EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Bederkesa

Geschichte:

Die Burganlage wurde von den Herren von Bederkesa oder ihren Vorfahren erbaut. Der Name lautet ursprünglich 'Bederikes A', was der "Herrenwald des Bederich" bedeutet. B. Hucker und H. Trüper gehen aufgrund ihres weitgehend geschlossenen Herrschaftsgebiets sowie ihrer Rechte (Hoch- und Niedergerichtsbarkeit, Vogtei-, Patronats- und Lehnsrechte und Regalien) von einer ursprünglichen Edelfreiheit der Familie aus, die sich später in die bremische Ministerialität begab. Vermutlich geschah dies unter Erich I., der vermutlich für die Teilnahme an der Marschkolonisation und den Erhalt des bremischen Teils der Stader Vogtei um 1100 in die Ministerialität des Bremer Erzbischofs übertrat. Eine mögliche Familiengenealogie reicht bis in die Mitte des 11. Jahrhunderts zurück; allerdings gibt es auch dem widersprechende Thesen. Marquard III. war der erste, der sich 1159 nach Bederkesa benannte. Die Familie baute ein eigenes Territorium auf, die Herrschaft Bederkesa. 1207/09 spaltete sich die Familie zuerst in drei, später in neun Linien.
1311 wurde ein Werner, Sohn Erichs von Bederkesa vom unteren Schloss (castri inferioris) (Hamburg. UB 2, Nr. 249) genannt, 1321 zwei Häuser zu Bederkesa (husen beyde to Bederkesa) (Hucker/Trüper 1989, Nr. 273), 1355 und 1356 ein Oberes Haus zu Bederkesa in Bezug zu einer burgsate (Hucker/Trüper 1989, Nr. 394, 396); 1357 wurde eine Unterburg (in inferiori castro) genannt (Hucker/Trüper 1989, Nr. 400). 1382 wurde eine Vorburg erwähnt (Hucker/Trüper 1982, Nr. 484) und im selbigen Jahr beschrieb eine Verkaufsbestätigung der Brüder Lieth an das Erzstift Bremen detailliert Besitzungen auf dem Schloss Bederkesa: auf dem "syden Hause" ein Teil rechts der Brücke, ein Teil links der Brücke, ebenso auf der Vorburg je ein Teil auf einer Seite der Brücke und ferner eine Besitzung auf der niedersten Vorburg direkt rechts hinter dem Tor (Hucker/Trüper 1989, Nr. 486). 1388 wurde ein Bergfried auf dem Schloss Bederkesa genannt (Hucker/Trüper 1989, Nr. 492). 1412 ließ der Erzbischof Neubauten auf der Burg errichten. Nach einer Bauinschrift ließ die Stadt Bremen 1460 ein Gebäude auf der Burg errichten. 1482 wurden noch einmal zwei Burglehen am Eingang des Schlosses sowie ein Haus am Schloss der Stadt Bremen genannt, sowie Burglehen von "Arndt van Bederixsa edder andere, die diese behalten sollen, sowie der Herzog von Sachsen für sein hus und tymmer upp dem slothe Bederixsa, die an Bremen gekommen sind, entschädigt werden". Ob zur Burg Bederkesa ein "Freien Damm" gehörte, ist in der Forschung umstritten (siehe zum Freien Damm die Burg Elmlohe).
Die Nennung von zwei festen Häusern und einer Unterburg werden unterschiedlich gedeutet. 1989 gingen B. Hucker und H. Trüper davon aus, dass die Burg Bederkesa von der Familie Bederkesa im 13. Jahrhundert zu einer bedeutenden Anlage mit Ober- und Unterburg ausgebaut wurde. In seiner jüngsten Publikation geht H. Trüper jetzt von einer Gesamtburganlage der Burgen Bederkesa und Holzurburg (siehe Bederkesa, Holzurburg) aus. Da die Motte in Bederkesa erst im 12. Jahrhundert angelegt wurde, möchte er die Vorfahren der Herren von Bederkesa in Holzurburg ansiedeln, die seit der Zeit um 1000 genutzt wurde. Mit der Neugründung der Burg Bederkesa im 12. Jahrhundert nimmt er einen teilweisen Wohnungswechsel bzw. -neubau an, der mit dem ersten Auftreten des Namenswechsels koinzidiert. 