EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Brackenburg

Geschichte:

Die Brackenburg wurde durch die Herzöge von Braunschweig zum Schutz ihrer Südwestgrenze gegen das benachbarte Hessen errichtet. Ihre Errichtung dürfte um 1300 geschehen sein. In neuzeitlichen Chroniken für ihre Ersterwähnung oder Bau genannte Daten wie 1279 und 1304 sind nicht zu belegen. Die erste sichere Nennung in den Quellen stammt aus dem Jahr 1322. In der Folgezeit wurde die eher unbedeutende Anlage meist verlehnt oder verpfändet, vor allem an die Herren von Stockhausen und 1370 an die Herren von Kolmatsch. Seit dem Ende des 14. Jhs. war die Burg unter den Herren von Riedesel ein gefürchtetes Raubritternest. Deshalb eroberte Herzog Otto Cocles zusammen mit der Stadt Göttingen 1411 die Burg und ließ die Besatzung hängen. Dabei wurde die 1402 durch Albrecht von Soest gegossene "große Büchse" der Stadt Göttingen verwendet, mit 70 Zentnern Gewicht einer der größten Geschütze ihrer Zeit. 1434 wurde die Burg erneut durch die Herzöge erobert, diesmal aber ohne größeren Widerstand. In der Hildesheimer Städtefehde von 1486 brannten Göttinger Truppen die Vorburg nieder. 1495 wird sie bei der welfischen Landesteilung dem Fürstentum Calenberg-Göttingen zugeteilt. Die Burg verfiel nun mangels Gründen für ihre Erhaltung zusehends, die Vorburg ist nach ihrer Zerstörung nicht mehr aufgebaut worden. Im Jahr 1540 wurde in dem Vorwerk Brackenberg am Fuße des Burghügels das Amt Brackenberg eingerichtet. Von 1548 bis 1583 war die Burg nochmals verpfändet, wird aber 1583 als wüst bezeichnet.
Die Brackenburg besaß noch ein Nachleben in der Literatur. Goethe gab in seinem Theaterstück "Egmont" der Rolle des schmachtenden Liebhabers den Namen "Brackenburg", möglicherweise inspiriert durch ein 1776 erschienenes und heute vergessenes Schauspiel über die Riedesel auf der Burg. Außerdem gibt es von Adalbert von Chamisso einen Bericht über seine Wanderung auf die Brackenburg.
(Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Beim derzeitigen Forschungsstand können keine detaillierten Angaben zur Baugeschichte gemacht werden. Wahrscheinlich hat es nach einer etwas diffusen Angabe eines hessischen Chronisten zwischen 1351 und 1353 einen Neubau gegeben. Bei der Belagerung 1411 dürfte die Burg schwer beschädigt worden sein, ist aber anschließend repariert worden. Ob die Vorburg wieder aufgebaut wurde, nachdem sie 1486 abgebrannt worden ist, entzieht sich der Kenntnis.
Archäologisch lassen sich beim Palas zwei Bauphasen feststellen, die sich aber mangels zugehöriger Funde nicht mit den historischen Daten parallelisieren lassen.
(Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Brackenburg liegt auf einer Basaltkuppe, ihr Burgplatz ist vom restlichen Berggipfel im Norden und Süden durch einen 8-12 m unterhalb des Plateaus gelegenen Graben mit Vorwall getrennt. Im Nordosten ist der Vorwall durch eine Stützmauer ersetzt, die nach Süden zur Vorburg zieht. Diese hat auf einer Geländestufe ohne erkennbare Befestigungsreste gelegen, ihre zweiteilige Bebauung nimmt eine Fläche von ca. 35 x 9,5 m ein.
Die annähernd rechteckige Kernburg weist eine Fläche von ca. 20 m x 23 m auf. Von der ca. 1,8 m starken Ringmauer sind im Südwesten und Süden noch größere Fragmente erhalten. Den gesamten Westteil des Areals nimmt der unterkellerte Palas ein, wahrscheinlich ein Saalgeschossbau von 23 x 10 m Größe. Im Südosteck befindet sich ein kleineres, unterkellertes Gebäude von 12 x 7,5 m Ausmaß. Ein Bergfried oder ein anderer Turm waren offensichtlich nicht vorhanden. Der Zugang dürfte im Norden gelegen haben. Die Gesamtgröße des Areals beträgt samt Gräben ca. 70 x 80 m.
Es wurde im Gelände zudem nach dem Standort der bei der Belagerung von 1411 verwendeten "Großen Büchse" gesucht, er konnte aber bislang nicht eindeutig festgestellt werden. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Grabung 1841, Funde sind verschollen.
Begehung 1998/99.
Vermessung 2002 mit qualitätvollen Lesefunden am Hang unterhalb des Palas.
Funde von frühestens der 2. Hälfte des 13. Jhs. bis zum 15. Jh.