EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Molsberg

Geschichte:

Bei der um 1758 für den Bau eines Barockschlosses niedergelegten Burg Molsberg handelt es sich um den Stammsitz des gleichnamigen bedeutenden Edelherrengeschlechts. Urkundlich wird die Burg erstmals 1116 in einer Urkunde Kaiser Heinrichs V. erwähnt, die auf einen Anselmus von Molsberg Bezug nimmt. Im Unterschied zu Molsberg, deren Existenz im frühen 12. Jh. durch die oben erwähnte Urkunde gesichert ist, liegen zu den sehr wahrscheinlich zur gleichen Zeit gegründeten Burgen Hartenfels und Weltersburg keine archivalischen Quellen vor. Alle drei Anlagen dienten sehr wahrscheinlich zum Schutz der Handelsstraße Köln - Frankfurt. Abgesehen von früh bezeugten Lehnsgütern im Nordtaunus verfügten die Herren von Molsberg im Hoch- und Spätmittelalter über umfangreichen Lehns- und Allodialbesitz im nordöstlichen Westerwald und im angrenzenden südlichen Siegerland (Kirchspiel Haiger). Aus dem reichen Grundbesitz im Westerwald bestritten die Herren von Molsberg die erste Stiftung der Zisterzienserabtei Marienstatt bei Hachenburg. Dieter von Molsberg (1230-1276) trug 1273 die Stammburg des Geschlechts dem Erzstift Trier zu Lehen auf. Zerwürfnisse innerhalb der Familie sowie die Veräußerung von Gütern und Rechten führten - wie die Limburger Chronik schildert - bereits im 14. Jh. zur Niedergang der Herrschaft. Georg von Molsberg bemächtigte sich 1364 mit der Unterstützung seines Schwagers, Heinrich von Klettenberg der Burg, während Giso II. von Molsberg Hilfe bei seinem Lehensherrn, dem Trierer Erzbischof Kuno von Falkenstein fand, der Georg zur Herausgabe der Burg zwang. Als Pfandherr sollte der Kirchenfürst 1364 den großen Turm (Bergfried) und die Burg erhalten, während Georg sich mit dem kleineren Turm und der äußersten Pforte begnügen musste. Ein Jahr später, 1365, veräußerte Giso Burg und Feste Molsberg sowie Teile der Herrschaft. Bis 1390 befand sich der gesamte Molsberger Besitz in der Hand Kurtriers. Burg und Herrschaft Molsberg wurden zunächst dem Amt Montabaur unterstellt. 1431/32 berichten die Quellen von der Existenz eines Trierer Burggrafen. Vom 15. bis zum 17. Jh. diente Molsberg häufig als Pfandobjekt. 1418 verfügten Walter von Kronberg und Marsilius von Reifenberg als Pfandherren über je eine Hälfte von Limburg, Niederbrechen und Molsberg. Trierische Amtmänner lassen sich erstmals 1438 für Molsberg nachweisen. Bereits im 13. Jh. sind für die Burg zahlreiche Burgmannen bezeugt. Außer dem Truchsessen Wilhelm werden 1244 Conrad und sein Bruder Heinrich Butzhamir von Weltersburg u.a. als Inhaber von Burglehen bezeugt. Im 14. u. 15. Jh. finden wir u.a. die Herren von Brambach als Burgleute zu Molsberg. Die mit den Burglehen verbundenen Burgmannenhäuser lassen sich sowohl im Bereich der Burg als auch in der im 15. Jh.erwähnten Talsiedlung Molsberg nachweisen. 