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Warberg, Alte Burg

Geschichte:

Die Alte Burg bei Warberg erscheint nur ein einziges Mal in den Schriftquellen. Dies geschah während des Streits um den deutschen Königsthron zwischen dem Staufer Philipp von Schwaben und dem Welfen Otto IV.
Während des prunkvollen Weihnachtsfestes des Jahres 1199 in Magdeburg entschied der staufische König Philipp, am nächsten St. Johannistage einen Kriegszug gegen die welfische Residenz Braunschweig zu unternehmen. Aufgrund der Unstimmigkeiten unter seiner Anhängerschaft verzögerte er sich. Dies gab dem Pfalzgraf Heinrich, dem Bruder Ottos IV., die Gelegenheit, die dem Bistum Magdeburg gehörende Burg Calbe an der Saale zu zerstören. In einer Racheaktion zog Erzbischof Ludolf von Magdeburg im Januar des Jahres 1200 gegen die seit 1140 urkundlich belegten Herren von Warberg und deren Burg, da sie auf Seite der Welfen standen. Die Burg wurde gestürmt und zerstört. Ein Wiederaufbau fand nach den archäologischen und historischen Quellen nicht statt. Die Herren von Warberg errichteten stattdessen die Neue Burg in Warberg. (S. Bieler)

Bauentwicklung:

Die Grabungsergebnisse zeigen, dass die Alte Burg Warberg nicht wieder errichtet wurde. In 3,80 m Tiefe fanden sich die Schuttschichten der Mauern und die Reste einer Kulturschicht. Die Profile zeigten sich einheitlich, Umbauten scheinen nicht vorgenommen worden zu sein.
(S. Bieler)

Baubeschreibung:

Die Alte Burg hat die Form einer im Norden offenen, U-förmigen Wall-Grabenanlage von ca. 130 m Ausdehnung. Sie besteht aus zwei Wällen mit einem dazwischenliegenden Graben. Innerhalb davon befindet sich ein rundes Burgplateau mit ca. 42-46 m Durchmesser, welches von einem inneren Spitzgraben von 5,50 m Tiefe umschlossen wird. Auf der Nordseite verlaufen drei kürzere Wallstücke. Dem Verlauf des inneren Grabens folgt ein 40 m langer Wall. Nördlich davon erstreckt sich ein 60 m langer Wall in NNW-SSO-Richtung, dem im Westen ein Graben vorgelagert ist. An seinem Südende verläuft im rechten Winkel nach ONO ein weiteres, 25 m langes Wallstück mit vorgelagertem Graben.
Die Grabungen von H. A. Schultz haben Teile der Innenbebauung freigelegt. Man stieß in 3,80 m Tiefe auf den Keller eines quadratischen Wohnturms von 13 m Seitenlänge bei 3 m Mauerstärke. Nordwestlich schloss sich an ihn ein Gebäude von 4,8 x 5,1 m Größe mit zwei Türen und zwei länglichen Öfen an, das z. T. als Heizungsraum interpretiert wird. Den Befund vervollständigten ein weiteres Gebäude von 7 x 9 m Größe, ein Brunnen, ein Backofen und eine Eisenschmelzstätte. Zudem wurde festgestellt, dass die Kernburg auch von einer Ringmauer oder von einem Wall mit Steinkern umgeben war, da in den Grabungsschnitten an den Plateaurändern entsprechende Spuren gefunden wurden. (S. Bieler, Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

1962 wurde die Burg erstmals vermessen. Noch im selben und in den folgenden Jahren bis 1965 fanden unter der Leitung von H. A. Schultz Grabungen an der Anlage statt. Zum Fundmaterial gehören Keramikscherben, Waffen (Armbrustbolzen, Pfeilspitzen), Reiterausrüstung (Sporen, Hufeisen), außerdem Werkzeuge wie Messer und Scheren. Herausragend sind die Knochenschnitzereien wie eine plastische Tierfigur und eine Spiegeleinfassung sowie romanisch verzierte Kupferzierbänder. Knochen mit Bearbeitungsspuren zeugen evtl. von einer entsprechenden Werkstatt. (S. Bieler; Stefan Eismann)