EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Pewsum, Manningaburg

Geschichte:

Die Burg in Pewsum bildete zusammen mit der Kirche eine Wehreinheit. Zudem diente sie noch bis ins 16. Jh. als Seezeichen für die Küstenschifffahrt. Ursprünglich scheint Pewsum eine Zweigniederlassung der Manninga neben ihrem Stammsitz in Westeel-Bargerbur gewesen zu sein. Der 1378 verstorbene Lutet Manninga vereinigte beide Sitze in einer Hand. 1404 wird ein Häuptling Dideko Manninga erwähnt, er war der vorläufig letzte seines Geschlechts, der in Pewsum residierte. Bis 1458 wohnten die Häuptlinge auf der Lütetsburg. Dann wurde Poppo Manninga II. Besitzer der Burg in Pewsum, die er neu errichten ließ. Vermutlich unter Fokko Manninga wurde unmittelbar daneben um 1530 eine neue Burg errichtet, so dass der Komplex nun aus der heute noch existenten (alten) Vorburg und der (neuen) Oberburg bestand. Fokkos Sohn Hoyko, der das Erbe nach seinem Tod 1540 antrat, setzte den Ausbau fort. Da die Familie aber einen großen Schuldenberg angehäuft hatte, war sie gezwungen u. a. Pewsum 1565 an Katharina von Schweden, Frau von Graf Edzard II. zu verkaufen. Die Anlage war somit in den Besitz der Cirksena gekommen und diente als Nebensitz des Grafenhauses. Gegen Ende des 17. Jh. war die Burg verfallen, die Oberburg wurde deshalb 1716 auf Abbruch verkauft. Nach dem Aussterben des ostfriesischen Fürstenhauses fiel die Ostfriesland 1744 an Preußen, auf der Alten Burg wohnten Amtmänner. Die wenigen erhaltenen Gebäude gehören heute der Gemeinde Krummhörn und wurden nach ihrer Restaurierung in ein kleines Museum umgewandelt. (Frank Both)

Bauentwicklung:

Der Kern der heutigen Burg Pewsum geht auf das Jahr 1458 zurück, es hat aber einen Vorgängerbau gegeben. Die Burg bestand aus einer Dreiflügelanlage, der heutige Torhausflügel im Norden wurde um 1550 hinzugefügt. 1529 wurde die Anlage durch den Bau der Oberburg zu einem Schloss erweitert, die alte Anlage diente fortan als Unterburg. 1565 kauften die Cirksenas die Anlage und erweiterten die Unterburg um den Nordflügel. Gleichzeitig erweiterten sie 1580 die Oberburg zu einem vierflügeligen Renaissance-Schloss mit Turm. 1593 wurde der Marstall erbaut. 1669 wurde der Nordflügel durch einen Neubau im Barockstil ersetzt. 1716 wurden Teile des Schlosses auf Abbruch verkauft. 1735 waren nur noch die Kellergewölbe des Westflügels und das Portal vorhanden. 1818 wurde auch der Rest abgerissen und mit dem Schutt der Burggraben zugeworfen. 1767 wurde der Marstall versteigert und mit dem Erlös die Alte Burg repariert. 1820 errichtete man vor der Alten Burg die Neue Burg als Wohnung für höhere Beamten. Nach 1954 und zwischen 1980 und 1986 wurde die Burg renoviert. (Frank Both, Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Von der einstigen Anlage steht heute nur noch die später "Alte Burg" oder "Unterburg" genannte ursprüngliche Burganlage, die noch im Westen und Süden von einem bis zu 35 m breiten Wassergraben umgeben ist. Die Grundmauern der 1458 errichteten Dreiflügelanlage sind im West- und Südflügel erhalten. Daraus lässt sich eine Größe von 15-16,50 x 7,50 m bei einer Höhe von 14 m erschließen. Der Nordflügel entstand um 1550 nach niederländischem Vorbild mit wechselnden Sandstein- und Backsteinbändern (sog. Specklagen). Die jetzt offene Ostseite war ursprünglich durch eine Mauer abgeschlossen.
Das spätere Schloss war ein stattlicher Renaissancebau mit vier Gebäudeflügeln um einen rechteckigen Schlosshof, in dessen Südosteck ein Treppentum stand. An den Nordflügel anschließend stand im Burggraben der Hauptturm. Von der ehemals reichen Verzierung des Schlosses sind nur geringe Reste, u a. vier Sandsteinlöwen, erhalten.
Nordwestlich der Burganlage befand sich die Vorburg mit dem Marstall. (Frank Both, Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Baubeobachtung 1982.