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Schellpyrmont

Geschichte:

Die Grafschaft Pyrmont entstand spätestens 1184 in Folge der Absetzung Heinrichs des Löwen und der Auflösung seines Besitzes. Der Erbe des Herzogtums Westfalen, der Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg, erwarb zusätzlich noch die Herrschaften Löwensen und Oesdorf im heutigen Stadtgebiet von Bad Pyrmont und vergab sie als Lehen an den bisherigen Besitzer, einen Grafen von Schwalenberg. Für diesen wurde als neuer Sitz die Burg Pyrmont auf dem Schellenberg errichtet, die zur Hälfte aber dem Kölner Erzbischof gehörte. Laut einer päpstlichen Bestätigung hat die Burg 1184 schon bestanden. Nach 1186 trennte sich die Pyrmonter Linie von den Schwalenberger Grafen, ab 1222 führte sie ebenfalls den Grafentitel. Ab 1250 lagen die Grafen in Fehde mit den Kölner Erzbischöfen, was zu einer vorübergehenden Inbesitznahme der Burg durch die Grafen führte. 1255 eroberte der Erzbischof die Burg aber wieder zurück und in einem Vergleich wurde der alte Status wieder hergestellt; dabei wird ein Burghaus der Grafen erwähnt. Um 1262 haben die Grafen ihren Wohnsitz in die neu gegründete Stadt Lügde verlegt. In der Folge sind wahrscheinlich die Edelherren zu Lippe mit der Burg belehnt worden. Die Zerstörung der Burg erfolgte zwischen 1276/77 und 1284 als Konsequenz einer Fehde zwischen den Edelherren und dem Kölner Erzbischof. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Die wahrscheinlich 1183 errichtete Burg ist um 1250 von den Pyrmonter Grafen erweitert worden. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Burg liegt auf einem künstlich abgeflachten Bergsporn und ist zur Bergseite hin durch einen 20 m breiten und 13 m tiefen Halsgraben geschützt. Die ungefähr viereckige Hauptburg nimmt eine Fläche von ca. 67 x 75 m ein. Sie ist von einem noch max. 1,5 m hoch erhaltenen Wall umgeben, der im Westen teilweise zerstört ist. Im Kern des Walles steckt nach Bühring eine Bruchsteinmauer. Zudem ist die Burg außer im Südwesten von einem Graben mit Vorwall umgeben. Der Zugang erfolgte wahrscheinlich auch früher über die Südwestflanke. An der Südecke steht ein Aussichtsturm, der 1824 auf Veranlassung des Fürsten Georg Heinrich von Waldeck-Pyrmont aus Steinmaterial der Burg errichtet wurde. Wahrscheinlich befindet er sich an der Stelle eines Turmes der Ringmauer. Neben dem Aussichtsturm weist eine 19 m breite und über 2 m tiefe Senke auf eine Zisterne oder einen Keller hin. An der Nordostkante befindet sich ein 7 m hoher Schutthügel von 25-30 m Ausdehnung, an dessen Nordostseite die Mauerreste eines Rundturmes zutage treten. Vermutlich besaß er einen Durchmesser von 14-15 m. Ein zweiter, auch in alten Plänen verzeichneter Rundturm steckt wahrscheinlich unter einem kleineren Schutthügel im Südwesteck.
Die 60 x 60 m große Vorburg im Norden ist ebenfalls durch einen Abschnittsgraben geschützt, der hier 10-15 m Breite aufweist. Ein Schuttwall im Westen dürfte Mauerreste enthalten. Der Zugang dürfte sich ebenfalls im Südwesten befunden haben. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Grabung 1910 durch Schuchhardt, Funde sind verschollen (angeblich u. a. eine Münze des 13. Jhs.). Lesefund von Keramik der Zeit um 1200.
Vermessung 2006. (Stefan Eismann)