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Dassel

Geschichte:

Das seit 1079 bezeugte Geschlecht von Dassel benennt sich nach Erlangen der Grafenwürde 1126 nach ihrem Herrschaftsmittelpunkt. Dies ist aber kein Hinweis auf diese Burganlage, die in den historischen Quellen nie explizit erwähnt wird.
Hingegen erscheint der Burgberg in der historischen Überlieferung. 1183 war ein Hartwich de Borgberge eine der Geiseln, die die Grafen von Dassel dem Bischof von Hildesheim stellten, und um 1185 soll der spätere General des Dominikanerordens Jordanus als Angehöriger eines Ministerialengeschlechts der Grafen von Dassel auf dem Burgberg geboren sein. Dass die Grafen von Dassel auf dem Burgberg gewohnt haben, berichten nach Lethner (1596) ältere Leute. Noch 1832 waren Burgreste auf dem Burgberg bekannt.
Der 1126 erstmals nach Dassel benannte Reinold (1097-1127) ist der erste bekannte Vertreter des Dasseler Grafenhauses, am bekanntesten war Reinald II. als Reinald von Dassel: Dompropst in Hildesheim (1146), Kanzler (1156), Erzbischof von Köln, Erzkanzler von Italien (1159) und enger Berater Friedrich I. Barbarossas. Er starb wie auch sein Bruder Ludolf 1167 in Italien und wurde im Kölner Dom beigesetzt. Ludolfs Söhne, Ludolf und Adolf, waren 1180/81 auf staufischer Seite am Kampf gegen Heinrich den Löwen beteiligt, was ihnen einen erheblichen Besitzzuwachs, darunter die Burg Nienover, einbrachte. Wie andere Grafen und Edelherren gingen sie nach dem Sturz Heinrichs des Löwen daran, ihre Herrschaft auszubauen, dazu gehörte die Gründung der Stadt Nienover. Wegen des Wiedererstarkens der Welfen und auch besitzsichernder Maßnahmen anderer Fürsten westlich der oberen Weser gelang es den Grafen von Dassel nicht, eine Landesherrschaft zu bilden. Als Konsequenz veräußerten sie ihren Besitz an die welfischen Herzöge (1270/72 der halbe Solling mit der Grafschaft, 1303 Nienover und die zugehörige Grafschaft) und den Bischof von Hildesheim (1310 Hunnesrück, Dassel und die Grafschaft, später als Grafschaft Dassel bezeichnet). 1325 starb mit Simon der letzte Graf von Dassel. (Gudrun Pischke).

Bauentwicklung:

Es liegen keine Schrift- oder archäologischen Zeugnisse zur Baugeschichte vor. Der fehlende Ausbau zum Herrschaftssitz der Grafen von Dassel dürfte mit dem Erwerb von Nienover zusammenhängen sowie der Tatsache, dass der Burgplatz den Anforderungen an eine moderne hochmittelalterliche Burganlage weder unter militärischen noch unter herrschaftssymbolischen Gesichtspunkten genügt. (Gudrun Pischke/Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Burg besitzt die Form einer halbovalen, nach Nordwesten offenen Wallanlage. Sie liegt auf einer abschüssigen Terrasse über der Ilme. Der Durchmesser zwischen den Wallkronen beträgt 100 bis 120 m. Im Südosten ist der Wall 1950 durch den damaligen Eigentümer eingeebnet worden. Der vorgelagerte Graben ist im Osten bis zu 20 m breit und 4 m tief.
Oberhalb des einstigen Burgplatzes weist eine kleine Informationstafel auf die 1987 lokalisierte Anlage. (Gudrun Pischke)

Arch-Untersuchung/Funde:

Mittelalterliche Wandscherben, Schlacke
Keramik (10.-14. Jh.)