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Kniphausen

Geschichte:

Die Herrschaft Kniphausen war einer der kleinsten Staaten Deutschlands. Die Burg entwickelte sich aus dem Gehöft Knipens, das 1433 der Häuptling Lübbe Onneken erheiratete und um 1438 zu seinem festen Häuptlingssitz ausbauen ließ. Nach seinem Tod 1477 erbte zunächst Iko und dann sein Vetter Fulf von Inhausen die Herrschaft inklusive Burg. In der sächsischen Fehde wurde die Anlage 1514 durch Heinrich von Braunschweig eingenommen, 1517 aber wieder zurückerobert. Der Wiederaufbau fand erst unter Fulfs Sohn Tido seinen Abschluss, nämlich 1546. Dieser verlor die Burg 1547 als Parteigänger des Schmalkaldischen Bundes, durfte sie aber zurückkaufen. Das daraufhin von Fräulein Maria von Jever angestrengte Gerichtsverfahren endete erst 1623 mit der Übergabe der Burg an ihren Rechtsnachfolger Graf Anton Günther von Oldenburg. Nach seinem Tod gelangte das Schloss über seinen unehelichen Sohn Anton von Aldenburg an die Linie Aldenburg-Bentinck. In Folge der napoleonischen Besetzung erlangte die Grafschaft Oldenburg die Oberhoheit über Kniphausen. 1862 erwarb Edzard von Knyphausen den Stammsitz seiner Vorfahren. (Frank Both, Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Die spätmittelalterliche Burganlage wurde in mehreren Ausbauphasen erweitert. Aus einem wohl spätmittelalterlichen Gehöft erfolgte 1438 der Ausbau zu einer Burganlage mit Steinhaus und breitem Wassergraben. 1514 wurde die Burg durch Herzog Heinrich von Braunschweig eingenommen und geschleift, der Graben teilweise aufgefüllt. Zwischen 1517 und 1546 konnte die Burganlage wiederhergestellt werden, mit einem großen Vorburgring und der "Neuen Burg", einem annähernd quadratischen vierflügeligen Gebäudekomplex und angesetztem siebeneckigem Turm im Nordosten. 1666/1667 schließlich fand ein Ausbau zu einer modernen Festung mit vier Eckbastionen statt. 1703/05 wird das "alte Steinhaus" auf der alten Burgstelle abgebrochen. Ein Brand 1708 zerstörte den Bau, ein Wiederaufbau fand nicht statt. 1744 wurde der Platz der Hauptburg eingeebnet, der innere Grabenring verfüllt. Der Vorburgbereich mit dem ehemaligen Marstall wurde zum Schloß Kniphausen umgebaut. 1832-1834 musste die baufällige Burgmauer abgerissen werden. (Frank Both)

Baubeschreibung:

Die spätmittelalterliche Burg Kniphausen wurde am damaligen Nordufer der Maade errichtet, die sich hier buchtförmig zur Jade hin erweiterte. Der Standort des ursprünglichen Hofes Knipens ist ungeklärt, er könnte sich auch an einer anderen Stelle befunden haben.
In ihrer letzten Ausbauphase bestand die Burg aus einer großflächigen Anlage mit Bastionärsbefestigung und Außengraben von 350 x 300 m Größe. Von der mehrphasigen Burganlage sind heute erhalten: ein leicht erhöhter Burgplatz, zwei Teilstücke des südlichen Graftbereiches der im Jahr 1708 abgebrannten Hauptburg sowie der wasserführende Außengraben mit einer Breite von 15-20 m. Im Süden sind zudem der Wall und Reste der Süd- und Ost-Bastion des äußeren Befestigungsringes erkennbar
Der heutige Gebäudebestand umfasst das Torhaus aus dem 16. Jh., den zweigeschossigen Hauptbau mit vorgesetztem, achteckigen Treppenturm mit geschweifter Haube aus der 2. Hälfte des 16. Jhs. (ehemaliger Marstall) und einen Stall aus der 2. Hälfte des 18. Jhs. mit Burgschenke. Ein weiteres ehemaliges Stallgebäude steht an der Westpforte des Burggeländes. Alle Gebäude stehen auf dem Vorburggelände, auf der Hauptburg sind keine Gebäude erhalten.
Nach einer um 1600 angefertigten Skizze bestand die Kernburg aus zwei rechteckigen Inseln, die von einem breiten Wassergraben umgeben und von einem schmäleren getrennt waren. Die südliche von beiden war die ursprüngliche Burgstelle. Ein äußerer Wassergraben, der viereckig mit einer konvexen Seite war, umgab die gesamte Anlage mit den Wirtschaftsgebäuden.
(Frank Both, Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

1984 mussten Fundamentsicherungsarbeiten um den ehemaligen Marstall durchgeführt werden und dazu ein ca. 0,5 m breiter Schacht ausgehoben werden. An Funden kamen glasierte Keramikscherben, Glasscherben, Tierknochen und Schieferbruch des 17.-19. Jhs. zutage. Mit ergänzenden Bohrungen konnte der ehemalige Grabenverlauf direkt an der Nordwand des Marstalls erfasst werden. (Frank Both)