1557 wurde Molsberg an den Landhofmeister Philipp von Reifenberg (+1581) versetzt. Als Pfandherren folgten diesem Mitglieder der Familie von Eltz-Langenau, die den Besitz bis 1657 behaupten konnten. Am 27. März 1657 überließ der Trierer Kurfürst Karl Kaspar von der Leyen Schloss und Tal Molsberg den Brüdern Wilderich, Philipp, Emmerich, Friedrich und Georg Friedrich von Walderdorff als Mannlehen. Sie sollten die Pfandschaft bei den von Eltz lösen, die durch Kriegseinwirkung verfallenen und ruinierten Bauten von Schloss, Hof und Mühle wieder aufbauen. Molsberg bildete fortan den Verwaltungsmittelpunkt der Walderdorffschen Besitzungen im Westerwald. Die 1667 in den Grafenstand erhobene Familie von Walderdorff nutzte die ab 1657 barockisierte Burg als Stammsitz. Der Trierer Erzbischof Johann Philipp von Walderdorff ließ ab 1758 die Burg niederlegen und an ihrer Stelle 1766-1768 das heutige Barockschloss errichten, von dem bis zum Tode des Kirchenfürsten lediglich ein Teil des Hauptflügels und ein Seitenflügel vollendet wurde. Von der mittelalterlichen Burg wurde bereits im ersten Viertel des 18. Jhs. ein Holzmodell angefertigt, das als Grundlage für barocke Veränderungen an den mittelalterlichen Bauten diente. Das Barockschloss Molsberg befindet sich bis heute im Besitz der Grafen von Walderdorff. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Als Grundlage für eine Rekonstruktion der Baugeschichte und -gestalt der mittelalterlichen Burg Molsberg dienen neben dem in den 1990er Jahren restaurierten Holzmodell, das aus den 1720er Jahren stammt, Archivalien des Walderdorffschen Archivs zu Molsberg sowie die Abbildungen der Burg auf einem Pokalmedaillon 1670/72 und eine Gedenkmedaille von 1756. Von der salierzeitlichen Burg, die vermutlich den exponierten Platz der im Kern stauferzeitlichen Hauptburg einnahm, lassen sich anhand des Modells keine Reste nachweisen. Die recht kompakte Anlage der Kernburg, bestehend aus dem Unterbau eines in die Schildmauer eingebundenen runden Hauptturmes, Ringmauer und Wohngebäude (Palas) an der Nordseite, erlauben - analag zu Vergleichsbeispielen aus der Westerwaldregion - eine Datierung in das ausgehende 12. bzw. beginnende 13. Jh. Für das Jahr 1364 sind bereits drei Vorburgen und die äußere Toranlage nachweisbar. In der schriftlichen Überlieferung ist 1376/77 von baulichen Aktivitäten die Rede. Ende des 13./ Anfang des 14. Jhs. entstanden im Bereich der Vorburg mehrere Burgmannensitze. Ob der sog. Pfortenturm, der auf der Darstellung auf dem Pokalmedaillon von 1670/72 einen kleinen Glockenturm trug, gleichzeitig die 1493 explizit genannte, dem Hl. Pankratius geweihte Burgkapelle enthielt, ist fraglich. Ebensogut könnte sich der Sakralraum in einem der Wohnbauten der Hauptburg befunden haben. Ein Burgkaplan ist bereits 1267 nachweisbar. Im letzten Drittel des 14. Jhs. oder zu Beginn des 15. Jh. erhielt der runde Bergfried einen schmalen Aufsatz (Butterfassturm). Exakte Daten lassen sich nicht ermitteln, eine Datierung stützt sich auf Beispiel aus dem mittelrheinisch-hessischen Raum (z.B. Burgen der Grafen von Katzenelnbogen). Für das 16. Jh. berichten die Schriftquellen für 1589 bis 1598 von Baumaßnahmen. Im Dreißigjährigen Krieg stark beschädigt - 1642 wird das Haus zu Molsberg als "dachlos" und 1657 als "gänzlich verfallen" bezeichnet - beginnen die Herren von Walderdorff mit der Wiederherstellung der Anlage. Reparaturen und Ausbesserungen sind für 1670-78 nachweisbar. Die beiden ersten Vorburgen werden 1677-79 ausgebaut. 1690-1720 folgt die Barockisierung der Hauptburg (Oberburg), vermutlich nach Plänen der kurtrierischen Hofbaumeister J. Chr. Sebastiani (um 1640-1701) und seines Nachfolgers Ph. J. H. Ravensteyn (um 1655-1719). Die Abbrucharbeiten beginnen 1758/59. 