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Stein bei Hilpoltstein

Geschichte:

Die Frühzeit der Burg Hilpoltstein ist bislang nur archäologisch belegt. Wer für die Baumaßnahmen bis zur ottonischen Zeit verantwortlich ist, entzieht sich unserer Kenntnis. Auch die ersten Nennungen von "Herren von Stein" im 12. Jh. können nicht sicher dem Hilpoltsteiner Geschlecht zugewiesen werden. Der erste sicher dieser Burg zuzuordnende Adelige ist 1254 Heinrich von Stein, der wenige Jahre später Reichsbutigler zu Nürnberg wird und als Reichsministeriale auftritt. Sein 1279 verfasstes Testament beinhaltet die erste Nennung der Burg selbst.
Der spätere Familienleitname "Hilpolt" Familie gab der Stadt schließlich ihren Namen. Mit Hilpolt IV. starb das Geschlecht 1385 aus und ihr Besitz kam durch Kauf zunächst an das Herzogtum Baiern-München, ab 1392 dann an Baiern-Ingolstadt. Die Stadt Nürnberg sah sich allerdings als eigentliche Rechtsnachfolgerin der Herren von Stein und versuchte deshalb Burg und Stadt zu erobern, allerdings erfolglos. 1449 kam Hilpoltstein an das Herzogtum Baiern-Landshut. Nach dem Tode Herzogs Georg des Reichen 1503 wurde die Nachfolge durch einen Erbfolgekrieg geklärt, in dessen Folge Hilpoltstein zu Pfalz-Neuburg geschlagen wurde. Pfalzgraf Ott-Heinrich I. musste aber 1542 Hilpoltstein wie auch andere Besitzungen an die Stadt Nürnberg verpfänden. Erst 1578 konnten die Pfänder wieder ausgelöst werden. Von 1604 bis 1639 diente die Burg als Witwensitz der Herzogin Dorothea-Maria. Nach ihrem Tod verfiel die Hauptburg, da 1619 in der Stadt eine moderne Residenz errichtet worden war. Im frühen 18. Jh. erhielten die Hilpoltsteiner Bürger die Erlaubnis, die Burg als Steinbruch zu verwenden. 1832 gebot König Ludwig I. diesem Vernichtungswerk im Zeichen der beginnenden Burgenromantik Einhalt.
Die Ruine wurde 1793 an den Hofkammerrat Lorenz Frick verkauft. 1878 erwarb sie die Stadt Hilpoltstein, die sie im Folgejahr unentgeltlich der Distriktsgemeinschaft Hilpoltstein überließ, die in der Vorburg ein Krankenhaus und eine Rettungsanstalt für verwahrloste Mädchen einrichtete. Die Stadt erhielt dafür den spätgotischen Hof- und Getreidekasten an der Südseite der Burg und richtete dort das Bezirksamt ein. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Bei den Ausgrabungen wurden insgesamt acht Bauphasen erfasst. Die erste Phase ist nur durch spärliche Befunde und Funde des 8.-10. Jhs. vertreten, die auf eine einmal abgebrannte Holz-Erde-Befestigung im Bereich der Hauptburg schließen lassen. Der bisher nicht datierte Wall im Norden der Burg ist ihr sehr wahrscheinlich auch zuzuordnen. In der 2. Phase (2. Hälfte 11.Jh./frühes 12. Jh.) wurde die Ringmauer schon im heutigen Umriss errichtet, zudem ein polygonaler Wohnturm an der Westspitze und der Palas in der Mitte. Die beiden Vorburgen waren durch Wälle und Holzbefestigungen gesichert. Nach der Mitte des 12. Jhs. wurden in der dritten Phase die Hauptburg erneuert und die Vorburgen mit Ringmauern befestigt. In der äußeren Vorburg wurden zwei Türme errichtet, von denen einer zu einem Burgmannensitz gehörte. Die vierte Phase in der Zeit um 1220/30 brachte einen Abriss von Palas und Wohnturm, die durch einen neuen Palas und einen Bergfried ersetzt wurden. Zudem wurden die Ringmauern erneuert und erhöht. Die Bauphase 5 (um 1250) beinhaltete nur kleinere Umbaumaßnahmen. In der Bauphase 6 (um 1400) wurden ein polygonaler Treppenturm an den Palas angebaut und ein Küchenbau am Bergfried hinzugefügt. Das Tor der inneren Vorburg wurde zur Barbakane ausgebaut, die aber im Laufe des 16. Jhs. wieder abgebrochen wurde. Am Anfang des 15. Jhs. wurde die äußere Vorburg aufgegeben, auf deren Areal entstand 1474 der noch existente Kornspeicher. In der siebten Bauphase ab 1580 werden Baumaßnahmen am Palas mit Abbruch des Treppenturms und der Neubau des Küchengebäudes ausgeführt, zudem erhält der Bergfried ein neues Dach.
