EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Ermschwerd, Burgberg

Geschichte:

Es wird allgemein angenommen, dass die Burg im 8. Jh. zur Verteidigung des hessisch-thüringischen Grenzgebiets des fränkischen Reiches gegen die Sachsen errichtet worden ist. In den Quellen erscheint sie aber erst, als in Ermschwerd 1022 König Heinrich II. den Streit um die Schenkung der Grafschaft Dodicos von Warburg an die Paderborner Kirche beilegte. Ob die Befestigung damals noch zum Königsgut zählte oder ob sie schon dem Kloster Fulda gehörte, das ab 833/34 im Gebiet von Ermschwerd nach und nach eine große Grundherrschaft erworben hatte, lässt sich den Quellen nicht entnehmen. Mit dem Ende des hessisch-thüringischen Erbfolgekriegs 1264 gelangte die Befestigung an die Landgrafschaft Hessen. Ortsadelige von Ermschwerd sind 1247 und 1270 urkundlich erwähnt, doch war die Burg damals sehr wahrscheinlich schon aufgelassen. Das Baumaterial soll beim Bau der Stadtmauer von Witzenhausen Verwendung gefunden haben. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Die ursprüngliche Burganlage wird in das 8. Jh. datiert. Die zweite Befestigungsphase dürfte nach Aussage der bei der Ausgrabung gefundenen Keramik ins Hochmittelalter gehören. Zwischen den beiden Belegungsphasen dürfte eine Lücke von unbekannter Dauer bestanden haben. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Burg liegt auf einer spornartig nach Nordwesten ins Werratal vorspringenden Kuppe. Deren Nordwestecke wird durch eine in Form eines Kreissegmentes verlaufenden Mauer mit Wallhinterschüttung und vorgelagertem Graben vom Rest der Erhöhung abgetrennt, so dass sich eine maximale Ausdehnung von 100 x 115 m ergibt. Im Südosten schließt sich die größtenteils verschliffene Wall-Graben-Befestigung der ca. 140 m langen Vorburg an, die eine Einbuchtung im Berg umfasst und in ihrem Verlauf schließlich von Süden auf diese Einbuchtung trifft. Zu dieser hält sie allerdings 15 m Abstand, so dass sich hier offenbar ein Tor befunden hatte. Eine ähnliche Situation bildet auch den Eingang im Süden der Hauptburg, wo die Wall-Graben-Befestigung ebenfalls vor der Geländekante endet.
Die Ausgrabung ergab eine Befestigung der Hauptburg durch eine 1,30 m starke Mörtelmauer, die eine 7,50 m breite Wallhinterschüttung aufweist. Nach einer 1,70 m breiten Berme folgt ein 10,30 m breiter und 3,40 m tiefer Spitzgraben. Ungefähr 1,10 m hinter der Frontmauer wurde eine sekundär in die Wallschüttung gesetzte, qualitativ schlechtere Mauer von 1,40 m Stärke aufgefunden.
Die Vorburg war durch einen hinter eine 0,50 m starke Mauer mit Lehmbindung geschütteten, ca. 7 m breiten Wall gesichert, dem nach einer Berme ein 8,60 m breiter und 2,80 m tiefer Spitzgraben vorgelagert war. Dieser ist nur noch auf einem kurzen Stück im Süden erhalten.
Der dazugehörige Hof wird am Fuß des Burgberges an der Stelle des ehemaligen von Buttlarschen Gutshofes lokalisiert. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

Amateurgrabung in den 1920er Jahren, bei der die Mauerfront freigelegt wurde.
Schnitt durch die Hauptburgbefestigung 1938.