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Gartow

Geschichte:

1225 werden erstmals Burgherren "von der Gartow" urkundlich erwähnt. 1255 wird eine "Grenzfeste" und 1321 ein "Hus" mit einer "vorburch" genannt. Siebenmal wechsele die Lehnshoheit zwischen den augrenzenden drei Machtblöcken, den Herzögen in Braunschweig, den Herzögen von Lüneburg und den Markgrafen in Brandenburg. Infolge wirtschaftlicher Schwierigkeiten mussten die Herren von Gartow Burg und Dorf 1360 an den Johanniterorden verkaufen. 1371 erhielt der Orden die Genehmigung des braunschweigischen Herzogs, eine Burg mit steinernen Mauern zu errichten. Von 1371 bis 1384 ist Gartow Residenz des Herrenmeisters der Ballei Brandenburg. 1438 kaufte die Familie von Bülow zunächst eine Hälfte der Burg, 1441 dann die andere, die zunächst an die Familie von der Schulenburg veräußert worden war. Im 15. und beginnenden 16. Jahrhundert konnten die von Bülow ihren Besitz um Gartow, trotz und auch wegen der Rivalitäten der Lüneburger und Brandenburger Herzöge, ausbauen. Als sie 1686 dem Kurfürsten von Brandenburg als Lehnsherren huldigten, besetzte der Celler Herzog Gartow und stellte es unter Zwangsverwaltung.
1694 erwarb der Celle'sche Minister Andreas Gottlieb von Bernstorff die heruntergekommene Anlage. Bernstorff erwirkte vor der Übernahme einen Verzicht der Brandenburger auf ihre Besitzrechte. 1709 ließ er die alte Burg abreißen und 1710 bis 1727 ein Barockschloss errichten. 1945 beschossen amerikanische Truppen Gartow, wobei die Wirtschaftsgebäude des Schlosshofes mit Ausnahme des heute noch stehenden "Brauhauses" niederbrannten. Von 1947 bis 1968 diente das Schloss zu zwei Dritteln als Kreisaltersheim. Das Anwesen und die Besitzungen befinden sich noch heute in der Hand der Familie von Bernstorff. (Sandy Bieler; Detlev Stupperich)

Bauentwicklung:

Bei der ersten Anlage wird es sich wohl um einen kleinen Ringwall oder eine kleine Wasserburg gehandelt haben. 1321 wird eine Vorburg und ein "hus" erwähnt. 1330 teilt Herzog Otto von Braunschweig den Herzögen Otto und Wilhelm von Lüneburg mit, dass er ein "Hus" zu Gartow bauen wolle, es aber in fünf Jahren wieder abreißen würde, wenn die Lüneburger das Wünschten. Unbekannt ist, ob es zu diesem neubau und Abriss gekommen ist. Die Johanniter bauten die Anlage zu einer Ringmantelburg aus. Unter der Familie von Bülow wurde um 1500 die Burg weiter umgebaut. Der innere Torturm und die Mauer zwischen den beiden Hälften der Ringwalls wurde abgerissen. Die Gebäude der Kernburg wurden stark umgebaut, zusammen mit neu hinzugekommenen Trakten entstand eine Dreiflügelanlage, die 1518 als Ganerbenburg unter drei Familienzweigen aufgeteilt wurde. Dies verursachte weitere Ausbaumaßnahmen, u. a. wurde im Westen ein runder Flankierungsturm hinzugefügt. Der nächste Besitzer, Andreasgottlieb von Bernstorff, begann mit der Renovierung und teilweisen Erneuerung der alten Burg. Er ersetzte 1697 einen Teil des baufälligen Westflügels durch Fachwerkgebäude.Letzendlich ließ Berndtorff jedoch 1709 die alte Burg abreißen und deren Fundamente ausgraben. Der oberteil des Ringwalles wurde abgetragen und das Niveau des Innenhofs abgesenkt. Durch Anschüttung im umgebenden Buggraben entstand so ein größerer Bauplatz, auf dem von 1710 bis 1727 der Celler Hofbaumeister Johann Caspar Borchmann das noch heute stehende, dreiflügelige Barockschloss errichtete. In dieser Bauperiode ergänzte Bernstorff den barocken Ehrenhof durch Wirtschaftsgebäude auf der alten Vorburg zu einer rechteckigen geschlossenen Anlage. Ein zweigeschossiges Torhaus mit Durchfahrt schloss den Wirtschaftshof im Norden ab. Symmetrisch zum "Brauhaus" von 1699 ließ Bernstorff einen nach außen hin gleichen Pferdestall mit Wohnräumen im Obergeschoss bauen. Im jahr 1843 bekam das Schloss durch die Aufstockung der Seitenflügel sein heitiges Aussehen.
(Sandy Bieler, Stefan Eismann und Detlev Stupperich)

