EBIDAT - Die Burgendatenbank

Eine Initiative der Deutschen Burgenvereinigung Menu

Brungershausen

Geschichte:

Auf einer 1992 entstandenen Luftaufnahme wurden die unter Acker- und Wiesengelände liegenden, vollständig von Erde bedeckten Baureste der offenbar aus einem frühmittelalterlichen Fronhof erwachsenen Niederungsburg zwischen Brungershausen und der B 62 zuerst erkannt. Die 1995 gegründete Forschungsgruppe Brungershausen, eine studentische Arbeitsgruppe des vorgeschichtlichen Seminars der Philipps-Universität in Marburg (Lahn), führte ab 1996 wissenschaftliche Untersuchungen (u.a. geophysikalische Vermessung; Suche nach Lesefunden) durch (s. unten), in einer Kombination verschiedener Prospektionsmethoden. Dabei wurden Keramik des 8./9. Jh. sowie des Zeitraums 10.-13. Jh. und Gebäudereste (u.a. das Fundament eines Wohnturmes) gefunden. Nach Auswertung des Fundmaterials könnte die Burg zwischen dem 10. und 13. Jh. anstelle eines älteren Herrenhofes bestanden haben, doch fehlen eindeutige Schriftquellen.
Um 1130 war Brungershausen mit dem Zehnten Zubehör der Villikation Ebsdorf des Stiftes St. Stephan in Mainz, deren Einkünfte ab 1249 den Landgrafen von Hessen verpachtet waren.. Im Besitz des Klosters Caldern war das Dorf "Brungozhusen" 1235, und 1254 erscheint urkundlich möglicherweise eine Ortsadelsfamilie "de Brungodeshusen". Vielleicht ist der in jener Urkunde des Klosters Caldern als Zeuge genannte Gerlach von Brungershausen mit der Burg in Verbindung zu bringen, doch konnte er nicht eindeutig als Adeliger identifiziert werden.
Das Kloster übernahm 1290/91 von der Landkommende Marburg des Deutschen Ordens den Fronhof in Brungershausen (wahrscheinlich identisch mit der Burg, s. unten) in Erbpacht und um 1290 verlieh der Ritter Hartmann von Lehrbach dem Kloster seinen Hof ebendort. In Schriftquellen erscheint die Burg 1290 als Herrenhof/Fronhof. 1370 als Dorf und 1511 sowie 1630 als Hof.
Da die Keramikfunde kein spätmittelalterliches Material umfassten - die Datierung reichte bis ins 13. Jh. - wurde auf die Aufgabe der Burg bereits zu jener Zeit geschlossen.
(Michael Losse)

Bauentwicklung:

Eine Arbeitsgruppe des vorgeschichtlichen Seminars der Universität Marburg führte 1996 Untersuchungen (geophysikalische Vermessung; Suche nach Lesefunden) durch. Nach der Auswertung des Fundmaterials könnte die Burg zwischen dem 10. und 13. Jh. bestanden haben, doch fehlen Schriftquellen. Es wurde vermutet, ein Herrenhof könne bereits im 8. Jh. anstelle der späteren Burg gestanden haben.
1235 war das Dorf im Besitz des Klosters Caldern, und 1254 erscheint urkundlich eine Adelsfamilie de Brungodeshusen. Vielleicht ist der in jener Urkunde des Klosters Caldern als Zeuge genannte Gerlach v. Brungershausen mit der Burg in Verbindung zu bringen.
Da die Keramikfunde kein spätmittelalterliches Material umfassten - die Datierung reichte bis ins 13. Jh. - wurde auf die Aufgabe der Burg bereits zu jener Zeit geschlossen. Insgesamt legt die Menge der geborgenen Keramik die Existenz der Burg anstelle des älteren Herrenhofes vom 10. bis zum 13. Jh. nahe. Die Gründe für den Niedergang bzw. die Aufgabe konnten bislang nicht ermittelt werden.
(Michael Losse)

Baubeschreibung:

Von der Burg Brungershausen haben sich keine oberirdisch sichtbaren Geländestrukturen erhalten. Informationen über die Anlage - u. a. Existenz eines wohnturmartigen Steinbaus - wurden lediglich durch die oben beschriebenen modernen Prospektionsmethoden ermittelt. (Jens Friedhoff)

Arch-Untersuchung/Funde:

Die Reste der Burg wurden offenbar zuerst auf einer Luftaufnahme von 1992 erkannt. Da sich unter Prof. Dr. Horst-Wolfgang Böhme am Vorgeschichtlichen Seminar der Philipps-Universität in Marburg (Lahn) in den 1990er Jahren der Forschungsschwerpunkt Burgenforschung etabliert hatte, kam es dort 1995 zur Gründung der studentischen Forschungsgruppe Brungershausen. Der Burgstall wurde wiederholt begangen und Lesefunde aus dem Acker geborgen, darunter Keramikfragmente des 8./9. Jh. sowie des Zeitraumes vom 10. bis zum 13. Jh. Es folgten geoelektrische und geomagnetische Prospektionen sowie eine Lasertachymeter-Vermessung zur Erstellung eines dreidimensionalen Geländemodells, auf dem das Fundament des steinernen (Wohn-)Turmes umgeben von weiteren steinernen Bauten, Mauern und Reste des Grabens sichtbar sind (Schroth 1996).
Der größte Teil der gefundenen Keramik - meist helltonige, hartgebrannte Irdenware verschiedener Farben (gelblich, grau, weiß, hellbraun) - entstammte dem Zeitraum 10.-13. Jh. Überwiegend handelte es sich um Fragmente von Kugeltöpfen.
(Michael Losse)