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Neuburg bei Obrigheim

Geschichte:

Über Schloss Neuburg wurde in der Vergangenheit die Behauptung verbreitet, es sei als "Hohinrot" bereits um das Jahr 1000 genannt worden. Diese Theorie konnte zwischenzeitlich widerlegt, wenn auch nicht ausgerottet werden, die Burg hieß niemals "Hohinrot". Dagegen dürften wir nach neuerer Ansicht (N. Knauer) davon ausgehen, dass sich hinter der 1345 und 1359 genannten "Mettelnburg" (=Mittelburg) die heutige Neuburg verbirgt und nicht, wie bisher angenommen, die Alte Burg im Dorf Obrigheim. Der Name "Mettelnburg" erklärt sich durch die Lage der Neuburg zwischen Alter Burg und Burg Landsehr. Ab 1384 ist nur noch von der "Neuburg" im Gegensatz zur Alten Burg die Rede, vermutlich da Landsehr inzwischen verfallen war.
Die Gründer der Neuburg, die vom Hochstift Worms zu Lehen ging, wurden bisher noch nicht überzeugend ermittelt. Das Hochstift Worms war im 14. Jahrhundert bereits stark geschwächt, kann aber nicht völlig ausgeschlossen werden. Eine Gruppe von Niederadelsfamilien, die die Beinamen "Gabel", "Nest" oder "Vetzer" führten, sind als Burgmannschaft der Neuburg anzusehen. 1369 konnte Pfalzgraf Ruprecht I. einen ersten Anteil an der Neuburg erwerben, die demnach keine pfalzgräfliche Burggründung sein kann. Der vollständige Übergang an Kurpfalz ist im Detail noch nicht geklärt, doch scheint dies im Jahre 1401 durch König Ruprecht (III.) erfolgt zu sein. Es folgten bis ins 18. Jahrhundert Belehnungen und auch Verpfändungen. Die spätmittelalterliche Geschichte der Neuburg ist jedoch noch unzureichend erforscht.
1845 erwarb Graf Karl zu Leiningen-Billigheim die Neuburg und ließ sie in historistischen Formen ausbauen. Später erfolgten wechselnde Nutzungen in bürgerlichem Besitz, nach 1945 wurde sie als Hotel bzw. Gästehaus des Kernkraftwerkes Obrigheim hergerichtet. Die gastronomische Nutzung besteht noch gegenwärtig. (Thomas Steinmetz)

Bauentwicklung:

Die Baugeschichte des heutigen Schlosses ist kaum erforscht. Doch dürfen wir davon ausgehen, dass der die Gesamtanlage dominierende rechteckige Wohnturm, der mit immerhin fünf Geschossen weithin sichtbar ist, in die Gründungszeit der Burg zurück geht. Der Turm trug offenbar urssprünglich einen Wehrgang mit Zinnen, die aufgrund ihres gotischen Frieses noch unter dem heutigen Dach erkennbar sind. Wasserspeier sind Indizien, dass die Wehrplatte des Wohnturmes ursprünglich dachlos gewesen sein muss. An der Neckarseite ist ein gotisches Spitzbogenfenster erhalten, das in die Bauzeit gehören dürfte. Der hofseitige Treppenturm und das heutige Walmdach sind jüngeren Datums, vielleicht 16. Jahrhundert. Dieser Periode dürften auch die überwiegenden Fenster angehören. Die übrige Bausubstanz des Schlosses gehört weitgehend in die Ausbauphase um 1845, die offenbar sogar die Ringmauern überformte. (Thomas Steinmetz)

Baubeschreibung:

Der rechteckige Wohnturm beherrscht das Neckartal in der Höhe von Neckarelz und Obrigheim. Dem unbekannten Bauherrn war es offenbar mehr auf optische Fernwirkung, als auf fortifikatorische Belange angekommen, denn die Burg war von Westen leicht angreifbar und der Hauptturm hätte dort und nicht an der Neckarseite seinen Platz haben müssen. Der Wohnturm ist komplett verputzt, so dass nur wenige baugeschichtliche Befunde erkennbar sind. Sehr markant ist die ehemalige Wehrplatte mit heute funktionslosen Wasserspeiern, in deren Zinnen in einer Umbauphase Rechteckfenster eingesetzt wurden. Rechteckfenster prägen heute das gesamte Gebäude, lediglich ein gotisches Spitzbogenfenster blieb aus der Frühzeit des Wohnturmes erhalten. Die Ringmauern und Gräben des Schlosses sind noch weitgehend erhalten, wenn auch um 1845 historistisch überformt. (T.S.)

Arch-Untersuchung/Funde:

Archäologische Funde sind nicht bekannt.