Baubeschreibung:

Bei der frühesten Burg scheint es sich um einen Ringwall aus Holz-Erde-Konstruktion gehandelt zu haben, die am südlichen Ende der Gartower Düne in einem sehr flachen Seitenarm der Elbe aufgeschüttet worden ist. Die Johanniter erbauten innerhalb des Ringwalls eine Steinburg, die typologisch als Ringmantelburg anzusprechen ist. Die Zeichnung des Baumeisters J. C. Borchmann vom Abriss der alten Burg und der Ausgrabung der Fundamente, kurz vor dem barocken Neubau, zeit rostartige Rundholzlagen. Anhand dieser Zeitnung, den Angaben in einem Teilungsvertrag von 1439, der Auflistung der Innenräume der alten Burg in einem Inventar von 1696 und einigen Zwischenschritten lässt sich die burg der Johanniter rekonstruieren. Demnach war die Anlage von einem kreisförmigen Wall von 45 m Durchmesser mit vorgelagerten Wassergräben umgeben. Der Zugang erfolgte durch einen Torturm im Norden. Die Kernburg im Süden des Areals war durch eine Rinmauer mit Torhaus befestigt. Im Süden standen die Wohngebäude und der "große Bergfried", der auch als Konventshaus diente. Bis 1528 erweiterte die Familie Bülow die halbkreisförmige Ringmantelburg der Johanniter durch neue Trakte an bieden enden zu einer Dreiflügelanlage. Dann schlossen sie mit weiteren Anbauten im Westen in mehreren Stufen den Ringmantel fast vollständig. Noch vor 1650 außen an den Ringmantel angesetzte Flügel mit vier prächtig geschweiften Renaissanc-Giebeln ließen die Burg zu einer Schlossanlage werden. 1688 musste der - wohl baufällige - Westflügels bis auf zwei Türme schrittweise niedergelegt und durch schlichte Fachwerkgebäude ersetzt werden. Als Interimsbau überlebten sie bis 1713 den totalen Abriss der übrigen Burganlage im Jahr 1709. Bei dem noch existierenen Barockbau handelt es sich um einen verputzen Mittelbau mit Mansarddach. Daneben findensich zwei Backsteinflügel und ein Brauhaus, welches 1700 in Ziegelfachwerk mit einem Walmdach errichtet wurde. Gegenüber dem Brauhaus steht ein Garagengebäude, das 1951 auf den Fundamenten des barocken und 1945 abgebrannten Pferdestalls erbaut wude. Das 1945 ebenfalls abgebrannte, barocke Torhaus markieren barocke Torpfeiler in einem kleinen Deich für exteremes Hochwasser. Südlich der Schlossgebäude erstreckt sich eine Parkanlage im Stil eines englischen Landschaftsgartens.
(Sandy Bieler, Stefan Eismann und Detlev Stupperich).

Arch-Untersuchung/Funde:

Bisher stehen archäologische Untersuchungen noch aus. Vor dem Bau der heutigen Barockanlage hat der Baumeister J. C. Brockmann die alte Burg während des Abrisses 1709 sorgfältig vermessen. Bis zu 12 Fuß, also 2.80 m Tiefe wurden sämtliche Fundamente ausgegraben und in zwei maßhaltigen Zeichnungen dokumentiert. Diese Angaben ermöglichen eine Rekonstruktion der Burganlage der Johanniter. (Detlev Stupperich).