1339 wurden neun Ritterhöfe (curiae militum) (REB II, 365) für sämtliche Ritter und Knappen der Burgen Bederkesa und Elmlohe genannt. In der Größe der Familie, die wohl zu einer zunehmenden Enge auf der Burg führte, vermutet H. Trüper den Grund für den Bau der zusätzlichen Burg Bederkesa neben der weiter genutzten 'Holzurburg' und den Bau der Burgen in Elmlohe vor 1321 (siehe Elmlohe) und Sieverdesborg 1347 bei Sievern (siehe Siverdesburg). U. a. war es möglich, dass ein Bederkesaer an mehreren Burgen Besitzanteile (Burgmannensitze) hatte. Zwischen den einzelnen Familienmitgliedern scheint ein innerer Burgfrieden bestanden zu haben. Dafür spricht nach Trüper, dass die Familie von außen immer als Einheit gesehen wurde, an ihrer Spitze ein Senior stand, "der den Zusammenhalt auch rechtlich wahrte", sowie wichtige Beschlüsse gemeinsam gefasst wurden und man eine gemeinsame Petschaft führte.
Die Familie wurde von der Pest 1350 schwer getroffen. Als Folge übernahmen immer mehr andere Familien (von der Lieht, von Issendorff, Lappe, Clüver, Bremer Domkapitel) Besitzanteile an der Burg und Herrschaft Bederkesa. Die männliche Linie der Bederkesa starb kurz nach 1499 aus.
Im Verlauf der Mandesloher Fehde wurde die Burg Bederkesa von der Stadt Bremen 1381 eingenommen, die fortan die Hälfte der Burg und Herrschaft Bederkesa beanspruchte. Sie belehnte Graf Bernhard von Schauenburg mit ihrer Hälfte, der den Knappen Daniel Monnik als Vogt einsetzte. 1382 kaufte Graf Bernhard zusammen mit Herzog Erich von Sachsen die Besitzanteile der von Lieth. "Dabei wurde festgesetzt, dass alles, was von altersher denen zu Bederkesa gehört habe, zur einen Hälfte dem Herzog und zur anderen Hälfte dem Erzstift als Lehen der Stadt Bremen gehören sollte" (Trüper 2015, 514). 1388/89 waren Wilken und Wolder Lappe Amtmänner der Stadt Bremen, die gleichzeitig Pfandherrn der herzoglichen Hälfte waren. 1396 erpfändete der Bremer Erzbischof Otto II. die stadtbremische Hälfte auf 6 Jahre, scheint diese aber bis 1408 einbehalten zu haben. Die herzogliche Hälfte hatte bis 1411 der Knappe Friedrich Schulte als Pfandherr inne.
1411 erpfändete die Stadt Bremen die herzogliche Hälfte von Bederkesa und wurde zum alleinigen Herrn der Burgen und Herrschaft Bederkesa. Diese behielt sie bis 1654 inne. 1414 erneuerten die Herzöge von Sachsen-Lauenburg ihre Verpfändung auf 10 Jahre. 1430-1441 waren die Knappen Heinrich und Martin (1441) von der Lieth im Rahmen eines Sühnevertrags Pfandherrn von ganz Bederkesa. 1499 wurde die Burg Bederkesa von Herzog Magnus von Sachsen-Lauenburg und "der Garde" eingenommen, die während der Auseinandersetzungen wieder an die Stadt Bremen zurückfiel. 1510 bestätigte Johann von Horn als Entpfändung von der Stadt Bremen die Summe von 1283 rheinischen Gulden und 300 Bremer Mark erhalten zu haben.
1654 wurde Bederkesa von den Schweden erobert, womit die bremische Herrschaft endete. 1735 erwarb die Regierung in Hannover das Schloss und nutzte es bis 1859 als Amtssitz. 1879/81 gelangte die Burg in Privatbesitz, 1975 wurde sie Eigentum des Landkreises Wesermünde (später Cuxhaven).
(M. Jansen)

