EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Winzenburg

Geschichte:

Mit der Benennung Hermanns I. aus dem Hause der Grafen von Formbach nach der Winzenburg 1109 beginnen die Schriftquellen zu dieser Burg. Sie ist vermutlich im 11. Jahrhundert errichtet worden, ob auf Eigengut des Grafen oder auf Hildesheimer Kirchengut, ist nicht zu entscheiden. Doch dürfte die Winzenburg wie bei Hermann II. bereits bischöfliches Lehen an Hermann I. gewesen sein. 1130 zerstörte Lothar III. die Burg, weil Hermann II. Burchard von Loccum getötet hatte. Bischof Bernhard II. baute mit königlicher Erlaubnis die Burg wieder auf und versuchte mit päpstlichen Mandaten zu verhindern, dass sie wieder an die um Restitution bemühten Grafen ging. Dazu kam es jedoch 1150 auf Druck Konrads III. Nach der Ermordung Graf Hermanns und seiner Frau auf der Winzenburg blieb sie in direkter bischöflicher Verwaltung. Besonders im 13. Jahrhundert wurde die Winzenburg mit häufigen Bischofsaufenthalten zum Hauptschloss und zum Sitz des größten Amtes im Hochstift. 1522 musste die Burg in der Hildesheimer Stiftsfehde, nachdem der Pulvervorrat explodiert war, vom Pfandinhaber an die die Burg belagernden welfischen Herzöge übergeben werden. Von 1523 bis 1643 war die Burgruine im Besitz des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. Aus Steinen der Burg ließ der Herzog im Tal ein Amtsvorwerk errichten. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts war die Burg dem Verfall preisgegeben. (Gudrun Pischke)

Bauentwicklung:

An die Kernburg wurde um 1200 nach Osten eine etwa 7 m tiefer gelegene, geräumige Vorburg angegliedert. Den Schriftquellen lässt sich entnehmen, dass Bischof Bernhard II. zunächst hölzerne Türme errichtete, bevor unter Bischof Bruno (1153-62) ein "sehr starker" Steinturm erbaut wurde. Bischof Siegfried erhöhte das "untere Haus" um ein Stockwerk und baute die Bischofswohnung aus. Bischof Otto I. (1260-79) ließ die Burg vom "Beyerberg" bis zum Wall ummauern.
Die in den Schriftquellen als Bestandteil der Burg genannte Beyerberg oder Baiersburg aus der Zeit Graf Hermanns I. ist nicht sicher lokalisiert. Möglicherweise handelt es sich um den Teil der Hauptburg östlich der Kernburg. (Gudrun Pischke/Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Winzenburg liegt am Ende eines sich nach Westen erstreckenden Sporns. Die Kernburg an ihrem Ende ist hügelartig erhöht und bildet ein 40 x 65 m großes Plateau, das sich 9 m über den östlich anschließenden Burghof erhebt. Vermutlich war sie ursprünglich durch einen Ringabschnittsgraben abgetrennt. Auf ihr standen ein Wohnbau, ein polygonaler Bergfried (?) und eine Zisterne. Östlich von ihr erstreckt sich ein Burghof, der im Osten an einem Hügel, auf dem ein fünfeckiger Bergfried steht, endet. Dessen Ruine ist noch ca. 10 m hoch erhalten.
Ein 40 m breiter Halsgraben trennt diese Hauptburg von einem anschließenden rechteckigen Plateau, das 150 m weiter im Osten von einem weiteren Halsgraben begrenzt wird. 300 m weiter östlich befindet sich ein kleiner Rundwall (Gartenkamp), dessen Zusammenhang mit der Winzenburg bisher nicht erforscht ist.
Für den heutigen Besucher beeindruckend sind die mächtigen Halsgräben auf dem Weg zur Hauptburg mit der Erhebung, auf der sich die älteste Kernburg befand und die eingezäunte Ruine des Fünfeckturms. Hier befindet sich auch eine Informationstafel. (Gudrun Pischke/Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Metallsondenbegehung 1982
Raubgrabung 1983
Baubeobachtung 6/1985