EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Goslar, Georgenberg

Geschichte:

Die Existenz einer Burganlage auf dem Georgenberg ist unumstritten, aber ihr Charakter und ihre Datierung sind Gegenstand von Kontroversen. Eine frühere Hypothese, dass sich hier ein Vorgänger der Kaiserpfalz befunden hatte, wird mittlerweile einhellig abgelehnt.
Aufgrund der im Bereich des Georgenbergs vorkommenden Flurnamen wird eine aus der Chronik des Thietmar von Merseburg bekannte Alaburg von einigen Forschern hier lokalisiert. Darin wird sie als Reichsburg in Lehnsbesitz von Graf Eckbert dem Einäugigen erwähnt. Im Streit um die deutsche Königskrone zwischen Otto III. und Heinrich dem Zänker, Herzog von Bayern, stand dieser auf der Seite Heinrichs. Die auf Ottos Seite verbliebenen Grafen eroberten 984 die Alaburg und führten Adelheid, die sich dort zur Erziehung befindende Tochter Ottos II., mit sich fort. Es gibt keine Nachricht von einem Wiederaufbau der Burg.
Eine erste konkrete Erwähnung einer Burg auf dem Georgenberg erscheint in der Chronik des Stiftes SS. Simon und Judas in Goslar aus dem ausgehenden 13. Jh. Dort wird von einer Zerstörung des "slot" der Herzöge von Sachsen auf dem Georgenberg berichtet, ohne dass ein Jahr oder ein Kontext genannt wird. Möglicherweise existiert eine Verbindung zu einer Nachricht aus dem Jahr 1167, nach der Markgraf Albrecht und Erzbischof Wichmann von Magdeburg ein "Haus" von Heinrich dem Löwen nahe Goslar zerstört haben.
Laut der allerdings unzuverlässigen Goslarer Domchronik stand auf dem damals "Sassenberg" genannten Georgenberg eine von Kaiser Heinrich I. errichtete Burg (Sassenburg?), die unter Konrad II. in ein Kloster umgewandelt wurde, bzw. 1063 zerstört wurde.
Noch eine andere Version wird von Heineccius in seiner Antiquitates Goslarienses von 1707 vertreten, laiut der Heinrich I. 934 auf dem Georgenberg eine Burg mit Kapelle erbaut haben soll. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Zur ursprünglichen Burg fehlen konkrete archäologische wie historische Quellen. Der ergrabene Kirchengrundriss aus dem ersten Drittel des 10. Jhs. könnte als Burgkapelle angesprochen werden. Der große Zentralbau der Georgskirche entstand um 1025 unter Kaiser Konrad II. Zwischen 1065 und 1073 wurde unter Heinrich IV. der Ostabschluss umgebaut und mit einem zweigeschossigen, dreischiffigen Choranbau ergänzt. 1128 war unter Heinrich V. der Kreuzgang fertig gestellt. 1527 wurde das Stift von den Goslarer Bürgern niedergebrannt und abgerissen. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Der Georgenberg fiel ursprünglich steil nach Süden und Westen ab, läuft aber im Osten und vor allem im Norden wesentlich flacher aus.
Die ehemalige Bebauung des Georgenberges wurde 1963/64 bei Ausgrabungen aufgedeckt. Markantester Bestandteil ist die Stiftskirche, ein eingewölbtes Oktogon ähnlich der Aachener Pfalzkapelle, das um 1025 errichtet wurde.
Östlich von ihr ist als älterer Kirchenbau ein dem ersten Drittel des 10. Jahrhunderts zugehöriger, etwa 18,50 Meter langer Saalbau mit Ostapsis und Westempore ergraben worden. Dieser entspricht typologisch Pfalz- und Burgkapellen des 10. Jhs. Einige in Lehm gesetzte Mauern verlaufen unter den Fundamenten der Stiftskirche und können somit hypothetisch zu einer vorangegangenen Burganlage gehören.
Aus den Quellen des 16. Jhs. geht eine ungewöhnlich starke Befestigung des Klosters hervor. Es werden alte und feste Mauern mit Wehrgang und Türme hervorgehoben. Diese bildeten auch ein Argument für die Zerstörung des Klosters durch die Stadt Goslar 1527, damit sich der angreifende Herzog dort nicht festsetzen konnte. Archäologisch kann zur Befestigungsfrage nur die Beobachtung eines Grabenprofils an der Kreuzung Reußstraße/Geheimrat-Ebert-Straße beigetragen werden. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Ausgrabung 1883-1885, 1963/64.