Bauentwicklung:

Phase 1: Eine Ausgrabung 1977 ergab, "dass schon um 1200 mächtige Gebäude aus Holz auf der Burginsel standen" (Aust 1984, S. 6), deren Errichtung dendrochronologisch ans Ende des 12. Jahrhunderts (ein 1180er-Jahre- und 1194-Datum) datiert wird.
Phase 2: Dreischiffiger Pfostenbau von 9,25 x 15 m, dendrodatiert auf 1222/25 mit einer auf 1231/35 dendrodatierten Deckenkonstruktion (vor dem Ostgiebel des heutigen Nordflügels ausgegraben).
Phase 3: Nach Einsturz/Abriss des Gebäudes aus Phase 2 wurde darüber ein neuer Holzbau errichtet, der auf 1265/68 dendrodatiert ist.
Phase 4: Quadratisches Fundament von etwa 9 x 9 m Größe aus Rahmpfählen und zwei Rahmenwerken eines vermutlichen Turmbaus aus Backstein (?), der dendrochronologisch in die Zeit um 1400 datiert. Der Baukörper befand sich im Bereich des heutigen Westflügels.
Phase 5: 1457-60 Errichtung eines rechteckigen Steinbaus , der spätere Südflügel des Schlosses, mit zweischiffigem Gewölbekeller (Datierung über eine Inschrift, die bei den Sanierungsarbeiten freigelegt wurde und heute über dem Eingang angebracht ist sowie dendrodatierte Decken- und Dachbalken).
Phase 6: 1535/36 Errichtung eines nördlich, parallel dazu ausgerichteten, rechteckigen Steinbaus, der spätere Nordflügel des Schlosses (Datierung über Bauinschrift, Baurechnungen und dendrodatiertes hölzernes Fundamentrost und Deckenbalken). Spätestens jetzt wird der Turm aus Phase 2 abgerissen.
Phase 7: 1579 Errichtung des Westflügels (Datierung über dendrodatierte Deckenbalken).
Phase 8: 1611/12 Errichtung eines Treppenturms
Phase 9: 1661 wurde die Befestigungsanlage von den Schweden geschleift.
Phase 10: Große Veränderung in hannoverscher Zeit, 1738 Kürzung des Südflügels mit Vorbau eines Wasch-, Back- und Brauhauses. 1739 wurde das Torhaus und der halbe Nordflügel abgerissen. 1749 Abriss des Treppenturms.
1975-1982 Sanierung. Die stark sanierungsbedürftige Anlage wurde entkernt, die Außenmauern neu aufgemauert oder ergänzt. Der Nordflügel wurde vollständig neu erbaut sowie der Treppenturm von 1611/12. Als Vorlage orientierte man sich an einem 1604 von Wilhelm Dilich publizierten Kupferstich, nach dem auch der Burggraben, teilweise in historischem Verlauf, neu ausgehoben wurde.
(M. Jansen)

Baubeschreibung:

Die heutige Burg Bederkesa besteht aus einem dreiflügeligen Schloss, dessen Bauten zwischen dem dritten Viertel des 15. Jahrhunderts und dem späten 16. Jahrhundert entstanden sind und weitreichende Umbauten im 18. Jahrhundert erfuhren (siehe Bauentwicklung). Am Anfang des 17. Jhs. war sie außer durch den Wassergraben auch von einem mächtigen Wall mit Eckbastionen umgeben, der heute abgetragen ist.
Die mittelalterliche Burganlage ist nicht mehr erhalten, Teile von ihr wurden aber ergraben (siehe Bauentwicklung). Sie lag auf einem künstlich aufgeworfenen Hügel im alten Seebereich des Bederkesaer Sees und wies im Endausbau einen Durchmesser von 70 m mit einer Höhe von 4 m auf.
(M. Jansen)

Arch-Untersuchung/Funde:

Im Rahmen der Sanierung der Burg vom Herbst 1975 bis in den Herbst 1982 wurden zahlreiche archäologische Untersuchungen durchgeführt. Sie sind bislang unpubliziert. Dendrochronologische Bestimmung von über 1000 Holzproben.
(M. Jansen)