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Grubenhagen

Geschichte:

Ursprünglich gehörte die Gegend um die Burg Grubenhagen zu den Besitzungen der Grafen von Dassel, die vermutlich auch als Initiatoren der hochmittelalterlichen Burggründung in Frage kommen. Aufschlüsse über das genaue Alter der Gipfelburg können nur archäologische Grabungen geben. In der urkundlichen Überlieferung wird Grubenhagen erstmals 1263 erwähnt. Zu dieser Zeit befand sich die Burg in der Verfügungsgewalt des von 1199 bis 1405 nachweisbaren Ministerialengeschlechts der Herren von Grube bzw. Grubenhagen. 1270 gelangte Grubenhagen in welfischem Besitz. Seit der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert benennen sich die Herzöge von Braunschweig-Göttingen nach der Burg Grubenhagen, die ihnen zeitweise als bevorzugter Herrschaftsmittelpunkt bzw. Residenz diente, aber auch als Pfandobjekt ausgegeben wurde. Interesse an der Burg bekundeten u. a. die Landgrafen von Hessen, die 1340 das Öffnungsrecht von den damaligen Pfandinhabern, den Herren von Steinbrück und von Wallmoden erhielten. Als wichtige militärische Operationsbasis war die Burg im 14. und 15. Jahrhundert in mehreren Fehden Ziel von Belagerungen. 1383 führte der Rat der Stadt Hildesheim Klage gegen die auf Grubenhagen weilenden herzoglichen Dienstmannen, die das Göttinger Gebiet durch Raubzüge verunsichert hatten. 1406 schlossen sich der Bischof von Hildesheim und die Herren von Hardenberg zu einem Bündnis zusammen gegen Herzog Otto von Braunschweig. Wegen der von Grubenhagen aus unternommenen Brandschatzungen bischöflich-hildesheimischer und hardenbergischer Orte. 1448 wurde Herzog Heinrich III. auf der Burg Grubenhagen nach einem Raubzug ins Hessische vom 24. Juli bis 2. September von einer Fürsten-und Städtekoalition unter der Führung des Landgrafen belagert. Die nach Angaben der Chroniken 16.000 Mann starke Belagerungsmannschaft zog nach sechs Wochen unverrichteter Dinge wieder ab. 1457 und 1459 erreichten die Landgrafen von Hessen die Öffnung der Burg. Um 1500 diente die Anlage zumindest zeitweise als Aufenthaltsort der Herzöge. Als Amtssitz wurde die Höhenburg Grubenhagen 1521 aufgegeben und 1582 verlegte Philipp II. (gest. 1596), der letzte Herzog aus dem Hause Grubenhagen seinen Wohnsitz schließlich in das am Fuße des Burgberges errichtete Renaissanceschloss, die Domäne Rotenkirchen. Die Höhenburg wurde aufgegeben und geriet in Verfall. 1815/16 nahm Herzog Adolf Friedrich von Cambridge Besitz von der Domäne Rotenkirchen. Als Vizekönig von Hannover ließ der Herzog Rotenkirchen durch den Architekten Laves zu einem Jagdschloss ausbauen. Auf dem nahe gelegenen Burgberg, der im Zuge der Romantik mit dem ruinösen Bergfried in das Ensemble von Schloss und Landschaftspark miteinbezogen wurde, entstand ein Pferdestall. Dem zunehmenden Verfall der Ruine nach dem Zweiten Weltkrieg bot ein 1977 aus einer Bürgerinitiative hervorgegangener Burgverein Einhalt, der sich um die Sanierung und Erforschung der Anlage bemüht. Heute dient die inmitten des Staatsforsts Grubenhagen gelegene Ruine als beliebtes Ausflugsziel. (Jens Friedhoff)

Bauentwicklung:

Wie bei zahlreichen Anlagen, so liegen auch bei Grubenhagen die Anfänge der Burg im Dunkeln. Mit ziemlicher Sicherheit handelt es sich um eine hochmittelalterliche Burggründung, die den Grafen von Dassel zugeschrieben werden kann. Die erste urkundliche Nennung datiert in das Jahr 1263. In welchem Umfang die Burg im Spätmittelalter ausgebaut oder gegebenenfalls in den zahlreichen Fehden Schaden genommen hat, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Für einen repräsentativen Ausbau der Anlage spricht ihre zeitweilige Nutzung als Residenz um 1500. Nach dem Ausbau der Domäne Rotenkirchen am Fuß des Burgbergs ab 1521 und der Verlegung des Amtes bzw. des Wohnsitzes dorthin, verlor die Höhenburg an Bedeutung und wurde dem Verfall überlassen. In der romantischen Ruine entstand 1815/16 als Anbau an den noch erhaltenen Bergfried ein Pferdestall. Im Rahmen umfangreicher Sanierungsmaßnahmen, die 1977-1980 durchgeführt wurden, erfolgte die Erschließung des Bergfrieds als Aussichtsturm. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Die hochmittelalterliche Burg Grubenhagen nimmt ein künstlich geschaffenes ovales Plateau des Berges Ahsberg ein. Die Flanken des Plateaus wurden durch Futtermauern gesichert, die lediglich in geringen Resten im Gelände nachvollziehbar sind. Erhalten blieb der 17,5 m hohe runde Bergfried mit einem Durchmesser von 7 m. Während der untere Eingang erst in neuerer Zeit geschaffen wurde, stammt der Hocheingang wohl noch aus der Entstehungszeit des Turmes. An den Bergfried lehnt sich der 1815/1816 errichtete Pferdestall an. Aus der Mitte des 17. Jahrhunderts ist ein Kupferstich Merians überliefert, der noch deutlich die stattliche Ruine mit hochaufragenden Mauern zeigt. Als Annäherungshindernis diente der noch nachvollziehbare Ringgraben sowie Vorbefestigungen. (Jens Friedhoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

1993 wurde die Burg durch das Institut für Karthographie der Universität Hannover unter Mitarbeit von H.W. Heine vermessen. Eine kurze Grabungskampagne im Herbst 2010 erfolgte im Zusammenhang mit dem Ausräumen des Bergfrieds. Die Prospektion der Hänge des Burgberges mit Metallsonden von Seiten der Archäologischen Denkmalpflege brachte Fundgut zum Vorschein, dass u. a. mit der Belagerung von 1448 in Zusammenhang zu bringen ist (Armbrustbolzen etc.). (Jens Friedhoff)