1761 fällt der Pfortenturm. Mit dem Abriss der Burg und den Plänen zu einem dreiflügeligen Neubau wurde zunächst der Mainzer Architekt Johann Dillmann betraut, der jedoch 1765 aufgrund einer zu knapp bemessenen Finanzierung und unzulänglicher Bauausführung durch den kurtrierischen Hofarchitekten Johannes Seiz abgelöst wurde. Nach dem Ableben des Trierer Kurfürsten Johann Philipp von Walderdorff kamen die Bauarbeiten 1768 zum Erliegen. Dem Besucher präsentiert sich das ursprünglich dreiflügelig geplante Schloss heute als Torso, bestehend aus einem Seitenflügel und der Hälfte des Hauptflügels. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Die aus dem noch erhaltenen Holzmodell (1. Viertel des 18. Jhs.) zu rekonstruierende mittelalterliche Anlage gliedert sich in eine dreiteilige Vorburg und eine über annähernd quadratischem Grundriss auf der höchsten Stelle des Bergsporns gelegene Hauptburg. Gegen das leicht ansteigende Gelände wurde die Burg durch einen Halsgraben gesichert. Einem Vortor mit rundem Flankenturm (Durchmesser etwa 11 m), folgt eine Bogenbrücke zum Pfortenturm. Es handelt sich um einen quadratischen Wehrturm (4x4 m), dessen Fassade aus der Ringmauer vorspringt. Das oberste Geschoss in verschiefertem Fachwerk kragte über einem Rundbogenfries vor. An die erste Vorburg, den sog. Großen Hof, der ursprünglich von Burgmannenhäusern umstanden war und später die Bauten des Marstalls, der Remise und eine Scheune aufnahm, schließt sich die zweite Vorburg (sog. Kleiner Hof) an. Hier befand sich das 1679ff. errichtete Schütthaus und ein Brunnenhaus. Die dritte Vorburg lag etwa 3.5 m höher und enthielt lediglich einen schachtartig engen Hofraum. Längs der Westseite der Burg lag ein Zwinger, dessen Mauern Scharten für Feuerwaffen aufwies. Vor dem Südende der Zwingermauer befand sich ein quadratischer mehrgeschossiger Flankenturm, der im Modell bereits als Ruine wiedergegeben wird. Die Oberburg gliedert sich in das sog. Alte Schloss (eine ehemalige ältere Vorburg) mit hufeisenförmigem Gebäudekomplex und die eigentliche Hochburg mit einem kleinen Hofraum. An der Südseite lag eine Schildmauer, vor die der runde Bergfried trat, auf dessen etwa 22 m hohen Unterbau (hochmittelalterlich) sich ein spätmittelalterlicher Aufsatzturm befand (Butterfassturm). Der Turmaufsatz mit einem Durchmesser von etwa 4.5 m erreichte samt der barocken Haube eine Höhe von etwa 14 m. Die Südostecke der Hochburg nahm ein schlanker Rundturm von 3,5 m Durchmesser ein. Südwestlich der Burg lag der Viehhof, der in den Schriftquellen freilich erst im 17. Jh. erwähnt wird.
Bei dem spätbarocken Schloss, das sich am Standort der hochmittelalterlichen Burg befindet, handelt es sich um einen von 1760 bis 1768 aufgeführten Neubau, der ursprünglich als großzügige Dreiflügelanlage geplant war, jedoch nur teilweise zur Ausführung gelangte. Der zweigeschossige mit einem Mansarddach versehene Baukörper besteht aus dem rechten Teil des Hauptflügels sowie dem sich anschließenden Seitenflügel, in dem sich die über zwei Geschosse erstreckende prächtige Schlosskapelle befindet. Zum Umfeld des Schlosses gehört die heute als Sitz der gräflich Walderdorff`schen Verwaltung dienende Rentei sowie ein prächtiger im Stil englischer Landschaftsparks gestalteter Garten. (Jens Friedhoff)