EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Höfe bei Dreihausen

Geschichte:

Südlich von Dreihausen im Ebsdorfer Grund liegt im Nordosten eines leicht abfallenden Hochplateaus die zweiteilige, frühmittelalterliche Burg Höfe. Sie ist, ebenso wie Hunburg bei Burgholz und das Gronauer Schloß bei Salzböden eine der im 8. Jh. in Mittelhessen verschiedenenorts erbauten "mittelgroßen Burgen". Die Burg Höfe lag an verkehrstechnisch günstiger Stelle der Siedlungskammer Ebsdorfer Grund am natürlichen Übergang zum Lahntal. Aus den zahlreichen, teils sehr qualitätvollen gefundenen Keramikfragmenten (spätes 8./9. Jh.) wurde gefolgert, dass die Burg im 8. Jh. entstand und die Oberburg über längere Zeit hinweg bewohnt war. Die Nutzung der Unterburg (möglicherweise als Militärlager?) bedarf weiterer Untersuchungen. Das archäologische Fundmaterial reicht offenbar bis ins 10. Jh.
Für das 3 km von der Burg entfernte Ebsdorf sind drei Königsaufenthalte bezeugt (1054, 1057, 1066), d.h. im Ebsdorfer Grund gab es königlichen Besitz bzw. Reichsbesitz, "dessen Ursprung sehr wohl mit der Anlage der Höfe in Verbindung stehen kann. Es bleibt zu untersuchen, "ob die zweifellos vorhandenen Indizien ausreichen, dieses Königsgut im Ebsdorfer Grund als auch schon im 8. Jahrhundert vorhanden anzusehen. Ungeklärt ist bislang der Flurname Hunnenburg für das teils durch eine große Grube gestörte Gelände westnordwestlich der Höfe.
(Michael Losse)

Bauentwicklung:

Die bauliche Entwicklung der Burg Höfe wurde bislang in der Fachliteratur noch nicht beschrieben. Infolge der inzwischen hinterfragten Keramik-Chronologie für Mittelhessen wird es möglicherweise Korrekturen an den bisher vorgeschlagenen Datierungen geben.
(Michael Losse)

Baubeschreibung:

Die Burg Höfe liegt südlich von Dreihausen im Ebsdorfer Grund im Nordosten eines von West nach Ost leicht abfallenden Hochplateaus. Sie gehört neben der Hunburg bei Burgholz und dem Gronauer Schloß bei Salzböden zu den im 8. Jh. in Mittelhessen häufiger entstandenen „mittelgroßen Befestigungen“. Sie setzte sich aus Haupt- und Vorburg zusammen und zeigt in der Gesamtanlage einen einem Längsrechteck angenäherten Grundriss. Im Norden und Osten ist sie durch Steilhänge und auf den beiden anderen Seiten durch einen der (zu einem Wall verstürzten) Ringmauer vorgelegten Graben geschützt.
Die 2 ha große Burg teilte eine Zwischenmauer in die Oberburg (0,75 ha) im Westen und die Unterburg (1,25 ha) im Osten. In der Mitte des nördlichen Teilstücks der Unterburg-Ringmauer öffnete sich anscheinend das einzige Außentor der Burg, doch ist dieser Bereich durch die Nutzung als Holzabfuhrweg völlig zerstört. Der Zugang von der Unter- zur Oberburg lag am Südende der Trennmauer, wie die Spur eines Schwellbalkens belegt. Eine Zerstörung dieses Tores belegten der durch Brand verziegelte Lehm und darauf liegender Brandschutt.
Bei einer 1972 durchgeführten Vermessung zeigten sich in der Oberburg zahlreiche Befunde und Funde, doch fehlten solche weitgehend in der Unterburg. Es folgte eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Ausgrabung, in deren Rahmen zwei Bauten im Nordwesten der Oberburg sowie Schwellbalkenunterzüge von parallel zur Mauer stehenden Gebäuden im Westen nachgewiesen werden konnten. Terrassierungen entlang der Oberburg-Nordmauer lassen eine wegen der Hanglage gestufte Baugruppe vermuten. Bemerkenswert waren insbesondere das im Nordwesten der Oberburg ergrabene, eingetiefte Steinhaus (9,80 x 4,80 m) mit 1,20-1,30 m Mauerstärke und die südöstlich hiervon gelegene Rundkapelle (6 m Ø) mit halbrunder, 2,10 m breiter und 1,90 m langer Apsis. Die Innenwände von Apsis und Kapelle waren verputzt. Die Apsis konnte vom Kapellenraum aus über eine vorgezogene Stufe betreten werden, ihr Estrichfußboden lag 0,25 m höher als jener des Kirchenschiffs. In der Apsis stand der verputzte Altarsockel (1 x 1 m), um ihn fanden sich figürlich und ornamental bemalte Verputzstücke. „Zum Teil sind Darstellungen von Architekturteilen zu erkennen, aber auch ein gefiederter Flügel und eine Stirnpartie sind dargestellt. Direkt hinter der Nordwestecke des Altars wurde ein Bruchstück einer einseitig geschliffenen grünen Porphyritplatte geborgen, es ist ein aus Lakonien stammendes Stück von porfido verde antico“ (ebd.).
Südlich der Burg erstreckt sich ein System von Ackerterrassen, das nachträglich angelegte rundliche und ovale Siedlungsgruben und das südliche Teilstück der Ringmauer schneiden, d.h. jene bestanden offenbar bereits vor dem Bau der Burg.
(Michael Losse)

Arch-Untersuchung/Funde:

1972 erfolgte eine Vermessung und 1974 eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Programmes "Nationes - Die Entstehung der europäischen Nationen im Mittelalter" geförderte archäologische Untersuchung. "Neben einigen notwendig gewordenen Nachgrabungen erfolgte eine intensive Nachsuche in den hochgestülpten Baumscheiben der bei den Frühjahrstürmen 1990 umgestürzten Buchen" (Gensen 1995). Einige der bedeutenden Ausgrabungsfunde wurden, bezahlt aus Mitteln des Bundeslandes Hessen, des Landkreises Marburg-Biedenkopf und der Gemeinde Ebsdorfergrund, restauriert.
(Michael Losse)