EBIDAT - Die Burgendatenbank

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Rothenburg o. d. T., Reichsburg

Geschichte:

In der 2. Hälfte des 11. Jhs. haben die Grafen zu Comburg im Gebiet des späteren Rothenburg eine Burg errichtet. Ihre Lage ist nicht gesichert; frühere Forschung hat sie im Westen des Sporns, auf dem die spätere Reichsburg steht, verortet. Die neuere Forschung lokalisiert sie aber auf dem Bergrücken vor dem Neuen Spital, der heute "Essigkrug" heißt, 1339 aber noch "Alteburg" genannt wurde.
1116 starb mit Heinrich von Comburg das Grafengeschlecht aus. Rothenburg und die Grafschaft im Kochergau ging wahrscheinlich als kaiserliches Lehen an den späteren König Konrad III. (1138-1152) aus dem Geschlecht der Hohenstaufen. Die Errichtung der Reichsburg ist eindeutig datiert, denn 1142 erwarb Konrad III. vom in Würzburg beheimateten Stift Neumünster einen Berg in Rothenburg, um darauf eine Befestigung anzulegen. Schon 1144 war die Burg möglicherweise schon fertig gestellt, denn ab diesem Zeitpunkt wird ein Arnold von Rothenburg als Truchseß oder Vogt von Rothenburg genannt. 1150 war sie mit Sicherheit bewohnbar, denn für dieses Jahr ist der einzige Aufenthalt von König Konrad in ihren Mauern bezeugt. Konrads Sohn Friedrich erhielt aufgrund seines geringen Alters nicht die Königswürde, diese ging an seinen Neffen Friedrich Barbarossa. Als Ausgleich wurde er als Friedrich IV. zum Herzog von Schwaben ernannt. In vier Urkunden erscheint er auch als "Herzog von Rothenburg", was aber lediglich ein Ehrentitel des Stauferhauses darstellte und keinen realen Hintergrund in Form eines gesonderten Herzogtums besaß. Dennoch ist anzunehmen, dass Rothenburg einer seiner Herrschaftsmittelpunkte war. Sein Nachfolger wurde 1188 Barbarossas Sohn Konrad, der 1188 ebenfalls als Herzog von Rothenburg bezeichnet wurde, dort aber wahrscheinlich nie residierte. Nach dessen Ermordung 1196 wurde die Burg nur noch durch Reichsministeriale verwaltet und spielte als Aufenthaltsort der Stauferkönige keine große Rolle. Nach Konrad III. 1150 ist nur der letzte deutsche Stauferkönig, Konrad IV., mit sieben Aufenthalten zwischen 1238 und 1251 in Rothenburg nachgewiesen. Später verlor die Burg an Bedeutung und wurde 1314 durch König Friedrich dem Schönen an Kraft von Hohenlohe verpfändet. 1298 flüchteten sich die Juden Rothenburgs im Verlauf eines Pogroms in die damals offenbar nur eine minimale Besatzung aufweisende Burg. Die Burg wurde durch die Stadtbevölkerung eingenommen und sämtliche Juden getötet. 1316 verkaufte Lupold von Weiltingen seinen Burgmannensitz an die Reichsküchenmeister von Nordenberg, 1336 geschieht das gleiche mit dem Sitz der Herren von Insingen in der "Hinteren Burg". Im selben Jahr gab Kaiser Ludwig den Herrn von Dürrwangen eine Hofstatt in der "Vorderen Burg" mit der Auflage, dort ein Haus zu bauen. 1383 verkauften die Reichsküchenmeister von Nordenberg die "Hintere Burg" an die Stadt Rothenburg. 1387 veräußerte der Nürnberger Burggraf Teile der "mittleren Burg" an die Reichsstadt. 1397 erlaubte König Wenzel der Stadt Rothenburg. die Kapelle St.Blasius wiederherzustellen und dafür Steine aus dem Burggelände zu nehmen. In einer davor ausgestellten, aber undatierten Urkunde werden die Beschädigungen auf ein Erdbeben geschoben, möglicherweise ist damit das Basler Erdbeben von 1356 gemeint. Im Jahr 1400 wurde die Kapelle wieder geweiht. In der letzten urkundlichen Erwähnung der Burg überließ 1425 König Sigismund den "wüsten Turm" vor dem Burgtor der Stadt Rothenburg. Die Entfestigung der Burg dürfte durch die Stadt selbst erfolgt sein, die einen möglichen Stützpunkt feindlich gesinnter Mächte vor ihren Mauern beseitigen wollte. (Stefan Eismann)

Bauentwicklung:

Über die Baugeschichte der Burg können kaum Angaben gemacht werden. Möglicherweise 1356 wurde die Burg in einem Erdbeben beschädigt und nie wiederhergestellt. Lediglich die Blasiuskapelle wurde zwischen 1397 und 1400 wieder erneuert, wobei auch das Baumaterial der Ruinen verwendet werden durfte. Der Bergfried im Osten am Halsgraben wurde von der Stadt Rothenburg mit Erlaubnis König Sigismunds schon 1425 abgebrochen.
1803/04 wurde der Pharamund-Turm im Westen des Burgareals abgerissen. (Stefan Eismann)

Baubeschreibung:

Die Alte Burg in Rothenburg liegt auf einem langschmalen Sporn, der nach Westen in eine Tauberschleife hineinragt. Das 210 m lange Burgareal war nach Aussage der Schriftquellen in drei Bereiche unterteilt: Vorder-, Mittel- und Hinterburg.
In der Nordwestecke der Vorderburg stand der Saalbau.
Am äußersten westlichen Ende des Sporns gehörte zum Urbestand der Burg der sog. "Faramunds-Turm". Er ist heute im Detail nur noch aus einer Abbildung von 1578/89 bekannt, demnach war er quadratisch mit einer Seitenlänge von 9 m. Auf seiner Spitze befand sich eine Wehrplattform über einer Halbkreiskonsole und ein Zeltdach. Beim zu Beginn des 15. Jhs. Erwähnten "wüsten Turm" dürfte es sich um einen zweiten Bergfried im Osten des Burggeländes gehandelt haben. Die außerordentliche Höhe des Turmes des der Burg benachbarten Stadttores ließe sich durch das Bemühen erklären, diesen zu überragen.
Noch vorhanden ist die Toranlage im Süden der Burg an der Stelle eines Versatzes des südwestlichen Teils der Ringmauer nach Süden. Sie liegt heute verborgen im sogenannten "Gärtnerhaus", das laut Inschrift 1627 errichtet wurde. Der Rundbogen ist noch in dessen Ostwand zu sehen.
Die noch vorhandene Blasiuskapelle in der Hinterburg dürfte ursprünglich ein Wohnbau mit Hauskapelle gewesen sein, der erst in einem späteren Umbau zur Kapelle umgewidmet wurde. Unmittelbar östlich der Kapelle verlief der Halsgraben, der die Burg von der Stadt abtrennte. Für die Existenz einer Vorburg gibt es keine Indizien. Weite Teile der Südmauer der Burg wurden in der frühen Neuzeit als Artilleriestellung eingerichtet. (Stefan Eismann)

Arch-Untersuchung/Funde:

2009 geophysikalische Untersuchungen.
Lesefunde vom Hochmittelalter bis in die Frühe Neuzeit.