Geschichte:
Der Ort Kaub und seine lukrativen Zollrechte befinden sich 1257 im Besitz der Herren von Bolanden-Falkenstein, in deren Hand sie im Laufe der 1. H. 13. Jhs. gelangten. Es wird vermutet, dass sie auch die Erbauer der um 1220/1230 errichteten Burg sind, die erstmals 1261 als "castrum cube" genannt wird. Zuvor hatte sie schon 1252 eine Belagerung durch Wilhelm von Holland überstanden. Von 1277 bis 1289 erwirbt der rheinische Pfalzgraf Ludwig II. den gesamten Besitz Kaub mit der Burg und den Zollrechten. Kaub wurde fortan die wichtigste kurpfälzische Zollstelle, ausgestattet mit einer starken Burgmannschaft. 1324 erhält unter Pfalzgraf Ludwig dem Bayern der bereits vor 1275 befestigte Ort Stadtrechte. In dieser Zeit verbesserte man die Burg durch Anlage weiterer Befestigungselemente erheblich. Zusammen mit dem gleichzeitig auf einer Rheininsel errichteten Pfalzgrafenstein bildete sie ein starkes Befestigungssystem zur Zollerhebung.
1504 wird die Burg durch Landgraf Wilhelm von Hessen vergeblich belagert, seitdem soll sie den Namen Gutenfels tragen. Anschließend erfuhr sie Ausbesserungen und Verstärkungen, um sie bedingt für den Einsatz von Feuerwaffen umzurüsten. Trotz mehrfachen Besitzerwechsels von Kaub im Dreißigjährigen Krieg blieb Burg Gutenfels weitgehend unzerstört, aber ihre Bedeutung schwand. 1787 nur noch Sitz einer Invalidenkompanie, wurde die vernachlässigte Burg 1793 den anrückenden Franzosen übergeben und schließlich 1807 auf Abbruch versteigert. Glücklicherweise erwarb sie 1833 der hessische Archivar Friedrich Habel, um sie zu erhalten. In den Jahren 1888-1892 wurde sie durch den Kölner Architekten Gustav Walter besonders im Innern restauriert, unter größtmöglicher Beibehaltung der erhaltenen äußeren Bausubstanz.
Nach Besitzerwechsel ab 2022 Nutzung als Hotel, (Reinhard Friedrich)
Bauentwicklung:
Wahrscheinlich erbauten die Herren von Bolanden-Falkenstein wohl um 1220/30 - offenbar auf Allodialgut - die Kernburg (castrum cube 1261 erstmals genannt) und befestigen vor 1275 den Ort mit einer Mauer; nach 1324 Verstärkung der Burg Gutenfels durch Ludwig den Bayer; 1807 auf Abbruch versteigert. (Reinhard Friedrich)
Baubeschreibung:
Die spätstaufische, gut erhaltene Kernburg ist in Aufbau und Gesamtanlage ausgesprochen regelmäßig und ein hervorragendes Zeugnis des Burgenbaus jener Zeit. Wie der Grundriss verdeutlicht, ist ein nahezu quadratischer (21,60 m x 21,10 m) Hauptbau in drei gleichgroße Bereiche längs geteilt: Der rechteckige Innenhof (P) wird von zwei parallelen Rechteckbauten eingefasst, nämlich dem südlichen spätromanischen Palas (R, 22 m x 8 m) sowie dem nördlichen Rüstbau (S). Der Palas enthält 2 Säle, wovon der untere 2 Kamine hat. Die Rheinfront ist mit 2 Reihen von (stark erneuerten) rund- u. spitzbogigen, z. T. auch kleeblattförmigen Fenstern als eindrucksvolle, durch weiße Kalksteine gegliederte Schauseite konzipiert. Die Nordwand des Rüstbaus hingegen war nur mit kleinen Fensteröffnungen versehen, da sie zugleich eine Art Schildmauer bildet, die noch weit vor den Kernbau zieht. Der gesamte Gebäudekomplex wird durch ein Flachdach mit Wehrplattform und Zinnen abgeschlossen. Bergseitig steht exakt in der Mitte der gefährdeten Ostseite, somit die Wohnbauten deckend, ein fast quadratischer, viergeschossiger Bergfried (ca. 35 m hoch) mit Hocheingang vom Hof her. Über einem runden, als Verlies bzw. Vorratsraum anzusprechenden Raum erheben sich sechs Geschosse mit Lichtschlitzen. Obenauf befand sich eine Wehrplattform. Die hochgelegenen Geschützscharten sind spätere Verstärkungen.
Der der Kernburg westlich vorgelagerte, obere Burghof war von einer Ringmauer eingefasst, die nach neuesten Erkenntnissen zwischen 1338-1341 errichtet wurde. Im Norden bestand sie aus der Verlängerung der Schildmauer, die Südmauer ist von Schießscharten für Feuerwaffen durchbrochen. Ab 1504 erfolgte ein Ausbau von Kernburg und Ringmauer. An die Südwestecke war ein Rundturm gesetzt, gegenüber an der Nordwestecke stehen die Reste des mit zwei Rundtürmchen befestigten Kapellenbaus (K). Neben diesem führt eine Treppe in die tiefer gelegene, jüngere westliche Vorburg. Sie war von einer Zwingermauer mit Geschützschießscharten eingefasst. Die äußerste, rheinseitige Westspitze nimmt ein vorgelagertes Geschützrondell ein. Südlich und nördlich war der gesamte Burgfelsen von jüngeren polygonalen Zwingermauern umgeben.
In den oberen Burghof gelangte man durch den an die Südostecke des Palas angesetzten Torturm (K). Dieser sowie die gesamte östliche Vorburg waren durch den Bergfried gedeckt. Der vorgelagerte stauferzeitliche Halsgraben ist zugeschüttet worden, um hier im 14./15. Jahrhundert Vorburggebäude zu errichten: den Marstall, einen Ziehbrunnen und die von einer Quelle gespeiste Pferdeschwemme (Pf). Der Bereich war von einer über einem Felsgrat erbauten Mauer mit halbrundem Turm für Feuerwaffen eingefasst. An der Nordseite befindet sich der im Kern aus dem 14. Jahrhundert stammende, vermutlich ab 1504 erweiterte Torbau (C) mit dem Torwächtergebäude. Über den äußeren Halsgraben führten zwei rechtwinklig zueinander stehende Zugbrücken. (Reinhard Friedrich)
Arch-Untersuchung/Funde:
kleinere Untersuchung im nördl. Außenbereich