EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Weinberg

Geschichte:

Die Burg auf dem Weinberg bei Hitzacker entwickelte sich von einer slawischen Befestigung zu einer mittelalterlichen Burganlage.
Der von Wacher aufgrund eines einzelnen 14C-Datums postulierte Beginn der slawischen Besiedlung im 7. Jh. spiegelt sich weder in der damaligen Siedlungsgeographie noch im Fundmaterial wieder und ist deshalb mit Vorsicht zu betrachten. Wahrscheinlicher ist aufgrund der Keramikfunde ein von Wachter auch ursprünglich vorgeschlagener Beginn erst im 9. Jh. Diese slawische Periode reichte bis in das 11./12. Jahrhundert. Insgesamt konnten fünf slawische Phasen festgestellt werden. Das Fundmaterial spricht für die Niederlassung einer Elite, zudem blühte im 9./10. Jh. eine Handwerkersiedlung am Fuß des Berges auf.
Schriftlich überliefert ist Hitzacker erst unter deutscher Herrschaft. Laut dem Bericht des Chronisten Arnold von Lübeck gehörte Hitzacker Heinrich dem Löwen und wurde nach seiner Ächtung zunächst durch Kaiser Friedrich Barbarossa eingezogen. 1182 tauschte dieser die Stadt aber gegen Lübeck ein, Hitzacker gelangte dadurch an den askanischen Herzog Bernhard von Anhalt. 1202 waren aber die Welfen wieder in den Besitz der Stadt gelangt. 1229 ging Hitzacker wieder zurück an die askanischen Herzöge von Sachsen, blieb aber ein ständiger Zankapfel zwischen ihnen und den welfischen Herzögen von Braunschweig-Lüneburg. 1258 verlor mit der Gründung der Stadt Hitzacker in ihrer heutigen Lage auf der Jeetzelinsel die Burg auf dem Weinberg an Bedeutung. Zudem war eine dort gelegene Burg wahrscheinlich von Anfang an Bestandteil der Stadt.
Seit 1285 war die Burg Sitz des Ritters Herrmann Ribe, der 1291 wegen angeblichen Raubrittertums vorübergehend gefangen genommen wurde. 1296 belagerten im Zuge von Territorialstreitigkeiten die Herzöge von Sachsen-Lauenburg zusammen mit zahlreichen verbündeten Landesherren der Umgebung die Burg. Die Ribes mussten ihren Sitz aufgeben und die Burg wurde unter den Belagerern aufgeteilt. In der Folge ist es nicht mehr eindeutig, welche historischen Nachrichten sich auf die Burg auf dem Weinberg und welche sich auf die Stadtburg beziehen. Hitzacker diente den brandenburgischen Markgrafen
als wichtige Bastion gegen die Dänen und Heinrich II. von Mecklenburg. 1314 versprach Markgraf Waldemar dem dänischen König, die Burg Hitzacker abzureißen, verstärkte sie aber stattdessen noch mehr. 1330 waren die Welfen im Besitz der Burg auf dem Weinberg, 1339 gehörte ihnen schließlich die ganze Stadt. Beide Burgen in Hitzacker waren in der Folgezeit häufig verpfändet.
Die letzte sichere Erwähnung der Burg stammt aus dem Jahre 1464. Damals wurde die Weinbergsburg durch Herzog Otto von Braunschweig-Lüneburg erobert.
Den Namen "Weinbergsburg" bekam die Burg, nachdem die Erhebung in Weinberg umbenannt worden war. Der Hang des "Burgberges" eignete sich sehr gut für den Weinanbau, der 1521 erstmals erwähnt wird.
(S. Bieler, S. Eismann)

Bauentwicklung:

Insgesamt konnten durch Ausgrabungen auf dem Weinberg fünf slawische und drei deutsche Wallphasen nachgewiesen werden. Die früheste Burg datiert in das 9. Jahrhundert. Eine Frühdatierung in das 6./7. Jh. beruht auf einem einzelnen 14C-Datum mit unsicherem Befundzusammenhang. Die erste Burganlage war mit einem Kieswall und einer Palisade befestigt. In der späteren Ausbauphase wurde der Wall in Kastenbauweise errichtet. Dafür wurden aus Stämmen aufgeschichtete Kästen mit Erde gefüllt. Nachdem dieser Wall abbrannte, wurde er im 9. Jahrhundert durch einen Holz-Erde-Wall mit Steinverkleidung ersetzt. Abermals nach einem Brand errichtete man den Wall im 10. Jahrhundert ebenfalls als Holz-Erde-Konstruktion mit Steinverkleidung, benutzte aber auch Lehm und Plaggen, um den Wall stabiler zu machen. Im 11. Jahrhundert wurden die Häuser angelegt, deren Grundrisse man heute als Rekonstruktionen auf dem Weinberg betrachten kann. Es handelte sich dabei um Blockhäuser, die verstreut im Burginneren errichtet worden sind. Daneben wurden auch direkt hinter dem Wall und dessen Palisade Häuser gebaut. Die letzte slawische Ausbauphase datiert in das angehende 12. Jahrhundert. In den folgenden deutschen Phasen baute man Stein- und Fachwerkhäuser in die Burg. Zudem errichtete man im 13. Jahrhundert eine Burgmauer aus Ziegelsteinen. Diese steinerne Befestigung sollte den Charakter der Anlage bis zu ihrer Aufgabe im 15. Jahrhundert prägen. Die letzten Reste der Burg wurden im 19. Jahrhundert abgetragen. (S. Bieler, S. Eismann)

Baubeschreibung:

Der Weinberg, auf dem die Burg von Hitzacker errichtet wurde, misst ca. 50 m Höhe. Das rechteckige Plateau ist ca. 95 x 45 m groß und wird heute von einigen rekonstruierten Grundrissen geziert. Es haben sich obertägig keine Reste der einst stolzen Befestigung erhalten, da die einstige Burg planiert worden ist.
Die Ausgrabungspublikationen lassen eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Burgphasen nur bedingt zu, zudem überspannen die dort vorgestellten Interpretationen häufig die Quellenbasis. Der slawische Holz-Erde-Wall von ca. 8 m Stärke ist als Kastenkonstruktion ausgeführt und mit einer Frontverstärkung in Form einer Steinpackung versehen worden. Die spätere, "deutsche" Burgmauer war nur noch als Fundamentgraben zu erkennen. Aus der Spätphase der Burg stammte ein Backsteinfundament auf einem älteren Feldsteinsockel, das als freistehender, rechteckiger Turm interpretiert wird. Die weitere Innenbebauung wurde häufig nur in Ausschnitten erfasst.
Merian beschrieb im 17. Jahrhundert noch einige Mauern, die die Zeit überdauert hatten und nach seinem Stich ließe sich auf die Existenz zweier Türme schließen. (S. Bieler, S. Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Etwa 13% des Burgplateaus sind archäologisch ergraben. So unter E. Sprockhoff und B. Wachter in den 60er und 70er Jahren. B. Wachter ließ bis in eine Tiefe von fünf Metern graben, da dort die frühesten Siedlungsschichten zu finden waren.
Bei den Grabungen konnten zahlreiche Funde gemacht werden. Darunter tausende von Scherben und Knochen von Nutztieren, daneben Handwerksprodukte wie Kämme und Glasringe, aber auch ein vergoldeter Messerscheidenbeschlag und eine Goldperle. Zudem kam ein Pilgerzeichen aus dem späten 13. Jahrhundert zutage. (S. Bieler)