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Holter Burg

Geschichte:

Die Holter Burg war Sitz der edelfreien Herren von Holte, die erstmals 1134 in den Quellen erscheinen. Nach einer um 1500 verfassten Chronik des Osnabrücker Bürgermeisters Erdwin Ertman ist die Holter Burg 1144 nach siebenjähriger Belagerung durch den Osnabrücker Bischof Phillip von Katzenelnbogen und den Grafen von Ravensberg zerstört worden. Dies widerspricht aber den sonstigen historischen Quellen und den archäologischen Ergebnissen, die keine Anzeichen einer Zerstörung feststellen konnten. Eine Belagerung hat bestenfalls um 1200 im Rahmen der Auseinandersetzungen des Osnabrücker Bischofs mit den Grafen von Tecklenburg stattgefunden, die den Edelherren von Holte Vogteirechte übertragen hatten. Die mächtigen Herren von Holte, denen kein festes Territorium zugesprochen werden kann, verloren ihre Vormachstellung im Osnabrücker Raum erst 1261. Möglicherweise ging dies mit der endgültigen Aufgabe der Holter Burg überein, denn im selben Jahr wird die Anlage als "ehemalige Burg" bezeichnet. 1315 verkaufte die letzte Erbin des Holter Geschlechts, Gertrud von Loen, die Ruinen an den Grafen von Ravensberg. 1335 erwarb Dietrich von Vincke das Gelände unter der Auflage, auf jegliche Bauaktivitäten zu verzichten. 1664 wurden die Herren von Hammerstein neue Eigentümer und 1888 die Familie von Leden. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Die erste Wallburg, von der nur der Abschnittswall im Osten bekannt ist, stammt von ihrer Gestalt her aus dem 10./11. Jh., die frühesten Streufunde an Keramik stammen aus der Zeit um 1000.
Die Turmburg selbst wurde kurz vor oder um 1100 errichtet. Palas und Kapelle sind im 12. Jh. hinzugefügt worden. In der Mitte des 12. Jhs. ist die Kapelle durch einen Brand zerstört worden, wurde aber wieder aufgebaut. Im frühen 13. Jh. ist das einfache Tor im Westen zu einem Kammertor umgestaltet worden. Aus der Mitte des 13. Jhs. stammt ein umfangreicher Brandhorizont, dem umfangreiche Schutt- und Zerstörungsschichten folgen. Da 1261 schon von der "ehemaligen Burg" die Rede ist, muss die Anlage schon vorher aufgegeben worden sein. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Holter Burg ist neben der Iburg die einzige Höhenburg im Osnabrücker Land und im Gegensatz zu dieser nicht neuzeitlich überprägt.
Von einer vermutlich aus dem Frühmittelalter stammenden ersten Burganlage von ca. 1,25 ha Fläche stammt eine Wall-Graben-Anlage, deren Wall noch 2 m hoch und 12 m breit und deren Graben noch 2 m tief und 10 m breit erhalten sind. Wahrscheinlich bestand der Wall aus einer hinterschütteten Trockenmauer. Eine zum Nordhang bestehende Lücke wurde bei der Anlage der hochmittelalterlichen Burg durch einen weiter innen verlaufenden Abschittsgraben von 17 m Breite und 9 m Tiefe geschlossen, der mit dem älteren Vorburgwall eine Toranlage mit sich etwa 30 m überlappenden Enden bildete. Diese Torgasse war durch einen innenliegenden Wall zusätzlich geschützt.
Der Kern der hochmittelalterlichen Anlage ist eine Turmburg, deren rundliches, ca. 50 x 60 m großes Plateau durch einen bis zu 20 m breiten und 10 m tiefen Sohlgraben vom Bergsporn abgetrennt wird. Die Burg war zusätzlich von einer 1,40 - 2,10 m starken Ringmauer ohne Berme umgeben. Herausragender Bestandteil der Burg ist der zentrale Rundturm von 15,5 m Durchmesser bei einer Mauerstärke von 5,5 m. Seine repräsentative Bauweise spiegelt sich auch in der sorgfältigen Ausführung mit auf Radius gearbeiteten Werksteinen in der Außenschale, dem opus spicatum im Mauerkern und der Verfüllung der Mauerfugen in pietra rasa-Technik mit Fugenstrich. Im 12. Jh. sind an die Ringmauer ein Palas und eine Kapelle angebaut worden. Die 2 m starken Mauern des 10 x mind. 10,50 m großen Wohngebäudes sind bis zum ersten Obergeschoss 4,50 m hoch erhalten, an ihn ist im Norden ein kleiner, turmartiger Baukörper unbekannter Funktion angefügt. Die wegen der abfallenden Geländeoberfläche teilunterkellerte Kapelle besteht aus einem 10 m langen Saalbau mit eingezogener Apsis. Direkt nördlich der Kapelle befindet sich das im frühen 13. Jh. zu einem Kammertor umgebaute Tor. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Ausgrabungen 1975, 1997, 2006.
Unsachgemäße Ausschachtung des Anbaus an den Palas in den 1970ern.