EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Rodenberg

Geschichte:

Angeblich waren auf dem Alten Rodenberg noch Mitte des 19. Jhs. Befestigungsspuren zu sehen, möglicherweise war hier der Standort einer ersten Burganlage.
Die Wasserburg Rodenberg wurde wahrscheinlich durch Graf Adolf VI. zu Holstein-Schaumburg (1295-1315) errichtet. 1317 ist sie erstmals urkundlich bezeugt. Ab 1320 sind Burgmänner belegt, insgesamt sind bis zu 16 Burgmannenhöfe nachweisbar. Zudem war die Burg ab 1337 Amtssitz. Um sie herum entwickelt sich der Flecken (1375) und spätere Stadt (1615) Rodenberg. 1553 wurde die Burg durch braunschweigische Truppen belagert. Im 30jährigen Krieg wechselte das Schloss mehrfach den Besitzer. Nach dem Tod des letzten Grafen von Schaumburg fiel das Schloss 1647 an die Landgrafschaft Hessen-Kassel. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Von 1330 bis 1348 erfolgte eine Erneuerung und stärkere Befestigung der Burganlage. 1441 wird erstmals eine Vorburg erwähnt. Das Anfang des Jahrtausends freigelegte Rondell wird in die Zeit um oder kurz nach 1478 datiert. Eine ebenfalls ausgegrabene sechseckige Bastion stammt aus dem beginnenden 16. Jh. und wurde 1663 aufgegeben. Ein Neubau der Hauptburg in der 2. Hälfte des 16. Jhs. nahm die ursprüngliche Form der unregelmäßig vierflügeligen Anlage wieder auf. Unter der Herrschaft von Hessen-Kassel wurden die Schlossgebäude 1661/62 wiederhergestellt. Die Außenanlagen wurden 1663 entfestigt und die Vorburg zu einer Domäne umgestaltet. 1859 ist die Burg fast vollständig abgebrannt, nur der Palas des 16. Jhs. - das sog. Ständehaus - hat überlebt. Dieser war aber schon 1698 so baufällig gewesen, dass der zweite Stock abgetragen wurde. Anfang des 19. Jahrhunderts ist der Schlossgraben verfüllt, aber 1940 wiederhergestellt worden. In den Jahren 2000-05 wurde eine sechseckige Bastion und ein Rondell an der Nordostecke des Walles wieder freigelegt und konserviert. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Burg Rodenberg bestand aus einer ungefähr trapezförmigen Hauptburg von ca. 50 x 60 m Größe mit südlich gelegener Vorburg.
Heute ist die Vorburg komplett eingeebnet. Die Wallsohle der Hauptburg ist ca. 24 m breit, die Wallhöhe erreicht ca. 4 m. Der innenliegende Graben ist bis zu 30 m breit. In Spuren lässt sich noch ein weiterer, bis zu 20 m breiter Außengraben, der sog. Butengraben, auf drei Seiten des Walles außer im Westen erkennen. Von den Gebäuden steht noch der Saalbau des 16. Jhs., das sog. Ständehaus. Dies ist ein heute einstöckiges Gebäude über einem Gewölbekeller mit Schießscharten. Daran angefügt ist ein ruinöser, polygonaler Treppenturm. Sondagen haben 2014 in seinem Bereich einen älteren, 3 x 2 m großen Mauerwinkel von 1,40 m Mauerstärke erfasst. Ursprünglich war nach der geophysikalischen Prospektion der Innenhof an allen Seiten von Gebäuden umgeben, von denen das westliche schon in der Mitte des 18. Jhs. laut zeitgenössischen Plänen verschwunden war. Damals war noch der Palas im Süden mit Fachwerkoberbau auf steinernem Erdgeschoss und darin integriertem quadratischen Turm vorhanden. In den Jahren 2000-2005 wurden am Außenwall ein Rondell mit Grabenwehr und eine sechseckige Bastion freigelegt und konserviert.
Bei der geophysikalischen Prospektion zeichneten sich auch Mauerzüge der ursprünglichen Burganlage ab, die möglicherweise von einer anfangs kleineren Burganlage im Südosten des Schlossareals von ca. 30 x 35 m Größe zeugen.
(Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

In den 1960ern wurde bei Kanalarbeiten im Bereich der Vorburg am Amtsplatz zahlreiche Fundamente aufgefunden, die sich nicht mit den Plänen des 18. Jhs. deckten.
1954 und in den 1990ern ist bei Leitungsverlegungen ein Gewölbetunnel - wohl ein Kanal - aufgefunden worden.
Baubeobachtungen und Bohrungen im Bereich der Vorburg und dem Treppenturm am Ständehaus in den 1960ern, 1980ern und 2014/15.
Geopysikalische Prospektion 2016.
Bei der Sanierung der beiden Turmstümpfe im Jahr 2000 fand sich im Verfüllschutt die Ladekammer einer Kanone aus der 2. Hälfte des 15. oder dem frühen 16. Jh.