EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Thedinghausen, Bischofsburg

Geschichte:

Die Burg Thedinghausen wurde im letzten Viertel des 13. Jhs. vom Bremer Erzbischof Giselbert (1274-1306) erbaut. Sie gehört zu einer Reihe von Burgen- und Befestigungsbauten Giselberts, mit denen er sein Herrschaftsgebiet ausbauen und sichern wollte (Territorialisierung).
Der Bau der Burg Thedinghausen scheint dabei im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Ausgreifen des Erzstifts nach Süden durch die Inbesitznahme der Güter der Grafen von Wildeshausen zu stehen. Schon 1229 hatte Erzbischof Gerhard II. erreicht, dass die Grafen von Oldenburg-Wildeshausen, an die 1227/28 die Rechte der Edelherren von Bruchhausen gefallen waren, ihre Grafschaft dem Erzstift als Lehen auftrugen. Mit dem Aussterben der Grafenfamilie 1270 zog Erzbischof Giselbert deren Besitz an sich und vereinigte es mit dem Territorium des Erzstifts. Der Burg Thedinghausen kam dabei die Aufgabe zu, die Land- und Wasserwege abzusichern sowie den neuerworbenen Besitz zu organisieren und zu verwalten.
Die Burg wurde am Rande des Dorfes Dettenhusen in der Eyterniederung am ehemaligen Zusammenfluss der Kleinen mit der Großen Eyter erbaut. 1282 wird erstmals ein Zoll in Thedighusen (Calenberger UB I 5, Nr. 88), 1290 der Ritter Heinrich Klencke als "castellanus noster in Thedinghusen" (REB I, Nr. 1415; 1416) erwähnt, was für eine Errichtung der Burg in der frühen Amtszeit Giselberts spricht. Zuvor hatte schon eine Zollstelle des Erzstifts im nördlich gelegen Eissel (siehe Eissel, Zollhof) existiert.
Vor 1314 scheint Johann II. Clüver Burgvogt in Thedinghausen gewesen zu sein, da er 1314 Thedinghausen für 50 Silbermark an den Grafen Otto II. von Hoya verpfändete, um vom Erzbischof nicht erstattete Unkosten von seiner Seite auszugleichen. Danach fiel die Burg an den Erzbischof zurück, der sie von 1337/38 bis 1345 an Graf Heinrich von Bruchhausen verpfändete. 1346 fiel die Burg mit Gewalt oder durch Pfandeinlösung an die Grafen Gerhard und Johann von Hoya. Auf jeden Fall verpfändete der Bremer Erzbischof Otto I. sie für 1200 Bremer Mark an diese. Durch zweifache Verlängerung und Pfanderhöhung blieben sie bis 1358 in deren Besitz. Die lange Entfremdung von Burg, Vogtei und Zoll Thedinghausen in den Händen der Grafen von Hoya ließ die Stadt Bremen zusammen mit dem Domkapitel und der Stiftsmannschaft eingreifen. Eine erste Schlacht im Juni 1356 konnten die Grafen von Hoya für sich entscheiden. Im Dezember desselben Jahres begann man mit dem Bau einer Gegenburg bei Lunsen, etwa 1 km nördlich der von Hoya besetzten Bischofsburg. 1358 gelang schließlich die Rückeroberung der bischöflichen Burg. 1359 wurde zwischen den Grafen von Hoya, der Stadt Bremen und dem Domdekan ein Friedensvertrag abgeschlossen. Die Stadt Bremen erhielt dabei ein langfristiges Pfandrecht an der Hälfte der Burg und Vogtei Thedinghausen und durfte neben dem erzbischöflichen einen eigenen Vogt für ihre Hälfte einsetzen. Die Hoyaer erhielten die Pfandsumme von 1400 Bremer Mark zurück. Beginnend mit der Vergabe der Burg an Bremen im Jahr 1373 blieb die Burg dann bis ins 16. Jh. fast durchgehend verpfändet.
Ein bislang nicht lokalisierter Bergfried wird in Quellen der Zeit um 1400 in Thedinghausen genannt. In einer Urkunde vom 28. Sept. 1383 verkaufte Heinrich Klencke (Hinrik Clencok) seinen Bergfried und sein Haus zu Thedinghausen (mynen berchvrede und hus tho Tedinghusen) zu 80 Bremer Mark der Stadt Bremen (BUB IV, Nr. 23). Der Standort des Bergfrieds wird nicht genannt.
Johann Klencke war der Anführer der neuverpflichteten Burgmannschaft bei der Rückeroberung der Thedinghausener Bischofsburg und wohl Kandidat für das Vogtamt. In einem Burgbrief versprachen die ehemaligen Thedinghauser Burgherren den Burgmannen 12 Erbburgsitze in Burg und Vorburg Thedinghausen, so dass Johann Klencke vielleicht mit dem Bergfried der Bischofsburg belohnt worden ist. Am 28. April 1413 verpfändete die Stadt Bremen dem Wulfert von Bersen den Bergfried zu Thedinghausen, den sie dreißig Jahre zuvor dem Heinrich Klencke abgekauft hatte. Wulfert sollte den Bergfried instand halten (BUB V, Nr. 38). 1455 trug Arp von Weyhe den Bergfried zu Lehen.
(M. Jansen)

