EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Hagen

Geschichte:

Die Burg Hagen wurde erstmals 1212 als castrum Haghena erwähnt, als die Stedinger Bauern sie belagerten. Zur Burg gehörte ein "Freier Damm". Allgemein wird angenommen, dass die Burg Ende des 12. Jahrhunderts vom Bremer Erzbischof als Grenzburg gegen die Bauern der Osterstadermarsch errichtet worden ist. Allerdings gibt es daran auch Zweifel, da sie erst 1244 durch die Nennung eines Vogts des Bremer Erzbischofs als dessen Besitz nachgewiesen ist. So haben B. U. Hucker und H. Trüper wohl zu Recht darauf hingewiesen, dass 1212 aufgrund des Bremer Schismas die Burg nicht im Besitz des Bischofs Waldemar von Schleswig gewesen sein kann, mit dem die Stedinger verbündet waren. Sein Kontrahent Bischof Gerhard von Osnabrück wurde hingegen von den mit Waldemar verbündeten Bremern und Stedingern gehindert, ins Erzstift einzudringen, so dass er keinen Zugriff auf die Burg hatte. Am wahrscheinlichsten ist es demnach, dass Burg Hagen zu dieser Zeit den Grafen von Stotel gehörte oder von diesen für Gerhard von Osnabrück besetzt worden war. Ferner besaßen die Edelherren und späteren Grafen von Stotel Allodien und Rechte im Umkreis von Hagen.
1278 ist indirekt über einen capellanus Johannes eine Burgkapelle überliefert. 1307 eroberte die Stadt Bremen die Burg, die aber kurze Zeit später von einem erzbischöflichen Heer zurückerobert wurde. Aufgrund von Geldnöten verpfändet Erzbischof Albert II. (1359-1395) Burg und Vogtei Hagen zuerst von 1371-1389 an die Familie Schulte, dann von 1389-1413 an die Grafen von Oldenburg. Sein Nachfolger Otto II. (1395-1406) kaufte die Hälfte zurück, sein Nachfolger Johannes II. (1406-1421) 1413 schließlich die andere Hälfte. 1426 verpfändete sein Nachfolger Nikolaus von Oldenburg-Delmenhorst jedoch wieder eine Hälfte von Burg und Vogtei Hagen an zehn Bremer Domherren und 1428 an die Familie von Stinstedt. 1434-1447 diente sie Bischof Nikolaus nach seiner Abdankung als Alterssitz. 1482-1494 erpfändete Heinrich Clüver Burg und Vogtei für 1500 rheinische Gulden. 1497-1499 waren sie an Martin von der Lieth verpfändet.
Um 1500 wurde im Registrum bonorum et iurium ecclesiae Bremensis des Bremer Erzbischofs Johann Roden vermerkt, dass die Burg wenig gut befestigt und gebaut und so ruiniert sei, dass sie nicht wiederhergestellt und/oder umgebaut werden könne. Johann Rode errichtete darauf einen Neubau, den er als Sommerresidenz nutzte und wo er schließlich seine letzten fünf Lebensjahre verbrachte.
Um 1600 gehören zwei Vorwerke (Wirtschaftshöfe), ein Back- und ein Brauhaus sowie eine Zehntscheune zur Burg.
Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) ist die Burg von dänischen und schwedischen Truppen besetzt worden.
1646 erhielt der schwedische Reichsrat und Diplomat Schering Rosenhane Burg und Amt Hagen als erbliche Donation. Er legte Gärten und Fischteiche zwischen Burg und Vorwerk an. Ein neues Amtshaus wurde auf dem Amtsdamm gebaut. Die Burg wurde als Gastunterkunft und Kapelle genutzt, das Obergeschoss als persönliche Wohnung. 1681 fällt sie an Schweden zurück.
1720-1866 gehörten Burg und Amt Hagen zum Kurfürstentum Hannover.
1820 wurde die Kapelle in der Burg geschlossen und die Burg als Gefängnis verwendet.
Nach 1846 wurde sie nach Verlegung des Gefängnisses als Wohnung für Gerichtsdiener genutzt. 1866 fielen Burg und Amt Hagen an Preußen. 1974 wurde das Amtsgericht Hagen aufgelöst und die Burg verlor ihre Funktion als Wohngebäude. 1978 erfolgte der Kauf des Grundstückes durch das Land Niedersachsen. 1985-1988 wurde das Gebäude saniert und verschiedene Wandmalereien aus dem 16. und 17. Jahrhundert freigelegt. 1988 wurde die Burg Hagen als Kulturstätte und Standesamt wieder in Funktion genommen; die Trägerschaft übernahm der Landkreis Cuxhaven.
(M. Jansen)

Bauentwicklung:

Phase 1: Wasserburg des 13. Jahrhunderts. Nach ihrer Erstnennung 1212 ist ihre Erbauung Anfang des 13. Jahrhunderts anzunehmen, was das Fundmaterial bestätigt.
Vermutlich mehrere spätmittelalterliche Umbauphasen.
Phase 2: 1501 Errichtung eines zweigeschossigen Backsteinbaus ohne Einbeziehung älterer Bausubstanz.
Im folgenden Unterkellerung des Gebäudes, dann eine Erhöhung des Kellerniveaus und schließlich Einwölbung des Kellers.
Ab 1978 Bauuntersuchungen.
1985-88: Restaurierung.
(M. Jansen)

Baubeschreibung:

Die Gestalt der mittelalterlichen Burg ist unbekannt.
Der heute noch stehende Bau wurde im Jahr 1501 auf einer künstlich aufgeschütteten Bodenwelle vom Bremer Erzbischof Johann Rode (1497–1511) errichtet. Auf Grundlage von Bohrprofilen scheint der Burghügel aus 3 bis 5 m starken Aufschüttungen aus Sand und schluffigen Tonen zu bestehen. Der Backsteinbau weist eine Länge von 30 m und eine Breite von 10 m auf. Er wurde ohne Einbeziehung älterer Baustrukturen auf einem Holzrost errichtet und besteht aus einem Kellergeschoss, zwei Geschossen und einem ursprünglich reinen Satteldach mit zwei Böden. Die beiden Geschosse waren ursprünglich einflügelig mit jeweils einem Saal und einem abgetrennten, von einem Kamin beheizten Raum. Decken- und Dachstuhlbalken sind auf 1501 dendrodatiert. Besondere Bedeutung haben die Wandmalereien des 16. Jahrhunderts aus dem sogenannten Kapellenraum.
(M. Jansen)

Arch-Untersuchung/Funde:

1979-88: Im Vorfeld der Sanierung des Gebäudes wurden von der Kreisarchäologie, der Arbeitsgruppe Altstadt (Braunschweig) sowie weiteren Beteiligten Fundamentschnitte im und am heutigen Gebäude angelegt sowie baubegleitend zahlreiche Beobachtungen im Gebäude sowie auf dem Außengelände gemacht.
(M. Jansen)