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Hauenstein bei Laufenburg

Geschichte:

Die Geschichte der Burg Hauenstein ist in jüngster Zeit insbesondere von Andre Gutmann umfassend neu aufgearbeitet worden. Besitzherr der Burg Hauenstein war das Kloster St. Blasien, auf dessen Veranlassung die Burg wahrscheinlich im späten 12. Jahrhundert gründet wurde. Die Gründe hierfür werden in der Sicherung der St. Blasianer Vogteirechte gegen den unmittelbar angrenzenden Vogteibereich des Stifts Säckingen als auch der allerdings erst um 1280 nachgewiesenen Zollstelle liegen.
In der Literatur auftretende Behauptungen einer frühmittelalterlichen Anlage sind sowohl archivalisch als auch archäologisch ohne Substanz, ebenso eine frühe Nennung im Jahr 1108 aus einem Eintrag in einem St. Blasianer Urbar nach 1385.
Der Name Hauenstein wurde erstmals in Personennamen überliefert: 1215 ein Luitoldus de Howenstein, 1229 ein C. de Howenstein, deren Nennungen beide aus St. Blasianer Urkunden stammen. Ab 1256 sind Hauensteiner wieder in den Urkunden bezeugt, diesmal als Ministeriale der Habsburger, was durch den Erhalt der St. Blasianer Kastvogtei an die Habsburger zu erklären ist. Die Hauensteiner füllten faktisch also eine "Doppelministerialität im Dienst sowohl des Klosters als auch der habsburgischen Vögte" aus (A. Gutmann).
1284 wurde die Burg erstmals genannt (castrum Hawenstein). Ein zwischen 1273 und 1315 verfasster chronikalischer Bericht nannte schon für das Jahr 1259 eine "urbs, que vocatur Howenstain", wobei urbs hier im Sinne von Burg zu verstehen ist. Die älteste auf der Burg ausgestellte, überlieferte Urkunde datiert ins Jahr 1304. Gleichzeitig stand ein Zweig der Familie Hauenstein (die Familie Spichwärtel) als Speicherwärter im Dienste des Stifts Säckingen, dessen Kastvogtei ebenfalls die Habsburger innehatten. Während St. Blasien der Besitzherr der Burg war, stand sie aber unter der Kontrolle der Habsburger, die zunehmend ihre Macht ausbauten, so dass es im 14. Jahrhundert zu Konflikten um die Vogtei kam. "1371 erkannte St. Blasien schließlich die österreichische Vogteiherrschaft endgültig an" (A. Gutmann). In diesem Kontext des Konflikts und der Bedeutung Hauensteins für die Habsburger ist auch das Privileg "unser burch und Vorburg zuo Hawenstein" der Herzöge Leopold und Heinrich aus dem Jahre 1317 zu verstehen, was fälschlicherweise mit einer Stadtrechtsverleihung gleichgesetzt wurde. Vielmehr ist nach A. Gutmann, damit eine Aufwertung der Burganlage und ihrer Bewohner zu verstehen, die bestimmte Freiheiten, wie von Steuern, Diensten und wohl der Leibeigenschaft, erhalten sollten, von denen die herzoglichen Eigenleute ausgeschlossen waren. Die Bezeichnung "unser burg" zeugt vom habsburgischen Anspruch auf die Anlage, die Privilegierung seiner Bewohner sollte diesen stützen, so dass St. Blasien zunehmend von seiner Burg entfremdet wurde.
1385 ist Hauenstein erstmals als Sitz der "Vogtei auf dem Schwarzwald" (später Grafschaft Hauenstein) bezeugt (vogtey gen Howenstein). Diese Vogtei ging wohl auf die Zähringer zurück und gelangte 1243 an die Habsburger. 1333 ist erstmals ein eigenständiger Vogt für den Schwarzwald bezeugt, der auch auf Hauenstein urkundete und seit 1370 ist indirekt aus den Urkunden der Vogteisitz auf Hauenstein zu erschließen, insbesondere bei Verpfändungen der Vogtei. Seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ist die Burg mehrfach verpfändet: 1379 an Hürus von Schönau, 1396-1401 an die Grafen von Habsburg-Laufenburg, dann bis 1407 an die Herren von Krenkingen, darauf die Familie ImThurn, 1427-1436 an die Städte Waldshut, Laufenburg und Säckingen, dann an Hans von Flachslanden, 1446 an den Markgrafen von Hachberg-Rötteln. 1467 ist das "gesloss Howenstein mit der Vorburg" im Pfandbesitz von Martin von Staufen.
Im Entwurf einer Verpfändungsurkunde Herzog Albrechts VI. von 1463 wurde Hauenstein als Schloss bezeichnet (schlosses und stettlins Howenstein). Burgundische Gesandten Karl des Kühnen, der seit 1469 die Vogtei in Pfandbesitz hatte, beschrieben 1471 in einem Bericht Hauenstein als "Marktflecken mit armseliger Bewehrung, zwei Toren und zwei Schlössern". Allgemein werden in den beiden Schlössern die Haupt- und Vorburg gesehen und mit dem Marktflecken das 1463 erwähnte stettlin. Die Hauptburg diente dem burgundischen Beamten als Wohnstatt, während mit der Vorburg Wilhelm von Grießen belehnt war. Im selbigen Bericht wurde ferner erwähnt, dass die Hauptburg einen starken viereckigen Turm besäße, der aber sehr ruinös sei. Nach einem Brand der Burg im Jahr 1503, vielleicht auch schon früher im späten 15. Jahrhundert, wurde der Sitz der Waldvögte von Hauenstein nach Waldshut verlegt. Die Anlage war danach noch mehrfach verpfändet. 1663 schrieb Merian nur noch über einen Turm, worin der Waldvogt sein Gefängnis habe. Im Dreißigjährigen Krieg war Hauenstein von 1638 bis 1648 in französischer Hand. 1806 fiel die Grafschaft und Burg Hauenstein an Baden.
Um 1892 wurde die Anlage restauriert, von 1991 bis 1995 fand eine erneute Sanierung der Ruine statt.
(Michaela Jansen)

