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Süpplingenburg

Geschichte:

Die heute nicht mehr vorhandene Süpplingenburg wurde vermutlich im 10. Jahrhundert von den Grafen von Haldensleben zwischen den Orten Königslutter und Helmstedt auf einer Schunterinsel errichtet. Die Lage war strategisch bedeutend, so führte der "Salzweg" genannte Nord-Süd-Handelsweg sowie seit dem 11. Jh. eine Ost-West-Verbindung nahe der Burg vorbei.
An Graf Gebhard von Süpplingenburg ist sie dann durch dessen Mutter aus dem Geschlecht der von Haldensleben gekommen. Gebhard vererbte sie seinem 1075 geborenen Sohn Lothar, der sie zu seinem Stammsitz machte. In der Folgezeit wurde Lothar 1106 zum Herzog von Sachsen und 1125 zum deutschen König gewählt, sowie 1133 zum Kaiser gekrönt. Um 1130 wandelte er die Süpplingenburg in ein Kanonikerstift um. Wahrscheinlich schenkte sein Enkel Heinrich der Löwe Burg und Stift 1173 dem Templerorden, nachgewiesen ist es aber erst für das Jahr 1245. Die Komturei war lange Zeit Stammsitz des letzten Oberhaupts der deutschen Ordensprovinz, Friedrich von Alvensleben, bevor er nach Zielenzig übersiedelte.
Nach der Auflösung des Templerordens im Jahre 1312 kam die Burg in den Besitz der Braunschweiger Herzöge. Von Herzog Magnus wurden die Burg und deren zugehörige Besitzungen 1357 an den Johanniterorden gegeben. Als Komturei blieb sie bis 1820 im Besitz des Ordens.
Während des Schmalkaldischen Krieges wurde die Süpplingenburg eingenommen. Im Dreißigjährigen Krieg wurden die Vorburggebäude 1641 geplündert und gebrandschatzt. Nach dem Tod des letzten Komturs wurde die Süpplingenburg 1820 zur Staatsdomäne des Herzogtums Braunschweig.
Das um die Burg gelegene Dorf Süpplingenburg ist eine spätere Ansiedelung und erhielt den Namen von der Burg. Die erste urkundliche Überlieferung stammt aus dem Jahre 1301, als Herzog Albert von Braunschweig den ansässigen Tempelrittern das Recht verkaufte, auf der Süpplingenburg Gericht zu halten. (S.Bieler)

Bauentwicklung:

Die Süpplingenburg ist vermutlich aus einer karolingerzeitlichen curtis entstanden. Über die Gestalt und Baugeschichte der mittelalterlichen Burg und Komturei ist sehr wenig bekannt. Zwischen 1130 und 1140 wurde die Stiftskirche an der Stelle eines Vorgängerbaus aus dem 11. Jh. errichtet. 1347/48 muss es zu nicht näher bestimmbaren Bautätigkeiten gekommen sein. 1420 stürzte die Stiftskirche teilweise ein und auch andere Teile der Burg zeigten bauliche Mängel. Dennoch wurden die Schäden erst 1464 behoben. Im Konflikt zwischen den Herzögen Wilhelm I. und Heinrich II. von Braunschweig-Wolfenbüttel kam es 1432 zu Zerstörungen an der Burg, die jedoch wieder ausgebessert wurden. Im Jahr 1615 kam es durch einen Unfall beim Destillieren von Kräutern zu einem Brand, bei dem das Haupthaus vernichtet wurde. Es erfolgte ein Wiederaufbau, der 1697 erneuert wurde. Bei der Umwandlung der Anlage zur Staatsdomäne 1820 wurde ein Abriss der Kirche wegen ihres schlechten Zustands erwogen. Stattdessen wurde sie von 1838 bis 1843 umfassend renoviert und dient seitdem als Pfarrkirche. Zwischen 1861und 1879 wurden die Burggebäude und die Befestigung abgerissen sowie der Wassergraben zugeschüttet. Daraufhin entstanden um den Kirchplatz ein Herrenhaus, welches heute als Kindergarten dient, und zahlreiche Scheunen, Ställe und Arbeiterwohnungen.
(S. Bieler)

Baubeschreibung:

Die Süpplingenburg liegt auf einem flachen Geländesporn, der in die sumpfige Niederung der Schunter ragt. Es sind von ihr bis auf die Stiftskirche keine Baureste mehr vorhanden. Nur noch der verfüllte Wassergraben ist als leichte Senke sichtbar. Aussagen über die Ausdehnung und Beschaffenheit der Burg sind vornehmlich anhand von schriftlichen und bildlichen Quellen aus dem 17./18. Jh. möglich.
Danach handelte es sich um eine durch einen Wassergraben umgebene, mit 70 x 70 m nahezu quadratisch errichtete Burg. Außerhalb des Grabens wurde sie zusätzlich durch einen Wall gesichert. Eine Karte von 1764 zeigt, dass die Nordseite des Areals leicht nach außen gewölbt war und das Nordwesteck des Wassergrabens einmal nach innen verlegt wurde. Die umgebenden Befestigungsmauern schützten dahinterliegende Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude. Es befanden sich auch ein Wohnhaus und eine Kemenate auf dem Burgplateau. Die Burg erreichte man über eine Brücke. Nördlich ihres Geländes bestand eine ovale Vorburg mit weiteren Wirtschaftsgebäuden, für deren ursprüngliche Umwehrung mit einem Wall es Hinweise gibt.
Mittig auf dem Burgplateau und die Erscheinung der Burg dominierend steht die noch teilweise erhaltene, romanische Stiftskirche St. Johannis. Es handelt sich um eine gewölbte Pfeilerbasilika, die einst flach gedeckt war. Aus dem 12. Jahrhundert stammt nur noch der Ostteil mit Querhaus und Nebenapsiden, außerdem die Krypta unter dem rechteckigen Chor. Im 12. Jahrhundert verfügte die Kirche noch über ein repräsentatives Westwerk, welches mit einer Herrscherempore versehen war. Doch es stand nicht lange, bevor es noch im Mittelalter wieder abgebrochen wurde. Die Grabungen legten dessen Fundamente und die zeitlich leider nicht näher bestimmbare, ummantelte Apsis einer Vorgängerkirche frei.
Die erste Darstellung der Süpplingenburg findet sich bei Merian, welcher sie 1653 abbildete. Der Stich zeigt vornehmlich die alles überragende Kirche. Merian schrieb: "Es ist die Burg mit einer hohen Maure und breitem Wassergraben rings umgeben / zum Eingange auff die Burg mit einer Brücken und Zugbrücken / dafür ein starkes Tor / inwendig mit einem starcken Riegel verwahret / zur linken Hand im herauffgehen auf die Burg ist die Kirche, St. Johannes genannt, gelegen / so in anno 1464 reparieret. In welchen Jahre sie aber fundieret, hat man keine Nachrichtung / zu vermuten ist wohl, das Graf Gebhard dieselbe gestiftet und aufferbauen lassen hat". (S. Bieler)

Arch-Untersuchung/Funde:

In den Jahren 1966 bis 1968 fanden archäologische Grabungen durch den Lehrstuhl für Baugeschichte der Technischen Universität Braunschweig statt. Dabei konnten im Inneren der Kirche Münzen und Sarggriffe, aber auch in gotischem Stil bearbeitete Steine gefunden werden.
Im Jahr 1975 wurden dann auch im Umfeld der Kirche Grabungen durchgeführt.