EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Pöhlde, König Heinrichs Vogelherd

Geschichte:

Es sind keine historischen Nachrichten bekannt, die auf diese Burganlage bezogen werden könnten. Der volkstümlichen Überlieferung nach ist dies die Burgstelle, an der der Sachsenherzog Heinrich 919 während der Vogeljagd die Nachricht von seiner Wahl zum deutschen König in Fritzlar erhielt. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Zunächst ist die ovale Unterburg erbaut worden, in die später die runde Oberburg eingefügt wurde. Dabei wurden Wall und Graben der Unterburg im Überschneidungsbereich eingeebnet. Nach den Keramikfunden kann der zeitliche Abstand beider Bauphasen nicht groß gewesen sein. Gleichzeitig mit dem Bau der Oberburg muss die Südseite der Befestigung der Unterburg erneuert worden sein, denn in einem Grabungsschnitt kam eine Schalenmauer mit vorgesetztem Spitzgraben zu Vorschein, wie sie auch bei der Oberburg beobachtet wurden. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Wallburg "König Heinrichs Vogelherd" besteht aus zwei Teilen, der Ober- und der Unterburg.
Die ältere Unterburg umfasst ein Areal von 220 m Länge und 122 m Breite, sie umschließt den gesamten Bergrücken. Nach Westen schließt sich die fast kreisrunde, 97 x 100 m große Oberburg an. Die Oberburg ist dabei zur Hälfte in die Unterburg eingeschoben. Die Grenze zwischen ihnen ist nur noch durch eine schwache Bodenschwelle gekennzeichnet. Ursprünglich war die Unterburg hier geschlossen, der dortige Wallteil ist aber beim Bau der Oberburg eingeebnet worden. Zum Tor im Osten der Unterburg führen Reste eines aus Pöhlde kommenden Hohlwegs, der den Verlauf der alten Heerstraße "Fastweg" markiert. Die Toranlage selbst ist durch Wegbauarbeiten zerstört worden. Der Weg verlässt die Unterburg wieder über eine Erdbrücke am südwestlichen Berührungspunkt mit der Oberburg, das dortige Tor ist 1945 durch Panzer zerstört worden. Ein Zangentor ist im Westen der Oberburg ergraben worden, Ober- und Unterburg waren durch ein Kammertor verbunden.
Ein Wallschnitt an der Nordseite der Unterburg ergab eine Holz-Erde-Konstruktion mit einem verfüllten hölzernen Rahmenwerk, dem eine Trockenmauer vorgeblendet war. Nach einer 1,50-2,0 m breiten Berme folgt ein ursprünglich ca. 3 m tiefer und 7 m breiter Sohlgraben, dem ein niedriger Vorwall vorgelagert war. Die Südseite der Unterburg wies im Unterschied zur Nordseite einen Spitzgraben auf. Zudem war in einer zweiten Bauphase dem Wall eine gemörtelte Mauer von ca. 1,80 m Stärke vorgeblendet worden, möglicherweise zur selben Zeit wie der Bau der Oberburg.
Die Oberburg war mit einer 1,80-2,0 m starken, mit Gips gemörtelten Mauer befestigt. Ein Graben war nicht vorhanden. Im Westen bestand dafür noch ein schmaler Vorwall.
Von der Innenbebauung sind nur Holzpfosten in der Unterburg und ungemörtelte Steinsetzungen in der Oberburg dokumentiert worden, die aber nicht zu Hausgrundrissen rekonstruiert werden können. Größere Bauwerke haben in der Burg offenbar nicht gestanden. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Ausgrabungen 1934 durch U. Kahrstedt, 1952-1958 durch M. Claus mit Keramik des 9.-11. Jhs.