Bauentwicklung:

Ältester Teil der Anlage ist die Hauptburg mit seiner Ringmauer, ob der Turm zum Gründungsbau gehörte oder erst später errichtet wurde, ist ungeklärt. Diese erste Phase wird aufgrund der Lesefunde und des Buckelquadermauerwerks in das späte 12. Jahrhundert/frühe 13. Jahrhundert datiert. Die Vor- oder Unterburg ist wohl erst später angefügt worden (spätes 13./frühes 14. Jahrhundert). Ihr Bau wird im Zusammenhang mit der Privilegierung Hauensteins durch die Habsburger und dem Vogteisitz gesehen. Der heutige oberflächliche Eindruck einer durchgehenden nördlichen Ringmauer mit kleinem Tor täuscht. Diese beruht auf einer Restaurierung im späten 19. Jahrhundert (1892 eingraviert im Torsturz).
(Michaela Jansen)

Baubeschreibung:

Die Anlage erstreckt sich auf einer Länge von etwa 104 m in Richtung Südwest-Nordost und etwa 30 m Breite auf einem Gneishöhenrücken. Im Süden war die Anlage durch einen natürlichen Steilhang zum Rhein gesichert, im Norden durch eine natürliche Rinne, im (Süd)Westen und im (Nord)Osten durch einen Halsgraben.
Der mittelalterliche Zugang ist unbekannt. Der Eintritt erfolgt heute von Südwesten durch ein kleines Tor in der Nordmauer. Dieser Eingang und der westliche Teil der Ringmauer im Bereich der Hauptburg sind nicht originär, sondern beruhen auf eine Restaurierung im späten 19. Jahrhundert. Nach dem Durchschreiten des modernen Eingangs erstreckt sich im Westen (rechter Hand) die etwas höher gelegenen Hauptburg, die wohl ursprünglich durch einen Graben von der Vorburg getrennt war, der heute noch durch den eingesenkten Nord-Süd verlaufenden Weg gekennzeichnet ist. Zum Rhein hin befand sich ehemals ein vorgezogenes Plateau, dessen Funktion und Alter unbekannt sind. Der südliche Teil der gesamten Anlage ist bedingt durch Abstürze am Steilhang nicht mehr erhalten.
Die Hauptburg umschloss eine polygonale Ringmauer. Im Norden, an die Ringmauer angelehnt, haben sich noch Mauerreste eines langgezogenen Gebäudes erhalten. Sein westlicher Teil mit Resten von Buckelquadern im Mauerwerk wird als Wohnturm oder Bergfried interpretiert. Im Osten erstreckte sich die größere Vorburg von etwa 70 m Länge. Sie war durch eine starke Ringmauer gesichert, von der sich noch große Teile in mehreren Metern Höhe erhalten haben. Hier wird ein Palas vermutet sowie Wirtschaftsbauten. Der Vorburg im Nordosten vorgelagert, jenseits des Halsgrabens befindet sich eine wohl künstlich angelegte, zungenförmige Fläche (2. Vorburg?), deren Funktion und Datierung unklar ist.
(Michaela Jansen)

Arch-Untersuchung/Funde:

2011: geophysikalische Untersuchung des Burggeländes,
2011: drei Begehungen durch H. Wagner.
(M. Jansen)