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Schelenburg

Geschichte:

Die Schelenburg war ursprünglich Stammsitz des seit 1160 nachweisbaren Geschlechts von Sledesen. 1396 kam die Burg durch Heirat an Rabodo von Schele. Seit 1478 wird die Anlage nicht mehr Burg zu Schledehausen sondern nach dem dort bis heute wohnenden Geschlecht Schelenburg genannt. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Der Wohnturm aus dem 12. Jh. stellt den ältesten Bestandteil der Burganlage dar und war in der Anfangsphase von einem vierfachen Grabensystem umgeben. Das heutige Walmdach stammt nach dendrochronologischen Untersuchungen aus dem Jahr 1495. Die Fenster in seinem 1. und 2. Stockwerk sind erst im 16. Jh. anstelle von Lichtschlitzen eingebaut worden. 1578 wird ein Kapellenraum im Turm erwähnt. Der 1. Stock diente zwischen 1650 und 1803 als evangelische Kirche. Im Zuge dessen wurde im 18. Jh. der Fußboden des 2. Stocks entfernt und stattdessen Emporen eingebaut. Im 19. Jh. wurde diese Maßnahme wieder rückgängig gemacht, ein neuer Fußboden eingezogen und im 1. Stock Zwischenwände eingefügt. Zu der ursprünglichen Burganlage können auch die unteren Teile des Haupttores gehören, denn das dort verwendete Steinmaterial, sog. Hüggel-Konglomerat, ist im Osnabrücker Land nach 1200 in Erstverwendung nicht mehr nachweisbar.
Ein erster massiver, vom Turm noch durch eine Gräfte getrennter Wohnbau stammte vermutlich aus der Mitte des 15. Jhs. 1490 wurden die Burggebäude mit Ausnahme des Wohnturms und des Palas bei einem Brand vernichtet. Beim Wiederaufbau wurde der Palas nach Norden zum Hof hin erweitert. 1532-38 wurde zum Teil auf den alten Grundmauern durch den Architekten Jörg Unkair der heutige Renaissancebau errichtet (Dendrodatum des Dachstuhls 1532). Erst dabei wird die Gräfte um den Turm endgültig zugeschüttet. Der Westflügel wurde 1573 als Wirtschaftsbau unter Benutzung der Fundamente eines Vorgängerbaus geschaffen. 1703 wurde dieser Westflügel verlängert und der bis dahin existierende Nordflügel abgerissen. Der nördliche Hauptburggraben wurde verfüllt und ein neuer Nordflügel geschaffen. Die östliche Burgmauer mit Torhaus wurde zu einem Torflügel mit Wohnräumen umgestaltet. 1801 wurde der Burghof nochmals nach Norden vergrößert. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Herausragender Bestandteil der Burg ist der 16,5 x 12,5 m große Wohnturm, dessen einst vierfache, durch die Wierau gespeiste Umgräftung zum Teil noch erhalten ist. Seine 2,25 m starken Mauern sind ohne Keller auf Pfählen gegründet. Der Eingang erfolgte früher durch eine Leiter oder Holztreppe im ersten Stock der Südseite in ca. 4 m Höhe, heute befindet sich dort das Treppenhaus des Haupthauses. Das Erdgeschoss war nur durch ein Loch in der Decke zugänglich. Die Lichtschlitze in den ersten beiden Stockwerken sind seit der Renaissance durch Fenster ersetzt. In der Außenmauer des Dachgeschosses befindet sich der Wehrgang mit Schießscharten. Die Ecktürmchen weisen Schlüsselscharten auf. Ein Schacht unter dem Nordosttürmchen reicht bis in das Erdgeschoss. Zwischen Turm und Westflügel vermittelt ein gewölbter Zwischenbau.
Der Renaissancewohnbau weist markante Zwerchhäuser auf, von denen eines zur Gestaltung des Übergangs zum Wohnturm aus der Mauerflucht vorspringt. Die"welschen Giebel" mit halbrunden Abschlüssen weisen keine Zierelemente auf. Zwischen Wohnbau und Turm vermittelt ein Treppenhaus. Der ursprüngliche Palasbau ist noch durch eine Baunaht in der Ostfassade und eine mächtige Ost-West-Mauer im Inneren fassbar. Die Wassergräben sind im Norden heute verfüllt. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Unter der Wendeltreppe des Turmes sind 1904 eine große Anzahl von Armbrustbolzen gefunden worden, die bis auf wenige Exemplare wieder eingemauert wurden.
Funde beim Reinigen der Burggräben.
(Stefan Eismann)