EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Wunnenhagen

Geschichte:

Zu der Burg an einem alten Allerarm auf der Gemarkung Hagen-Grinden gibt es keine gesicherte archivalische Überlieferung. A. Windel hielt sie für das Vorwerk des Gutes Cluvenhagen auf der westlichen Allerseite. H. Trüper identifizierte sie hingegen mit dem Sitz der Familie von Hagen, einer Ministerialenfamilie, die seit der Mitte des 12. Jhs. im Erzstift Bremen urkundlich belegt ist und um 1500 ausstarb. 1315 besiegelten drei Brüder, Ritter von Hagen, auf ihrem Sitz Wunnenhaghen eine Urkunde (Oldenb. UB IV, Nr. 362). Es soll nach H. Trüper identisch mit Wimmehagen sein, das 1305 zu den Burgen gehörte, die von der Stadt Bremen zerstört wurden, als sie einen Kriegszug gegen aufsässige Stiftsministerialen unternahmen (Bremer. UB II, Nr. 43).
(M. Jansen)

Bauentwicklung:

Während des Kanalbaus 1937/38 wurden etwa 102 Pfähle in 1,50 bis 2 m Tiefe im Flussbett der alten Aller angetroffen. Darunter befanden sich zwei Holzkonstruktionen aus je 30 symmetrisch gesetzten Pfählen auf einer Fläche von 2 x 1,20 m am südlichen Flussufer, die als Schiffsanlegestellen gedeutet werden. Leicht versetzt zu diesen verliefen quer durch das Flussbett im Abstand von 2 m zwei parallele Pfostenreihen. Die Pfosten waren vierkantig, unten spitz zugeschlagen und im Abstand von 4 m gesetzt worden; sie konnten auf einer Länge von 36 m verfolgt werden. D. Schünemann interpretierte letztere als Reste einer Brücke, die auf ihrer Westseite von der Burg in Hagen-Grinden und auf der anderen Flussseite anscheinend von einer weiteren Befestigung gesichert wurde. G. Nowatzyk deutete sie hingegen als Flusssperre.
Allgemein wird die Anlage ohne genaue Angaben ins 11./12. Jh. datiert. Funde von Begehungen in und um die Anlage lassen bislang nur eine spätmittelalterliche Nutzung der Anlage erkennen, was eine Errichtung der Burg im Hochmittelalter aber nicht ausschließt. Auf der Kurhannoverschen Landesaufnahme aus dem Ende des 18. Jhs. ist sie als Ruine im heutigen Zustand abgebildet. In der Beschreibung der Gografschaft Achim von 1800 von U. Manckes wird weder eine Burg noch ein adeliger Hof bei Hagen-Grinden erwähnt, so dass die Anlage schon lange vor dieser Zeit wüst gefallen zu sein scheint.
(M. Jansen)

Baubeschreibung:

Die Burg besteht heute noch aus einem 20 x 30 m großen Plateau, das sich bis zu 1,50 m über dem ebenen Gelände erhebt. In den beiden Südecken des Plateaus zeichnen sich noch Erhebungen ab, die von Gebäuderesten im Boden stammen könnten. Die Anlage war durch zwei Gräben und zwei Wälle gesichert. Ob sich hinter dem äußeren Wall noch ein dritter Graben befand, ist unbekannt. Die Gräben weisen heute noch eine Tiefe von 0,80 m, die Wälle noch eine Höhe bis 1,30 m und der innere Wall eine Breite von 5–8 m auf. Die Gräben und Wälle sind nur im Süden, Westen und Osten erhalten. Die Außenböschung des äußeren Walls ist insbesondere im Süden durch den Pflug stark verschliffen; im Südwesten wird er durch einen modernen Graben durchbrochen und durchflossen. Im Südosten ist der innere Wall eingesenkt, was auf eine alte Zuwegung deuten könnte.
Das Fehlen der Befestigung auf der Nordseite wurde dahingehend interpretiert, dass die Anlage durch die Aller geschützt gewesen wäre. Dies ist jedoch wenig glaubhaft, da nach H. Nelson die Burg vom Fluss her einnehmbar gewesen wäre. Vielmehr wird die Nordseite der alten Aller zum Opfer gefallen und weggespült bzw. nach Aufgabe der Burg allmählich eingeebnet worden sein.
(M. Jansen)

Arch-Untersuchung/Funde:

Neben den Beobachtungen der Pfähle beim Bau des Schleusenkanals 1937/38 (siehe Bauentwicklung), wurden bislang keine aussagekräftigen Funde und Befunde gemacht, die weiterführende Erkenntnisse zur Anlage und ihrer Datierung erbrachten.
1936 wurden 4 Sondagen von 0,80 m Tiefe ausgehoben. Unter einer 0,40 m starken Lehmschicht fanden sich mittelalterlicher Bauschutt und Sandsteinplattenreste mit Brandspuren. Die Funde sind bis auf einen Mönch-Nonne-Ziegel und das Fragment einer "Weserfußbodenplatte" verschollen.
1969 eine Begehung durch E. Deisting mit undatierten Funden von Mörtel, Ziegelbruch und Keramikwandscherben.
2005 Begehung durch die Kreisarchäologie Verden mit Lesefund eines mittelalterlichen Henkelfragments.
2007 Baustellenbeobachtung beim Ausheben einer Entwässerungsmulde am Schleusenkanal etwa 50 m von der Burg entfernt. Beim Aushub dürfte es sich um umgelagertes Material vom Burgwall handeln. Es wurde hoch- und spätmittelalterliche Keramik gefunden.
(M. Jansen)