Bauentwicklung:

Die Burg wurde wohl zwischen 1274 und 1282/85 unter dem Bremer Erzbischof Giselbert erbaut. Es existieren keine archivalischen, archäologischen oder bauhistorischen Informationen zur Bauentwicklung im Mittelalter.
1526 erfolgte ein Neubau auf einem Pfahlrost mit Steinplatten, das Aufgehende bestand aus Steinen und Ziegeln. 1610 und 1613/14 wurde die Anlage instand gesetzt und erweitert. Auf den ältesten Plänen (17. Jh.?) ist im Süden des heutigen Geländes eine kreisrunde Befestigung mit Wall und Graben und mehreren Ziegelbauten (Amtshaus und Nebengebäuden) sowie ein verfallenes Gebäude zu sehen.
Auf undatierten Plänen ist eine Erweiterung nach Norden mit weiteren Ziegelbauten zu erkennen. Die Anlage hat jetzt eine ovale Form und wird nach Norden durch einen Graben gesichert.
Im 17. Jh. wurden das Schloss und die Wirtschaftsgebäude zerstört; 1681 werden die Gebäude als "alle ganz wüste" bezeichnet. Das Holz der Festung wurde ausgegraben und nach Bremen zum Verkauf gebracht.
1679/81 übernimmt Braunschweig das Amt Thedinghausen und baut Verwaltungsgebäude.
Im 18. Jh. befindet sich eine vierflügelige Anlage auf dem Gelände; der Graben ist abschnittsweise verfüllt und mit dem Amtshof überbaut. 1839 erfolgt der Abriss der Gebäude. 1846/47 wird das jetzt noch stehende Amtshaus unter Einbeziehung des Nordflügels des Vorgängerbaus gebaut; heute wird es als Jugendzentrum genutzt.
(M. Jansen)

Baubeschreibung:

Die mittelalterliche Burg ist obertägig vollkommen zerstört. Reste sind noch im Erdboden erhalten, weshalb das Gelände in die Liste der Kulturdenkmale aufgenommen wurde.
Die Denkmalpflege lokalisiert die mittelalterliche Burg im Süden des Areals; die Heimatforschung in der Südostecke, wo angeblich noch in den 1970er Jahren das Endstück eines Wallgrabens zu sehen war.
(M. Jansen)

Arch-Untersuchung/Funde:

1977 kam es bei der Anlage eines Kanalgrabens für den Kindergarten zu Baubeobachtungen durch Laien, in 2 m Tiefe kamen Fundamentreste unbekannter Art zum Vorschein. An Funden wurde u. a. das Bruchstück einer Grabplatte der Familie Kurlehake aus der Mitte des 13. Jhs. geborgen. Die Grabplatte liegt heute in einem kleinem Rundbau, wo die Heimatforschung die mittelalterliche Burg lokalisiert.
2013: Baubeobachtungen bei der Sanierung des benachbarten Erbhofes. Vermutlich stammen die geborgenen Formziegel von der Bischofsburg bzw. Schloss.
(M. Jansen)