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Salzderhelden, Heldenburg

Geschichte:

Die geschichtlichen Anfänge der über Salzderhelden gelegenen Heldenburg liegen im Dunkeln. In der Literatur wird die Anlage gelegentlich als eine hochmittelalterliche Anlage der Grafen von Dassel angesprochen, die bereits im 13. Jahrhundert an die Welfen gelangt sein soll. Herzog Heinrich Mirabilis, der die Linie Braunschweig-Grubenhagen begründete, ist 1322 auf der Heldenburg verstorben. Die erste urkundliche Nachricht, die sich auf die Heldenburg bezieht, datiert in das Jahr 1322. Es handelt sich um eine Urkunde des Klosters Fredesloh vom 22. Juli 1306. In der Literatur findet sich gelegentlich noch eine spätere Datierung in das Jahr 1320, die jedoch durch den archivalischen Fund aus dem Niedersächsischen Hauptstaatsarchiv ihre Bedeutung für die Frühgeschichte der Burg eingebüßt hat. Wann die Burg gegründet worden ist und ob wir es mit einer hochmittelalterlichen Anlage zu tun haben, lässt sich nach dem bisherigen Forschungsstand nicht mit letzter Sicherheit sagen. Im Spätmittelalter wurde die Heldenburg mehrfach in Fehden belagert. Bedeutung erlangte vor allem die Fehde von 1365, wo nach chronikalischer Überlieferung von den Verteidigern der Burg erstmals in der Region eine "Bleibüchse" zum Einsatz kam. Albrecht II. (gest. 1383) aus der Linie Grubenhagen benannte sich nach der Heldenburg, so dass die Anlage zumindest zeitweise als Herrschaftsmittelpunkt bzw. Residenz gedient haben dürfte. Später wurde die Burg als Witwensitz genutzt. Für das 15. und 16. Jahrhundert lässt sich auf der Heldenburg zudem eine Münzstätte nachweisen. Um 1590 wurde die Anlage im Stil der Renaissance ausgebaut. Nach dem Erlöschen der Linie Braunschweig-Grubenhagen mit dem Tod Philipps II. gelangte Salzderhelden 1596 nach einem Urteil des Reichskammergerichts von 1609 schließlich an die Linie zu Celle. Die neuen Landesherren stellten die zum Teil verfallene Anlage wieder her (1624). Ende des 17. Jahrhunderts hielt sich noch der Oberjägermeister von Moltke auf der Heldenburg auf. Seit dem 18. Jahrhundert war die Burg ruinös und geriet in Verfall. Heute gehört die Burg in Salzderhelden zu den Liegenschaften des Landes Niedersachsen und fungiert als beliebtes Auflugsziel. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Die bauliche Entwcklung der beeindruckenden Burgruine bedarf noch einer eingehenden bauhistorischen Untersuchung. Unklar sind bislang die Anfänge der Heldenburg, deren Gründung vermutlich ins Hochmittelalter datiert. In den Schriftquellen ist erstmals 1306 von der Burg die Rede und der heute noch erhaltene Baubestand datiert weitestgehend ins Spätmittelalter. Bemerkenswerte Details der baulichen Entwicklung sowie des Raumprogramms konnten im Zuge von Grabungskampagnen 1998, 2006 und 2007 durch den Stadtarchäologen von Einbeck, S. Teubner, ermittelt werden. Die Grabung 2006/2007 erstreckte sich u. a. auf den Bereich der ehemaligen Burgkapelle, wo man auf ein Kellergeschoss stieß. Der renaissancezeitliche Ausbau in den 1590er Jahren erstreckte sich vor allem auf die Repräsentationsbauten der Hauptburg, die mit Fachwerkobergeschossen ausgestattet wurden. Im Südteil des sogenannten Fürstenhauses stieß man 2006 auf einen 1590 von Philipp II. von Braunschweig-Grubenhagen vorgesetzten renaissancezeitlichen oktogonalen Treppenturm sowie auf Hofpflaster und einen bislang nicht lokalisierten Brunnen. Im 17. Jahrhundert schwand die Bedeutung der Burg, die offenbar im 18. Jahrhundert zur Ruine wurde und in Verfall geriet. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Die imposante, das Ortsbild von Salzderhelden bestimmende Heldenburg nimmt die Spitze eines nach Süden und Osten steil abfallenden Bergrückens ein. Vornehmlich aus Kalksteinmauerwerk aufgeführt, beschreibt die Burg einen rundlich-ovalen Grundriss mit einer Gesamtfläche von 150 m (N-S) x 130 m. Bei der Kernburg handelt es sich um eine ehemalige Vierflügelanlage, die sich um einen rechteckigen Innenhof gruppiert. Von der Palaswand blieben der nördliche und östliche Teil bis zu einer Höhe von 10 m erhalten. In der Nordwestecke befindet sich ein quadratischer Turm mit einer Mauerstärke von 1,6-2,5 m. Im Südostbereich lag an der Ringmauer die Burgkapelle mit einfachem Kreuzrippengewölbe an der Westseite. Unter der Kapelle stieß man im Zuge von archäologischen Grabungen 2006/2007 auf eine Durchfahrt sowie einen Aufenthaltsraum für das Wachpersonal. Im Westen und im Norden wird die Burg durch einen 8 m tiefen und 35 m breiten in den anstehenden Kalkfelsen getriebenen Graben geschützt. (Jens Friedhoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

Mehrere Teilbereiche der Heldenburg wurden archäologisch untersucht. Im Rahmen einer Begehung kam 1954 Gefäßkeramik des 13. bis 15. Jahrhunderts zum Vorschein. 1998 führten F. Heege und F.M. Heege eine Grabung im Kontext geplanter Fundamentierungsarbeiten durch. Zum Fundgut gehörten u. a. Flachglasbruchstücke, schwarz- und grünglasierte Blattkachelbruchstücke sowie Keramik des 14. bis 16. Jahrhunderts. Im Rahmen der Grabung im Juli bzw. September 2006 wurden ein Teil des ehemaligen Hofpflasters, des ursprünglichen Burgtores und ein renaissancezeitlicher Treppenturm des Fürstenbaus freigelegt. Ferner galt das Interesse dem Kellergeschoss unterhalb der Burgkapelle, wo man auf den ehemaligen Durchgangsbereich des zugesetzten Burgtores stieß. Das Fundspektrum umfasst u. a. Glas und Keramik. Im Frühjahr 2007 folgte eine weitere Grabung im Bereich der Burgkapelle. Die archäologischen Untersuchungen sind teilweise im Einbecker Jahrbuch publiziert worden. (Jens Friedhoff)