EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Wölpe

Geschichte:

Das erste bekannte Mitglied der Familie von Wölpe ist ein Egilbert, der 1121/40 im Gefolge des Bischofs Sigward von Minden genannt wird. 1150/51 nimmt der Bischof von Minden vorübergehend seinen Aufenthalt in „seiner Burg, die Wölpe genannt wird“. Da sich das Adelsgeschlecht aber schon nach der Burg benannt hat, wird es zu diesem Zeitpunkt wohl zumindest einen Teil davon als Lehen besessen haben. Als erster Vertreter des Geschlechts, der den Grafentitel führt, erscheint 1168 Bernhard I. von Wölpe in den Schriftquellen. Wohl um 1220 wurde die Burg Wölpe ein zweites Mal als Lehen der Mindener Kirche an die Grafen von Wölpe übergeben. Ungefähr 1239 wurde in einem weiteren Vertrag die gemeinsame Nutzung der Burg durch Bischof und Graf gegen Graf Heinrich von Hoya geregelt. Vor 1302 fiel die Grafschaft auf bislang nicht geklärtem Weg an Graf Otto von Oldenburg und Bruchhausen, der sie in diesem Jahr an Herzog Otto den Strengen von Braunschweig-Lüneburg veräußerte. Die Burg diente fortan als Amtssitz des Herzogtums, die Lehnshoheit behielt aber der Mindener Bischof. 1315/16 geriet die Burg während einer Fehde in Brand. In der Hildesheimer Stiftsfehde von 1519 bis 1523 wurde die Burg zerstört und danach von Herzog Erich I. als Schloss unterhalb des Turmhügels wieder aufgebaut. 1625 wurde das Schloss von Tilly eingenommen und partiell zerstört. Bis 1859 diente das Schloss als Amtssitz. Nach der Auflösung des Amtes wurden sämtliche Gebäude 1877 abgebrochen. Der Flecken Erichshagen entwickelte sich aus der Burgsiedlung und erhielt 1568 das Fleckenrecht. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Die Prospektionen und Ausgrabungen haben bislang nur einige Schlaglichter auf die Baugeschichte werfen können. Offensichtlich ist eine zu Beginn des 12. Jhs. (Dendrodatum 1107+/- 5) aufgeschüttete Kernmotte durch Aufschüttungen in der Neuzeit stark vergrößert worden. Ein noch der Anfangszeit angehörendes Steingebäude ist im 1. Viertel des 13. Jhs. wieder abgerissen und durch die Aufschüttungen überdeckt worden.
1787 wurde die Burgkapelle angeblich nach Erichshagen versetzt. 1877 erfolgte der Abriss der letzten Gebäude. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Burg Wölpe war ursprünglich eine Motte, deren Turmhügel sich bis zu 4,5 m über die Umgebung erhebt. Das Plateau besitzt eine Größe von max. 60 x 65 m, leichte Erhebungen machen die ehemaligen Standorte der Gebäude deutlich. Bis zum Anfang des 20. Jhs. soll ein Burggraben noch in Resten vorhanden gewesen sein, die Ausgrabungen konnten die Existenz eines Grabens jedoch nicht sicher nachweisen. Ebenso fehlt bislang der Nachweis einer steinernen Ringmauer, stattdessen wurde eine Palisade erfasst. Die mittelalterliche Oberfläche lag deutlich tiefer, der Hügel ist bis ins 16./17. Jh. immer wieder aufgeschüttet worden. Die Prospektionen ergaben eine Kernaufschüttung von ca. 30 m Durchmesser. Neuzeitliche palisadenartige Holzkonstruktionen vor dem Hügelfuß dienten eventuell zum Schutz vor Erosion. Bei den Grabungen wurde das Eck eines massiven Steingebäudes mit Eingang erfasst, das noch im Mittelalter abgerissen wurde. In der Bückener Chronik wird die Existenz einer Kemenate erwähnt. Die Zuweg zur Burg erfolgte über einen aufgeschütteten Damm. Bei den Ausgrabungen wurden im Umfeld zwei Reihen von schräg in den Boden eingeschlagenen Pfählen entdeckt, die wahrscheinlich ein Annäherungshindernis nach Art der "Spanischen Reiter" darstellen.
Prospektionen konnten alte Kartendarstellungen bestätigen, nach denen zumindest in der Neuzeit das Vorwerk auf einem eigenen, niedrigeren Plateau von ca. 60 x 80 m Größe nordwestlich der Hauptburg saß. Weitere Spuren von Mauerzügen könnten zu einer Vorburg gehören. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Beobachtung von Erdarbeiten 1958, Begehungen und Metallsondenprospektion 1978, 1980, 1982.
Geomagnetik, Geoelektrik, Bodenradar, Bohrungen 2011.
Ausgrabung und Prospektion 2012-2015.