EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Lichtenau im Kreis Ansbach

Geschichte:

Eine Burg in Lichtenau wird erstmals 1246 erwähnt, als Rudolf von Dornberg für seinen Todesfall ohne Nachkommen verfügt, dass die Burgen Dornberg und Lichtenau an den Würzburger Bischof fallen sollen. Sein Erbe Wolfram von Dornberg verfügte aber weiterhin über die Burg, aus seiner Zeit sind auch vier Burgmannen aus den Schriftquellen bekannt. Nach Wolframs Tod kam Lichtenau 1288 durch seine Tochter Kunigunde an ihren Mann Konrad von Heydeck. Den Herren von Heydeck diente die Burg in der Folgezeit als Amtssitz und zeitweilige Residenz. 1386 erwarb Friedrich von Heideck das Nürnberger Bürgerrecht und stand der Stadt im Gegenzug das Öffnungsrecht in Lichtenau zu. Nürnberg nutzte die Burg noch im selben Jahr als Stützpunkt im ersten Städtekrieg und übte danach die faktische Oberhoheit über sie aus. 1406 wurde dieser Zustand durch den Verkauf der Burg an Nürnberg auch legalisiert. Dagegen klagte zunächst das Bistum Würzburg, das auf seine alten Lehensrechte verwies. Im Folgejahr wurde sich aber in einem Vergleich darauf geeinigt, dass Würzburg diese Lehnsrechte aufgab. 1409 verkaufte Nürnberg die Burg Lichtenau an den Bürger Heinrich Rummel, der aber nur als Strohmann fungierte. Die mitten im Ansbachischen Territorium gelegene Burg bildete für Nürnberg eine wichtige Operationsbasis im ersten Markgrafenkrieg. Deshalb wurde sie 1449 durch Markgraf Albert Achilles eingenommen und zerstört. Der Wiederaufbau war aus den Mitteln der Kaufmannsfamilie Rummel nicht zu leisten, deshalb veräußerten sie die Burg 1472 zurück an den Nürnberger Rat. Diese richtete dort einen Amtssitz ein. 1552 ist die Festung im zweiten Markgrafenkrieg durch Albrecht Alcibiades eingenommen und geschleift worden. Im Dreißigjährigen Krieg fiel die Festung 1632 kampflos an kaiserliche Truppen und konnte erst im Folgejahr wieder durch eine Belagerung für Nürnberg und die protestantische Seite zurückgewonnen werden. Ab 1807 nutzte das Königreich Bayern Lichtenau als Zuchthaus, das 1949 in eine staatliche Erziehungsanstalt umgewandelt wurde. 1978 bezog das Staatsarchiv Nürnberg die Veste, deren Hauptbauten man zuvor schonungslos entkernt hatte. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Die ursprüngliche Burg dürfte mit Haupt- und Vorburg ein Plateau von ca. 60 x 45 m belegt haben. Burg und Vorburg dürften durch einen Wassergraben und eine Mauer getrennt gewesen sein. Zu den mit dem Übergang an die Reichsstadt Nürnberg 1472 durchgeführten Ausbaumaßnahmen gehörten die Anlage eines äußeren Walls mit vorgeblendeter Mauer und eines äußeren Grabens. Die in den inneren Wassergraben vorspringenden neun Basteien wurden wohl 1481 errichtet. Ab dem Ende der 1520er Jahre wurde mit Ausbaumaßnahmen begonnen, die aber nur langsam voran kamen. Zumindest wurde die Tordurchfahrt im Süden durch den Bau zweier eng beieinander stehender Torhäuser mit einer schrägen Mittelachse neu gestaltet und an der Innenseite des Walles Arkadengänge als Unterkunft und Stallungen angebracht. 1528/30 wurde eine neue Kemenate errichtet, die alte blieb aber bestehen. Bei der Einnahme der Festung im zweiten Markgrafenkrieg 1552 war die Festung noch Baustelle. Nach dieser Zerstörung wurde mit dem Wiederaufbau erst 1558 begonnen. Er erfolgte nach einem Plan von 1538, der dem maltesischen Festungsbaumeister Antonio Fazuni zugeschrieben wird. Aufgrund des zeitlichen Abstands war die Festung bei ihrem Baubeginn schon veraltet. 1607 war die neue Festung im Wesentlichen fertiggestellt. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Obwohl der Neubau der Festung ab 1557 keine mittelalterlichen Bauteile der Burg integriert, lässt sich ihr Aussehen mittels eines Plans von 1551 und zahlreicher Schriftquellen rekonstruieren.
Die Burg bestand aus einer alten und neuen Kemenate, einem Bergfried, einem Torhaus, einem Brunnen, Stallungen und Wirtschaftsgebäuden. Die ursprüngliche Burg ist zwischen 1581 und 1532 durch die Anlage eines Zwingers, rechteckiger Streichwehren und vor allem eines Walls mit vorgeblendeter Mauer als Schutz gegen Artilleriebeschuss modernisiert worden. Der Wall war mit neun halbrunden Streichwehren bewehrt, die durch eine Galerie unter dem inneren Wallfuß miteinander verbunden waren. Der Bergfried war in der Nordwestecke der Burg gelegen, möglicherweise war er identisch mit dem in Urkunden erwähnten "Turners Turn".
Nach dem Umbau zur Festung nahm das rechteckige Schloss genau den Raum der ehemaligen Kernburg samt Vorburg ein. Ebenso wurde der innere Wassergraben übernommen, was im frühneuzeitlichen Festungsbau einmalig ist. Der Außenwall mit seinen fünfeckigen Bastionen übernimmt Position und Rolle des spätmittelalterlichen Walles, auch die Galerie zum inneren Wassergraben wird wiederhergestellt. Den Innenraum nahm nun das repräsentative Amtshaus des Nürnberger Pflegamtes ein, dem an seinen Südecken Rundtürme angefügt sind. Sie sind zum einen ein Relikt einer ursprünglichen Planung als viertümiges Kastell, zitieren aber auch die zwischen 1556 und 1559 errichteten Tortürme der Burg des Festungsbesitzers Nürnberg. Aus der letzten Phase des Festungsbaus ab 1599 stammt die ornamentale Mauerfassade zum inneren Wassergraben und ihre drei turmartigen "Kavaliere". Der Tatsache, dass das Konzept der Festung aus militärischen Gesichtspunkten hoffnungslos veraltet war, wurde durch einen Gestaltwandel zu einer repräsentativen, manieristisch geprägten Ästhetik Rechnung getragen. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Keine