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Grone, Pfalz

Geschichte:

Die Burg Grone wurde nicht lange vor 900 errichtet und erstmals 915 erwähnt, als König Konrad I. den liudolfingischen Herzog Heinrich, den späteren König Heinrich I., auf ihr erfolglos belagerte. Sie gehörte somit ursprünglich zum Eigengut der Liudolfinger. Heinrich I. schenkte Burg und Hof 929 seiner Frau Mathilde neben anderen Orten als Witwengut. Zur selben Zeit baute er die Burg zur Pfalz aus. Nach dem Tod Mathildes war die Pfalz eine häufige Stätte von Königsaufenthalten bis zum Jahr 1025. Als bedeutendes Ereignis in dieser Zeit ist der Tod Kaiser Heinrichs II. in Grone im Jahr 1024 zu nennen. Nach der Chronik des Heinrich von Lübeck aus der Mitte des 16. Jhs. ist die Pfalz 1180 in den Kämpfen zwischen Heinrich dem Löwen und den Staufern zerstört worden.
Danach ist auf einer nach Süden verkleinerten Fläche wohl um 1200 durch die Herren von Grone eine neue Burg gebaut worden. Dieses seit 1263 nachgewiesene Geschlecht sollte als Reichsministeriale und zeitweise Vögte das dortige Reichsgut beaufsichtigen und hatte seinen Sitz in der Burg. Diese wurde kurz nach 1323 von den Göttingern mitsamt Kapelle niedergelegt, weil ihre Insassen angeblich vorwiegend von der Wegelagerei lebten. Die Burgstelle lag danach wüst, erst 1339 wurde von den Göttingern eine neue Kapelle gebaut. Unmittelbar neben dieser Kapelle baute 1387 Herzog Otto der Quade aus den Steinen der zerstörten Kirchen von Burggrone und Holtensen ein "neues Schloss und Burg" mit einer dicken Mauer und einem Bergfried aus Holz. Die Göttinger zerstörten sie im selben Jahr und ließen die Burg wie auch das Dorf Burggrone nicht mehr aufbauen (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Der älteste Bestandteil des Pfalzkomplexes Grone bildete der Wirtschaftshof in Altengrone, dessen Kirche um 800 errichtet wurde. Die historischen Daten zeigen, dass am selben Platz drei sich ablösende Anlagen gestanden haben, das spiegelt sich auch in den Ausgrabungsergebnissen wieder. Die ursprüngliche und im 10. Jh. zur Pfalz ausgebaute Burg besaß die größte Ausdehnung. Die an ihrer Ostseite stehenden Pfalzgebäude sind einmal erneuert worden, die damit einhergehende Verbreiterung der Grundmauern ging evtl. mit einer Änderung des Aufgehenden von Fachwerk- zu Massivbauweise einher.
Nach Aufgabe der Pfalz wurde die Grundfläche im Norden deutlich verkleinert, indem ein Sohlgraben angelegt und die nördlichen Pfalzbauten aufgegeben wurden. Im Osten wurde innerhalb des alten Befestigungsverlaufs eine Ringmauer mit 3 m starken Fundamenten errichtet, wodurch der Saalbau verkleinert werden musste. Die Erdbrücken zu den Toren wurden beseitigt und durch Holzbrücken ersetzt, das Nordtor aufgegeben.
In der dritten Phase wurde das Burgareal nochmals durch einen weiteren Graben deutlich verkleinert, wobei der äußere Graben vermutlich noch offen blieb.
Der Stand der Auswertung der Grabungen ist noch nicht so weit, dass die archäologischen Phasen sicher mit historischen Daten in Verbindung gebracht werden können. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Pfalz lag im Süden des länglichen Plateaus des Hagenberges, das zum Tal der Grone im Osten steil abfällt.
Bei den Ausgrabungen wurden drei sich ablösende Anlagen erfasst. Die Kernburg der Pfalz umfasste ein Areal von ca. 100 x 120 m und war mit einer ca. 1,5 m starken Mauer und einem 2 m tiefen sowie fast 10 m breiten Spitzgraben befestigt. Die Mauer war durch eine Wallhinterschüttung verstärkt. Tore wurden im Norden, Süden und Westen festgestellt, wobei das südliche Tor zur Vorburg führte und das Haupttor wahrscheinlich das westliche war, da es auf das Zentrum der Pfalzbauten zuführte. Die Steingebäude bestehend aus Kapelle, Palas und Wohngebäude waren vor dem östlichen Steilhang in Nord-Süd-Richtung aufgereiht. Im Süden lag als Solitär die Kapelle der hl. Walpurgis. Nördlich von ihr erstreckte sich der 18 x 7 m große Saalbau, an den sich ein Wohntrakt - vermutlich die 1012 erwähnte Kemenate - anschloss. Abgesetzt von dieser mind. 60 m langen Gebäudeflucht lag auf der Nordseite ein weiterer, Ost-West orientierter Saalbau. In den folgenden beiden Phasen der Burg ist die Grundfläche der Burg durch Sohlgräben deutlich reduziert worden, auch der Gebäudebestand wurde auf seinen Kern von Palas und Kapelle zurückgebaut.
Südlich der Kernburg lag die ca. 150 x 110 m große Vorburg, die anfangs mit einer Holz-Erde-Mauer, in einer zweiten Phase dann mit einer Steinbefestigung umschlossen war. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

1880 dilettantische Ausgrabungen durch den Göttinger Oberbürgermeister Merkel.
1935 Ausgrabung an der Befestigung durch U. Kahrstedt.
Ausgrabungen von 1957 bis 1972 durch Adolf Grauert.