Von 1604 bis 1606 wurde die Burg durch Dorothea-Maria, der Frau Ott-Heinrichs II., zum Witwensitz umgebaut. Die Gebäude in der Hauptburg wurden modernisiert und in den beiden Vorburgen entstanden Neubauten.
Nach dem Bau der neuen Residenz 1619 und dem Tod der Pfalzgräfin 1639 verfiel die Burg. Steine wurden zum Bau eines Pfarrhauses und für Reparaturen am Rathaus entnommen. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Burg in Hilpoltstein ist eine Felsenburg der Stauferzeit. Die Grundmauern der nahezu rechteckigen Kernburg folgen den Umrissen des Sandsteinfelsens. Die Mauern selbst sind aus Buckelquadern mit Randschlag zusammengefügt. Eine heutige Ringmauer entstand in zahlreichen Umbauphasen, das älteste Mauerwerk findet sich an der Nordwestecke.
Der Zugang zur Burg erfolgt durch ein Tor im Felsen, durch einen in den Stein gehauenen Gang gelangt man zu einem Raum, durch den man auf einer hochziehbaren Holztreppe zum inneren Hof hinaufsteigen konnte. Dieses System ist aber wahrscheinlich nachmittelalterlich.
Das besterhaltene Bauwerk ist der quadratische Bergfried. Er weist drei Stockwerke und einen spitzbogigen Eingang in 10 Metern Höhe auf. Insgesamt ist er 22 m hoch, besitzt eine Seitenlänge von 5 m bei 1,7 m starken Mauern. Hinter dem Bergfried lagen Backhaus und Küche, später wurde hier die Badestube der Herzogin Maria Dorothea eingerichtet. Vom einst massigen Palas im Westen existieren nur noch die Grundmauern.
Südlich unterhalb der Kernburg befindet sich der untere Hof, der im Westen von jüngeren Schlossgebäuden und im Süden von einer Ringmauer mit Tor umschlossen wird. Ein Treppenturm mit Renaissanceportal und innerer Reitertreppe von 1606 führt von hier auf den Felsen. Er wurde von Herzogin Maria Dorothea errichtet, da ihr der ursprüngliche Eingang zur Kernburg zu unbequem war.
Von den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden in der Vorburg ist heute nur noch der mächtige Getreidekasten von 1473 vorhanden.
Den Schutz gegen die Angriffsseiten im Norden und Westen übernahmen ein Halsgraben mit Wall. Letzterer ist bislang nicht archäologisch datiert, im Kern dürfte er aus der Zeit der ersten Burganlage im 8.-10. Jh. stammen.
Eine Burgkapelle ist bislang nicht lokalisiert worden, sie wird in den Obergeschossen des Palas vermutet. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Ausgrabung (u.a. mit Bruchstücken von zwei sog. Hedwigsbechern) und Sanierung der Baureste von 1988 bis 1995.