EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Boberg

Geschichte:

Die Burg Boberg wurde vom Edelherrn Friedrich von Boberg (Bocbare, Bocberc, Bocberg, Bocbire, Boberge) vermutlich um oder kurz vor 1180 auf vom Kloster Corvey zu Lehen gehenden Besitz erbaut.
Die Lokalisierung ist bis heute nicht gesichert. Ihre Überlieferung beruht auf dem archivalisch dokumentierten Rechtsstreit zwischen dem Bremer Erzbischof Gerhard II. und dem Verdener Bischof Iso von 1226 (VUB I Nr. 277-280; 282; 284; 286-298). Im Streit geht es um die legitimen Ansprüche auf die Burg und damit die kirchlichen Amtshandlungen von Kapelle und Friedhof. Es werden verschiedene Zeugen gehört, über die man Näheres zur Frühgeschichte der Burg erfährt. Daraus geht hervor, dass die Burg Ottersberg in Campe (Campus, Kronenkampe) lag und anfangs 'Boberg' genannt wurde. Urkundlich überliefert sind für Otterberg ein castrum, ein suburbium und ein locus Bethcamp sowie für Campe eine Kapelle und ein Friedhof. Bald nach ihrer Errichtung wurde die Burg zerstört und wieder aufgebaut. Die historische Forschung vermutet die Gründe in den Wirren nach dem Tod des Bremer Erzbischofs Hartwig II. im Jahr 1207, dessen Gefolgsmann Friedrich von Boberg war. Zwischen 1207 und 1210 kam die Burg in den Besitz des Verdener Bischofs Iso, der sie seinem Bruder übertrug, dem Grafen Bernhard II. von Wölpe. Dieser errichtete eine Kapelle auf der Burg.
Nach M. Ringmann übernahm noch zu Lebzeiten Friedrichs von Boberg der Bremer Erzbischof Hartwig die Burg; Friedrich von Boberg soll bei Fischerhude eine neue Burg erbaut haben. Burg Boberg soll nach der Eroberung Bremens durch die Welfen 1202 an Heinrich, Herzog von Sachsen und Pfalzgraf bei Rhein, gefallen sein, der sie an Bernhard von Wölpe vergab.
Damals kam es zum Namenswechsel: die Burg wird seitdem als 'Burg Ottersberg' bezeichnet. Ob der Name auf eine alte Bezeichnung zurückgeht, ist fraglich: 1072 wird in den Annales Sangallenses eine Ite de Otirisburc genannt; jedoch ist weder geklärt, ob sich der Name auf eine Burg im späteren Sinne bezieht, noch ist bislang Otirisburg lokalisiert worden.
Vermutlich belehnte das Kloster Corvey nach 1217 die Grafen von Hoya mit dem Boberger Besitzungen um Ottersberg, da Graf Heinrich II. von Hoya (1235-1290) diese später vom Kloster Corvey kaufte.
Anfang 1221 starb Graf Bernhard II. von Wölpe. Die Gunst der Stunde eines Nachfolgers im Kindesalter und eines dem Bremer Erzbischof durch Treueeid verbundenen Burghauptmanns (Bertold von Otterstedt) auf Burg Ottersberg nutzend, eroberte im selbigen Jahr Erzbischof Gerhard II. von Bremen die Burg. Aufgrund dieser Okkupation kam es 1226 zum obigen Rechtsstreit, an dessen Ende dem Verdener Bischof die Zugehörigkeit Ottersbergs zu seiner Diözese bestätigt wurde. Der Bremer Erzbischof wurde aufgefordert, die Herauslösung rückgängig zu machen. Trotz Rechtsentscheid scheint sich der Verdener Bischof aber nicht durchgesetzt zu haben, da Erzbischof Gerhard II. von Bremen eine Burgmannschaft in Ottersberg etablierte und zur Verwaltung einen Vogt einsetzte.
1235 erscheint die Burg im Besitz des Erzbischofs, als sie im November 1235 von dem Braunschweiger Herzog Otto dem Kind während der Belagerung Bremens erobert wird. Im Jahr darauf kam es zwischen Herzog und Erzbischof zum Vergleich, in dessen Folge Ottersberg geschliffen und ihr Wiederaufbau verboten wurde.
Indizien sprechen dafür, dass nach dem Vergleich oder erst 1257 die Grafen zu Wölpe ihre Rechte wiedererlangten. Ein Neubau der Burg erfolgte aber nicht.
Erst 1305 ließ der Bremer Erzbischof Giselbert die Burg Ottersberg an anderer Stelle neu erbauen (siehe Ottersberg, Burg). (Michaela Jansen)

Bauentwicklung:

Da die Lage der Burg nicht gesichert ist, sind keine Angaben möglich.
(M. Jansen)

Baubeschreibung:

Da die Anlage nicht lokalisiert ist, sind keine zuverlässigen Angaben zur Grundrissdispositon oder zur Baugestalt möglich.
In der Literatur wird angenommen, dass die Burg wahrscheinlich aus einem Wohnturm auf einer Motte (Turmhügelburg) und einer Vorburg bestand. Die im Rechtsstreit verwendeten Bezeichnungen 'turris Ottersberg' (VUB I, Nr. 284.10) und 'suburbium' (VUB I, Nr. 284.1; 284.3; 284.11; 284.11; 284.12; 286.1; 286.3; 295; 296) deuten in diese Richtung.
Die jüngere historische Forschung lokalisiert die erste Burg Ottersberg, anfangs Burg Boberg genannt, in Kampe, einem nordwestlich von Ottersberg gelegenen Ortsteil, während andere sie auf dem Gelände des späteren Amtshofs in Ottersberg vermuten (siehe Ottersberg, Burg).
M. Ringmann möchte sie genauer im Mündungsdreieck der beiden Bäche Dunzelbach und Walle in den Wümme-Nordarm verorten. Der steil abfallende Dünensporn, heute von Nadelwald bedeckt, wäre prädestiniert für eine Burganlage. Archäologische Funde liegen von dort aber nicht vor. Die Stelle liegt gut 500 m südwestlich vom Ortskern Kampe und 300 m vom heutigen 'Edelhof' entfernt, an dessen Stelle die heimatkundliche Forschung die Reste des Guts Campe identifiziert. Die Stelle des Dünensporn wird identifiziert mit dem Herrenhaus Campe, dem angeblichen Sitz der Ritter von Otterstedt, der 1728 abbrannte, wieder aufgebaut und im 19. Jh. abgerissen wurde. Es soll von einer Palisade umgeben und zur Landseite mit einem Wassergraben befestigt gewesen sein. Die Rekonstruktion ist rein spekulativ, in der Landschaft ist davon heute nichts zu sehen.
(M. Jansen)

Arch-Untersuchung/Funde:

Es fanden bislang keine archäologischen Untersuchungen statt.
(M. Jansen)