EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Delmenhorst

Geschichte:

Das Burggelände war ursprünglich Lehen der Erzbischöfe von Bremen. Über das Ministerialengeschlecht der Mule, die hier einen Hof hatten, gelangte der Besitz an die Grafen von Oldenburg, die hier unter Graf Otto I. vermutlich im Jahre 1247 eine Burg bauten. Direkt bezeugt ist die Burg erst 1259. 1254 wird aber schon ein Kapellan von Delmenhorst erwähnt, damals muss somit schon eine Burgkapelle bestanden haben. Etwa ab 1278 diente die Burg der mit Graf Otto II., entstandenen jüngeren Linie des Oldenburger Grafenhauses, die sich ab 1340 nur noch Grafen von Delmenhorst nannten, als Residenz.
Im 15. Jh. entwickelte sich Delmenhorst zu einem berüchtigten Raubnest, von dem aus Graf Gerd (1430-1500) die hansischen Kaufleute bedrängte, Wagenfuhren ausraubte und Lösegelder erpresste. Belagerungen der Burg waren meist erfolglos. Erst 1482 konnte Bischof Heinrich von Münster nach zwei erfolglosen Belagerungen 1462 und 1471 die Burg und Stadt einnehmen. So blieb die Anlage bis 1547 unter Herrschaft des Bistums Münster. Die Bemühungen des Oldenburger Hauses, die Burg zurückzuerobern, gelangen erst in jenem Jahr. Von 1577 bis 1647 residierte hier wieder eine Delmenhorster Nebenlinie. Nach Graf Anton Günthers Tod 1667 kam die Herrschaft an Dänemark, das von 1711 bis 1731 Delmenhorst an Kurhannover verpfändete. 1773 ging Delmenhorst wieder zu Oldenburg über, nur 1811 bis 1813 gab es noch eine französische Herrschaft. (Frank Both)

Bauentwicklung:

Über die Anlage des 13. Jhs. können keine Angaben gemacht werden. Es dürfte sich um eine zeittypische Niederungsburg in Holzbauweise gehandelt haben. Für 1434 ist ein Brand überliefert. Danach fand ein starker Ausbau statt. In den 1520er-Jahren wurde der alte Burgplatz mit einer achteckigen Umwallung versehen, verstärkt mit Rondellen und Basteien. Ein damals angelegter dritter Ringgraben ist mittlerweile wieder zugeschüttet. 1617 wurde eine 5 km lange Wasserleitung fertig gestellt. Ein 1647 projektierter weiterer Ausbau der Befestigung wurde nur noch ansatzweise ausgeführt. 1711/12 wurden die Befestigungen und Gebäude niedergelegt. Der Blaue Turm stand als letztes bis 1787. Die Überbauung des 19./20. Jhs. ist mittlerweile ebenfalls verschwunden. (Frank Both)

Baubeschreibung:

Die Burginsel ist heute als nahezu runde Anlage mit einem Durchmesser von max. 160 m zu erkennen. In ihrem Südwesten sind noch mit Rasen bedeckte Schuttkegel von bis zu 3 m Höhe im Gelände sichtbar. Die innere Anlage ist von einem zweifach gestaffelten Grabensystem umgeben. Durch den äußeren Ringgraben fließt heute die Delme.
Die Gestalt der ursprünglichen Niederungsburg ist unbekannt.
Kern der nach 1434 in Stein ausgeführten Burg ist eine fünfeckige Anlage, die von einem bei späteren Baumaßnahmen zugeschütteten Wassergraben umfasst wurde. In Renaissance und Barock betrat man die Anlage von Norden her über eine Brücke durch die Bastion und den Palas. Links davon stand der sog. Blaue Turm mit 11,75 m Durchmesser und 4 m Mauerstärke, rechts der Kapellenflügel, im stumpfen Winkel zum Innenhof das Zeughaus. Hinter dem Zeughaus standen Reste eines weiteren Rundturmes, links vom Zeughaus schloss das Kommissarienhaus die Lücke bis zum Roten Turm mit knapp 13 m im Quadrat und ca. 2,8 m Mauerstärke. (Frank Both)

Arch-Untersuchung/Funde:

Ältere archäologische Aufschlüsse 1953.
Bei den Ausgrabungen 1976/77 wurden durch mehrere Suchschnitte der ehemalige Burggraben, die Fundamente einer Brücke und Steinfundamente eines Turmes und eines Wohnhauses sowie eine Abfallgrube ganz oder teilweise freigelegt.
Keramikfunde aus dem alten Burggraben datieren in das 14./15. Jh., die des Wohnhauses in das 16. Jh. Die Abfallgrube datiert ins 17. Jh. Zu den gut erhaltenen Metallfunden zählt ein Nierendolch des 15. Jhs. (Frank Both)