EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Ottersberg, Bischofsburg

Geschichte:

Nach der Schleifung der ersten Burg Ottersberg 1235 (siehe Burg Boberg) errichtete der Bremer Erzbischof Giselbert vor 1305 an neuer Stelle die Burg Ottersberg an einem strategisch wichtigen Übergang über die Wümme. Die Burg lag fortifikatorisch günstig auf einer Insel zwischen den Flussarmen der Wümme.
Aufgrund von Keramikfunden des 13./14. Jhs. auf dem Gelände der Burg bzw. des Amtshofes Ottersberg wird von der archäologischen Forschung angenommen, dass die ältere Burg Boberg auch dort lag. Es sei also zu keiner Verlagerung der Burg gekommen, sondern es liegt Platzkontinuität vor.
Die Errichtung der Burg Ottersberg durch Erzbischof Giselbert (1274-1306) fügt sich in den Rahmen zahlreicher Baumaßnahmen ein, die er während des gezielten Ausbaus seines Herrschaftsgebiets (Territorialisierung) durchführen ließ.
Im Jahr 1305 verwendete Giselbert die hohe Summe von 130 Bremer Mark für die Burg Ottersberg (REB I, Nr. 1565), so dass ihr Bau zeitlich um 1305 anzusetzen ist.
Vor 1320 gelangte die Burg in die Hand der Burgmannen, vermutlich unter Heinrich IV. von Borch. Die Okkupation der Burg wird unter dem Einverständnis der Stiftsministerialen, des Bremer Domkapitels und der Stiftsstädte als Wiedergutmachung für die Gefangensetzung Heinrichs durch den Bremer Erzbischof stattgefunden haben. Wie lange Heinrich die Burg innehatte, ist nicht bekannt. Erzbischof Albert II. verpfändete Ottersberg wohl 1366 an Johann XII. Clüver. 1381 hat Johann Clüver mit Einverständnis des Domkapitels, der Stadt und des Erzbischofs die Burg Ottersberg seit 1381 als Stellvertreter der von Mandelsloh inne. Der 1396 augurierte Bremer Erzbischof Otto II. versuchte vergeblich, mit Waffengewalt die Burg zurückzuerlangen, fügte ihr aber erheblichen Schaden zu.
Ab 1440 wurden Burg und Vogtei bis zur Aufhebung des Erzstifts Bremen 1648 sehr häufig verpfändet, u. a. an das Bremer Domkapitel sowie die Familien Clüver und von Mandelsloh.
Seit dem Ende des 16. Jhs. fanden zahlreiche Um- und Neubauten zur Festungsanlage statt. Im 17. Jh. wurde die Burg unter schwedischer und münsterischer Herrschaft zur Schanze bzw. Bastion ausgebaut.
Seit 1720 wurde der Wall abgetragen. Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) wurde die Festungsanlage teilweise wiederhergestellt, aber im Verlauf des Krieges stark beschädigt, worauf der Herzog von Braunschweig die Befestigung niederreißen ließ. Seit 1808 wurde der Graben zugeschüttet.
1946 pachtete die Freie Rudolf-Steiner-Schule das Amtshofgelände mit sämtlichen Gebäuden von der Erbengemeinschaft Clüver und kaufte es 1963 schließlich.
(M. Jansen)

Bauentwicklung:

Bislang sind keine mittelalterlichen Reste gesichert freigelegt worden, so dass über das Aussehen der mittelalterlichen Burg keine Aussagen gemacht werden können. Erzbischof Johann Rode (1497-1511) bezeichnete die Burg als ruinös und nicht gut gebaut bzw. befestigt (castrum ruinosum et non bene aedificatum).
Seit dem späten 16. Jh. fanden zahlreiche Um- und Neubauten zur Festung statt. Im 17. Jh. wurde sie unter schwedischer und Münsteraner Herrschaft zur Schanze bzw. Bastion ausgebaut. Die heutige sichtbare Anlage geht auf das Jahr 1677 zurück.
(M. Jansen)

Baubeschreibung:

Die mittelalterliche Burg scheint durch den Neubau zur Schanze sowie zahlreiche Um- und Neubauten vollständig zerstört worden zu sein.
Ob sich mittelalterliche Reste noch im Boden befinden, ist unklar.
Die sternförmige Schanze ist obertägig etwa zur Hälfte erhalten, die Höhe des Walls ca. 1,50-1,80 m. Die Graft ist noch auf drei Seiten vorhanden und weist die Maße von etwa 250 x 250 m auf. Die Ostseite ist mit einem Parkplatz überbaut. Im Norden sind noch die Reste eines archivalisch überlieferten Vorwerks zu erkennen.
(M. Jansen)

Arch-Untersuchung/Funde:

1933/34 wurden bei Bauarbeiten Fundamente in 4 m Tiefe beobachtet, die aber nicht näher interpretiert werden konnten.
1935 fand eine Ausgrabung statt, über die nichts Weiteres bekannt ist.
1956 wurden im Bereich der Freien Rudolf-Steiner-Schule Tonpfeifen und Keramik aufgelesen.
In den 1980er Jahren wurden beim Bau einer Turnhalle Scherben des 13./14. Jhs. geborgen.
Ferner erbrachte das Ausbaggern der Graft immer wieder Funde.
(M. Jansen)