EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Schöningen

Geschichte:

Die Burg in Schöningen wurde um 1350 von Herzog Magnus von Braunschweig-Lüneburg in Auftrag gegeben. Ein möglicher Grund dafür könnte die vorangegangene Eroberung der Stadt durch den Magdeburger Erzbischof Otto im Jahre 1347 gewesen sein, die wiederum eine Vergeltungstat für die Besetzung Hötenslebens durch Herzog Magnus darstellte. Das Burggrundstück gehörte zum Besitz des Lorenzklosters, das darauf einen kleinen Wirtschaftshof unterhielt und 1348 für das Land entschädigt wurde. In den folgenden Jahrzehnten ging das Schloss als Lehen oder Pfand an die Stadt Braunschweig und viele Kleinadelige. Diese bekamen die Auflage, an der Anlage weiter bauen zu lassen. Die Burg entwickelte sich zum Eckpfeiler des Herzogtums im Südosten seines Herrschaftsgebiets. Durch starken Beschuss während des Schmalkaldischen Kriegs im Jahre 1542 durch Albrecht von Mansfeld wurden große Teile des Schlosses schwer beschädigt.
Zumeist wurde die Burg als Jagdsitz von den welfischen Herzögen genutzt. Besonders Heinrich der Jüngere bezog oft in Schöningen Quartier, um von hier aus seine Jagden im Elm angehen zu können. Seine zweite Gattin Sophia (1568-1575) war die erste Herzogin, der das Schloss als Witwensitz diente, es folgten Elisabeth (1613-1626) und Anna Sophia (1628-1659).
Im Jahre 1815 wurde der Amtssitz von Schöningen nach Helmstedt verlegt. Das Schloss wurde daraufhin zur Domäne und verfiel in der Folgezeit zunehmend.
1970 wurde die landwirtschaftliche Nutzung der Anlage eingestellt. Das Schloss ging in Privatbesitz über und die Stadt Schöningen erwarb das Gelände um die Burg. Von 1978 an kaufte die Stadt immer mehr Teile der Anlage auf, um diese zu renovieren und der Öffentlichkeit zu übergeben. So wurde zum Beispiel der Marstall zu einem Jugendzentrum umgebaut. Daneben wurden ein Informationszentrum, ein Hotel und ein Restaurant in den Räumen des Schlosses eingerichtet. Im Jahre 1996 waren alle Sanierungen abgeschlossen und die Stadt Schöningen übergab das Schloss der Öffentlichkeit. Bis 2000 folgten noch die Anlage des Gartens und die Sanierung des Wachhauses, in dem sich heute ein Museum befindet. (Sandy Bieler)

Bauentwicklung:

