Stadt Daun Eigentümerin, 1978 ging Burg Daun in Privatbesitz über, und 1979-81 erfolgte der Bau des Hotels. (Michael Losse)

Bauentwicklung:

Eine permanente Besiedlung ist spätestens für die römische Zeit im Bereich der Stadt und ihrer unmittelbaren Umgebung bezeugt. In der Burg selbst gemachte römische Funde und Spolien müssen nicht urspr. vom Burgberg selbst stammen (s. Geschichte). Der keltischstämmige Name der Stadt (ebd.) belegt nicht unbedingt die Existenz einer keltischen Befestigung auf dem Berg.
Unklar ist, ob die Altburg/Schalkenmehren oder die Burg Daun die Stammburg der seit dem 11. Jh. nachweisbaren Herren v. Dune war. Mehrere urkundliche Nachrichten sind nicht eindeutig auf die eine oder andere Burg zu beziehen. Ausgrabungen auf der Altenburg 1979 sprechen für die Annahme, schon zu Beginn des 10. Jhs. sei die Verlegung des Sitzes auf den Dauner Burgberg erfolgt. Die genaue Gründungszeit der Burg Daun bleibt jedoch vorerst ebenso unbekannt wie ihr hoch- und spätmittelalterlicher Baubestand.
Der Umfang der Schäden im Kontext der Eroberung der Burg 1352 ist nicht bekannt, ebenso die baulichen Umstrukturierungen nach der anschließenden Aufteilung zwischen den Erzbischöfen von Trier und Köln. Schriftquellen des 16. Jh. bezeugen den schlechten Bauzustand der Burg zu jener Zeit. Einige Speicherbauten galten als sehr baufällig. Anscheinend kam es im 16./17. Jh. lediglich zu Reparaturen, nicht zu umfassenden Instandsetzungen, doch wurde 1605 auf dem "hohen Turm" noch eine Wächterstube eingerichtet. 1689 zerstörten französische Truppen unter Herzog Louis François de Boufflers die Burg und brannten die Stadt nieder. Nach der Zerstörung der Burg entstanden als Neubauten das kurtrierische Amtshaus (1712, evtl. unter Einbeziehung spätmittelalterlicher Bausubstanz) und die "große Scheuer" (1740). Zu erneuten Zerstörungen in der Burg kam es im 2. Weltkrieg. 1978 ging die Burg in Privatbesitz über, 1979-81 erfolgte der Bau des Hotels. Damals entstand der linke Flügel des Amtshauses.
Ab 1862 entstand die neugotische, 1867 geweihte Kapelle. Beim Luftangriff am 19.7.1944 wurde sie zerstört. Sie wurde nach Kriegsende wieder aufgebaut und 1949 neu eingeweiht. 1956/57 entstand der Erweiterungsbau. (Michael Losse)

Baubeschreibung:

Während der hochmittelalterliche Baubestand der Burg nicht bekannt ist, benennt der nach der Eroberung 1352 geschlossene Teilungsvertrag der Erzbischöfe von Trier und Köln einige Gebäude: Aus dem Vertrag wissen wir von einem Haus "Nanstein", einem Turm und der Ringmauer, ferner dem Haus Rodemachern und weiterer Burgmannenhäuser vor der Ringmauer. Es ist zu vermuten, dass es sich beim namentlich erwähnten "hohe[n] Thurm" namens "Valche" nahe dem Haus Rodemachern um einen Bergfried oder Wohnturm, sicher aber um den Hauptturm der Burg handelte. Eine Wächterstube wurde 1605 auf dem "hohen Turm" eingerichtet.
Einige Speicherbauten galten im 16. Jh. als "sehr baufällig". Nach der Zerstörung 1689 entstanden als Neubauten 1712 das kurtrierische Amtshaus und 1740 die "große Scheuer".
Von der Burg Daun ist heute die aus Grauwacke und Basalt bestehende, unregelmäßig ein- und ausspringende, der Plateaukante folgende Ringmauer erhalten. Der Bering hat eine Länge von 140 m bei maximaler Breite von 50 m. Auffällig ist der Ringmauerverlauf an der südöstlichen Schmalseite: das Teilstück gleicht im Grundriss annähernd einer Bastion. Die auf der Südwestecke angebrachte Pfefferbüchse und die hier vorhandenen (vielleicht im 19./20. Jh. erneuerten?) Feuerwaffenscharten sprechen für eine Entstehung im späteren 16./17. Jh. Die etwa 0,19 m breiten Scharten sitzen in segmentbogig überwölbten, 0,83 m breiten und 0,61 m hohen Nischen; die Wehrmauer ist hier im Bereich der Brüstung etwa 0,70 m stark. Östlich schließt zur Talseite hin eine etwa halbrunde, möglicherweise ältere (Geschütz-?)Plattform an die "Bastion" an.
Das ungefähre Aussehen der Burg zu Beginn des 16. Jh. überliefert das 1508 vom Domdechanten Philipp v. Daun gestiftete Glasgemälde in einem Fenster im Nordseitenschiff des Kölner Domes.
Heute sind die ev. Kirche und das als Hotel genutzte Amtshaus die prägenden Bauten im Burgbering. Die Existenz einer Turmruine noch im 19. Jh. überliefert der Archivar und Historiker Leopold v. Eltester (1819-79). Möglicherweise diente der Turmrest, der nahe der ev. Kirche gestanden haben soll und wohl im Zusammenhang mit deren Bau beseitigt wurde, zuletzt als Gefängnis. Ob es sich tatsächlich, wie verschiedentlich angenommen, um den Bergfried handelte, bleibt ungewiss, zumal in Schriftquellen von 2 größeren Türmen die Rede ist.
1712 entstand das auf der Ringmauer aufsitzende zweiflügelige Amtshaus, die Kellnerei, unter Verwendung älterer Bausubstanz, angeblich des 16. Jh., doch könnte es sich hier um Bauteile des 14./15. Jh. handeln; dafür sprechen die im 14. Jh. in verschiedenen Regionen West- und Mitteleuropas "modischen" gerundeten Ecken. Das 2-stöckige Hauptgebäude zeigt in der hofseitigen Portalbekrönung das Wappen des Erzbischofs Karl Joseph. In dem mittig der Hoffront aufsitzenden Zwerchhaus befand sich der Aufzug zum Speicherboden. Der linke Flügel des Amtshauses entstand erst 1979/81 beim Bau des Hotels.
Gegen Ende des 18. Jh. ließ Amtmann Augustin Knoodt, der zeitweilig auch das Kellner- und Landschultheißen-Amt innehatte, Pläne zum Bau einer großen Zisterne im Hof des Amtshauses erstellen. Die Zisterne sollte von den Dächern des Gebäudes aufgefangenes Regenwasser speichern, um einen beständigen Wasservorrat für den Haushalt, das Vieh und für den Brandfall vorrätig zu haben. Der Plan und der Kostenvoranschlag des nicht ausgeführten Projektes, das "mauer werck, und überhaupt gantze auff der Kellerey Daun an zu legende Cystern in specie der selben Kosten berechnung betreff" (zu"845 Gulden 52 Albus"), sind erhalten. (Michael Losse)

Arch-Untersuchung/Funde:

Unbekannt