EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Ohsen

Geschichte:

Die Burg Ohsen ist vermutlich mehrere Jahrzehnte vor der Ersterwähnung 1259 von den Grafen von Everstein erbaut worden. Sie diente dem Schutz des Weserüberganges des südlichen der beiden Hellwege, wobei die Straße durch die Vorburg verlief.
Die Burg wird erstmals 1259 urkundlich erwähnt, wobei der Graf von Everstein erwähnt, dass er die Burg schon bisher vom Kölner Erzbischof zu Lehen gehabt habe. In der Urkunde übertrug er dem Erzbischof die Burg und nahm eine Hälfte von ihr zu Lehen. Außerdem wird vereinbart, dass, wenn die Parteien vor der Burg eine weitere Befestigung errichten wollten, dies nur gemeinsam geschehen solle. 1283 wird eine Vorburg und ein Platz, an dem einst das oppidum stand, erwähnt. Bei letzterem kann es sich um eine vorangegangene Befestigung gehandelt haben, über die ansonsten nichts bekannt ist. Nachdem die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg 1284 den Stammsitz Everstein erobert hatten, nahmen die Grafen ihren Sitz außer in Polle auch auf der Burg Ohsen. Nach 1351 übernahmen die Welfen die Hälfte der Burg. Beide Eigentümer verpfändeten in der Folgezeit ihre Hälften. 1409 war die Burg gänzlich im Pfandbesitz der Grafen von Spiegelberg. Nach deren Niederlage in der Fehde zwischen den Bischöfen von Hildesheim und den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg gelangte die Burg an die Herzöge, die sie aber von 1436 bis 1533 wieder an die Spiegelberger verpfändeten. Danach wechselten die Pfandbesitzer häufig. In der internen Fehde der Braunschweig-Lüneburger von 1452/53 könnte auch die Burg abgebrannt sein. 1495 kam Ohsen an das Fürstentum Calenberg. Seit 1557 ist sie endgültig im Besitz der Welfen. In der Folgezeit gehörte die Anlage als Domäne und bis 1815 auch als Amtssitz dem jeweiligen Landesherren. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Die beiden Türme dürften noch aus der Gründungszeit der Burg in der ersten Hälfte des 13. Jhs. stammen. 1365 sind mehrere Brücken errichtet worden, von denen aber 1604 nur noch eine existierte. Wahrscheinlich zwischen 1365 und 1371 ist ein Steinwerk errichtet worden. 1402 werden neben dem Bergfried ein oberstes Haus und ein durch die von Zersen beim Bergfried errichtetes Haus erwähnt. Um 1658 dürfte die Umgestaltung zur Domäne stattgefunden haben. Um 1700 sind die Wirtschaftsgebäude der Vorburg größtenteils auf den östlich gelegenen Wirtschaftshof verlegt worden.
In jüngerer Zeit ist der östliche Nebenarm der Weser zugeschüttet worden, sodass die Burg heute keine Insellage mehr besitzt. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Burg Ohsen besteht aus einer Hauptburg und einer westlich vorgelagerten Vorburg. Die Vorburg lag ursprünglich um 2,50 m tiefer als die Hauptburg und ist vor 1700 auf deren Niveau aufgeschüttet worden. Sie war nur mit einem Plankenzaun befestigt. Die beiden Türme "Wittekindsturm“ bzw. „Karlsturm" auf der Hauptburg und "Schwarzes Laster" auf der Vorburg stellen die ältesten erhaltenen Teile der Burg aus dem 13. Jh. dar. Der Turm auf der Vorburg war ursprünglich mit einem Wehrgang versehen und besaß eine Tordurchfahrt, durch die die Straße zum Weserübergang verlief.
Das heutige Haupthaus besteht aus einer barocken Dreiflügelanlage, deren Ostflügel den abweichend gefluchteten Bergfried einschließt, wodurch ein leicht unregelmäßiger Verlauf des Flügels folgt. Die anschließenden Seitenflügel sind 33 m bzw. 43 m lang. Bis auf einen Teil des Ostflügels stehen die Mauern auf älteren, zwischen 1,25 und 2,20 m starken Fundamenten. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Baubeobachtung 1934 und Sondage 1953. Älteste Keramik wohl aus der Zeit um 1200.