Die erste Anlage wird eine Wasserburg gewesen sein, wie sie vielfach in der Region zu finden ist. 1553 sind nach einem Stadtbrand die Wirtschaftsgebäude in ein neu gegründetes Vorwerk östlich des Schlosses ausgelagert worden. Zwischen 1574 und 1585 ist der umgebende Wall festungstechnisch auf den neuesten Stand gebracht worden. Erst im 16. Jahrhundert wurde die Anlage zu einem Schloss aus- und umgebaut. Herzog August ließ von 1660 bis 1662 das Zeughaus abreißen und die Wehranlagen abbauen.
Alle Herzoginnen, die in Schöningen residierten, ließen das Schloss nach der jeweils neuesten Mode umbauen. Die ersten größeren Veränderungen wurden im Auftrag von Sophia vorgenommen. So ließ sie unter anderem einen Lustgarten anlegen, der heute allerdings nicht mehr existiert. Am Palas ließ sie Fensterdurchbrüche zur Hofseite ausführen, im Inneren wurde eine Wendeltreppe gebaut. Auch der Renaissance-Erker, welcher heute noch den "Grauen Turm" schmückt, geht auf sie zurück. Die ihr folgende Elisabeth führte die Umbauten am Schloss fort. Sie ließ den Palas nach Westen verlängern und im Stil der Renaissance umgestalten. Eine zweiflügelige Freitreppe mit Schmuckportal und ein Treppenturm wurden angebaut. Auch ließ sie den West- und Nordflügel nach hinten verlegen und neu aufbauen, die Kirche reich ausstatten und sich dort eine private Loge einrichten. Zudem ließ sie die auf dem Stich von Merian zu sehenden Ziergiebel anbringen. Von ihren Gemächern im Pallas führte nun der "Untere Gang" zur Kapelle im "Grauen/Neuen Turm".
Ihr folgte die Herzogin Elisabeth, die weitere Umbauten in Auftrag gab, um das Schloss an die neuen Aufgaben als Amtssitz und zeitweiligen Hauptsitz ihres Sohnes Christian anzupassen. Mit ihrem Tode im Jahre 1659 begann der Verfall des Schlosses. 1738 wurde am Standort der alten Wache ein neues Pforthaus errichtet. Im selben Jahr wurden der Vorbau der Freitreppe, die Galerie zum Westgebäude und die Spitze des "Grauen/Neuen Turmes" abgebrochen. Sieben Jahre später nahm man auch die oberen Geschosse des kleineren Turmes ab. 1756 wurde der Pallas zur Scheune zweckentfremdet. Während der Nutzung als Domäne wurden lediglich 1817 Erneuerungsarbeiten durchgeführt.
Das in der Renaissance angebaute Wohnhaus im Westen wurde 1910 nach den Wünschen des Pächters umgebaut. (Sandy Bieler)

Baubeschreibung:

Das heutige Schloss Schöningen zeugt noch vom mittelalterlichen Aussehen der Burg. Sie war mit zwei heute zugeschütteten Wassergräben versehen und wie die zur gleichen Zeit entstandene Burg Neuhaus bei Vorsfelde nach den damaligen Innovationen im Burgenbau nicht rund, sondern viereckig angelegt. Die vier Flügel sind um einen viereckigen Hof herum arrangiert. In dessen Mitte stand früher ein ehemals reich verzierter Brunnen, der heute zugeschüttet und abgebaut ist.
Der zweistöckige Südflügel besteht aus dem ehemaligen Herrenhaus. Die nordwestliche Ecke des Schlosses besteht aus einem quadratischen Turm mit 2 m starken Mauern. Seine Fundamente stehen im Umflutgraben. Einst konnte man ihn nur über eine Brücke im ersten Geschoss betreten. Man kann davon ausgehen, dass er ursprünglich höher war, als er sich heute präsentiert. Ihn verband eine Mauer mit dem "grauen Turm" im Nordosteck, dem quadratischen Bergfried. Bei einer Seitenlänge von 7 m erreichen seine Grundmauern eine Mächtigkeit von 2 m. Von ihm aus konnte das Tor überwacht werden. Betreten wird er durch einen einfachen Rundbogeneingang und erstiegen über eine Wendeltreppe. In seinem Erdgeschoss findet sich ein Kapellenraum, welcher mit dem nördlich angebauten Wohnhaus verbunden war. Einst führten vom Bergfried zwei Gänge über das Burgtor zum Palas herüber.
Westlich davon befindet sich das Wohnhaus, das einst als Pächterwohnung diente. Entlang der östlichen Mauer wurden Wohngebäude in den Hof gebaut. An der Ostseite der Anlage befindet sich ein Pforthaus, an der Westseite ein Wachhaus.
Auf der östlichen Seite verläuft in ca. 50 m Entfernung ein Wall mit vorgelagertem Graben, der sich im Norden in 25 m Entfernung fortsetzt.
(Sandy Bieler)

Arch-Untersuchung/Funde:

Grabungen fanden in den Jahren 1987-1989 statt. Zwei Jahre später wurde die Anlage bis ins Jahr 2000 denkmalpflegerisch saniert.