EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Brunonenburg

Geschichte:

Altencelle erscheint ab 990 als "Kellu" oder "Uuesterkiellu" in den Grenzbeschreibungen des Bistums Hildesheim. Zu diesem Zeitpunkt könnte schon die dortige Burg bestanden haben, denn in einer Chronik aus der Zeit um 1500 wird als Gründer der Burg Celle ein Graf Bruno genannt. Ist dies korrekt, so hat es sich dabei um den Grafen Bruno VI. gehandelt, was auch aus anderen historischen Erwägungen stichhaltig erscheint.
Die archäologischen Funde datieren die Entstehung der Anlage grob in das 10./11. Jahrhundert. Über Lothar von Supplingenburg gelangte die Burg an die Welfen. 1024 wird sie erstmals schriftlich erwähnt. Ihre Bedeutung erlangte sie durch die Nähe der Aller und ihre Rolle als um 1150 erstmals erwähnte Zollstätte. In der Teilung des Erbguts Heinrichs des Löwen im Jahr 1203 wird "Czelle" dem Pfalzgrafen Heinrich zugesprochen. Seiner Frau Agnes diente die Burg als Witwengut, sie residierte aber im nahe gelegenen Kloster Wienhausen. Celle gehörte zum Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, das Herzog Otto das Kind nach der Aussöhnung zwischen Staufern und Welfen erhielt. Bis 1248 hielt Otto mehrfach Hof in Altencelle, was eine entsprechende Infrastruktur voraussetzt. Um die Burg siedelten sich Bauern und Fischer an. 1249 wird "Kellu" oder "Tsellis", der Vorläufer Celles, erstmals als Stadt aufgeführt.
1292 wurden Burg und Stadt nach einer Brandkatastrophe aufgegeben, Herzog Otto der Strenge verlegte Stadt und Burg zum heutigen Celle. Otto überließ die Burg zunächst seinem Bruder Heinrich, der Propst des Cyriakusstiftes zu Braunschweig war. 1310 schenkte er sie aber schließlich der Kalandsbruderschaft. 1318 wurde die abgebrannte Kirche wieder als Kalandskapelle (St. Peter) aufgebaut, 1531 aber schließlich abgebrochen.
(S. Bieler, S. Eismann)

Bauentwicklung:

Die Brunonenburg weist mehrere Bauphasen auf. Ein von Sprockhoff postulierter, äußerer Befestigungsring einer ersten Phase ließ sich bei den neueren Grabungen nicht nachvollziehen. Außerhalb der inneren Befestigung wurden aber zwei Gebäude und die Spuren von weiteren aufgedeckt.
Bei der Bebauung des inneren Areals lassen sich drei Phasen unterscheiden. Das älteste Gebäude ist ein als Palas angesprochener, großer Pfostenbau, der vermutlich selbst drei Phasen aufweist, die aber auch aufgrund von Reparaturmaßnahmen zustande gekommen sein können. Ihm folgte stratigraphisch der Bergfried, der auch älter als mindestens ein Grab des nördlich anschließenden Friedhofs ist. Nach dem Abbruch des Turms ist im Bereich des früheren Palas ein dreischiffiger Schwellbalkenbau errichtet worden. (S. Bieler, S. Eismann)

Baubeschreibung:

Die Brunonenburg besaß die Form einer rundlichen Wallanlage. Eine von Sprockhoff postulierte ältere Phase mit ca. 150 m Durchmesser ließ sich bei den neueren Grabungen im angegebenen Bereich nicht auffinden. Ihre tatsächliche Existenz muss somit erst einmal offen bleiben. Innerhalb des angeblichen Wallverlaufs wurden aber zwei kleine Pfostengebäude aufgedeckt, weitere lassen sich aufgrund von nicht zuweisbaren Pfostengruben annehmen. Die Bebauung kann aber zu einer Vorburg der "zweiten" Phase nach Sprockhoff gehören.
Diese besaß die Form eines Rundwalls von ca. 60-70 m Durchmesser. Der umgebende Graben besaß eine Breite von ca.15 m und eine Tiefe von 2,0-2,5 m. An seinem Innenrand verlief vermutlich eine Holzbefestigung. Im Nordwesten wurden die Fundamente eines Bergfrieds mit den Maßen von 7 x 11 m bei einer Mauerstärke von 1,5 m aufgedeckt. Gewisse Spuren lassen die Existenz einer Warmluftheizung vermuten. An die Westseite war ein Anbau unbekannten Zwecks angefügt. An diesen schließt sich ein wohl dreiphasiger Palas in Pfostenbauweise an, der älter als der Turm ist. Nach dem Abriss des Turms wurde diese Fläche von einem dreischiffigen Hallenbau in Schwellbalkenkonstruktion eingenommen.
Die Interpretation einer Ausbruchsgrube im Westen des Innenraums als Westwand der historisch überlieferten Peterskirche beruht auf einer in ihrer Nähe gefundenen Zinn- oder Bleiplatte mit einer Christusabbildung, ist aber aufgrund der Lage der mittelalterlichen Gräber im nördlichen Burgareal eher unwahrscheinlich. Die Kirche bleibt somit noch zu entdecken.
Heutzutage ist von der Burg nur noch eine kleine Erhöhung und eine vorgelagerte längliche Mulde erhalten. (S. Bieler)

Arch-Untersuchung/Funde:

1835 und 1891 wurde die östliche Hälfte der Anlage abgegraben und zu einem Allerdeich umgestaltet. Aus dieser Maßnahme stammen einige wenige Funde im Celler Museum. Eine Amateurgrabung, über die nichts bekannt ist, erfolgte 1914. Die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen unternahm 1938/39 E. Sprockhoff. Es fanden sich Hausgrundrisse, Reste des Bergfrieds, Keramik und andere Kleinfunde. Baubeobachtungen mit Bergung von Funden erfolgten 1963/64. Seit 2008 geht die erneut aufgenommene Erforschung weiter. 2013 fanden geomagnetische Untersuchungen im Vorfeld der im folgenden Jahr durchgeführten Grabung der Universität Göttingen statt. (S. Bieler)