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Überauchen, Ententurm

Geschichte:

In Überauchen ist angeblich zwischen 1078 und 1111 ein Adel bezeugt, der sich nach dem Ort nannte. Angeblich soll es jedoch 1140 einen "Agerus de Ubrach" gegeben haben; diese Widersprüche dürften mit Neudatierungen einiger Einträge im Rotulus Sanpetrinus (Schenkungen an das Kloster St. Peter im Schwarzwald) erklärt werden. Ob er bereits im Bereich der Burgstelle Ententurm - d.h. der Niederungsburg außerhalb des Ortes - ansässig war, ist unklar.
Im Jahre 1432 - offenbar die erste Nennung der Burg - befand sie sich im Besitz des Hans Billung von Ewattingen (Lkr. Waldshut). Seine Witwe verkaufte sie an die Herren von Kürneck (benannt nach einer Burg bei Villingen). Die Brüder Brun und Melchior von Kúrnegk verkauften am 12. März 1445 die Burg an die Stadt Villingen für 140 rhein. Gulden: "Überaichen das hus mit dem graben, der darumb gat" mit den 2 Scheuerlein davor, dem Wieslein und dem Garten. Ihr verstorbener Bruder Hans von Kúrnegk hatte es von Frau Ursel Müsserin, der Witwe des Hans von Ebgottingen (= Ewattingen, Gde. Wutach, Lkr. Waldshut) mit Erlaubnis des Rats zu Villingen gekauft. Es war nun erbweise an die Kürnecker gefallen (Preiser 1975, S. 175 Nr. 164). In der Geschichtsforschung scheint sich hier ein Widerspruch zu ergeben. Laut Gutmann (2021) kaufte die Stadt Villingen 1477 die Wasserburg Überauchen von den Erben des Georg Truchsess von Ringingen. Damit würde sich ein Erbgang ergeben, der über die Verpfändung der Warenburg bei Villingen mit den anhängenden Orten durch die Habsburger 1334 einsetzt. Die Herrschaft Warenburg war zunächst an die Familie von Tierberg (von der Schwäbischen Alb stammend) verpfändet. Diese Pfandschaft kam durch die Witwe des Johann (VI.) von Tierberg in ihre neue Ehe mit Georg Truchsess von Ringingen mit. Vielleicht lässt sich dieser scheinbare Widerspruch künftig durch die unterschiedlichen Rechtsverhältnisse (Herrschaftsrechte, Wohnrecht separat) auflösen.
Die Burg scheint jedenfalls - wie die Warenburg bei Villingen - funktional zu einem Gehöft abgesunken zu sein. Dieses ging wohl im 17. oder frühen 18. Jh. ab. In einer Güterbeschreibung des 17. Jhs. wird sie noch als Bezeichnung für einen Grenzpunkt erwähnt; 1704 ist der Ententurm noch genannt. Eine Gemeindekarte von Kirchdorf (1835) verzeichnet die Entenburg wohl noch aus der Erinnerung; sie war damals sicher schon abgebrochen.
(Heiko Wagner)

Bauentwicklung:

Inrfolge fehlender Baureste sowie fehlender Grabungen und der nur dürftigen Überlieferung von Schriftquellen sind keine detaillierten Aussagen der wohl als Niederungsburg anzusprechenden Anlage möglich. (Jens Friedhoff)

Baubeschreibung:

Die Beschreibung von 1445 zeigt deutlich, dass es sich um eine Niederungsburg handelte. Ihre Gräben konnten mit dem Wasser der nahen Brigach gefüllt werden. Als 1985/86 die Kreisstraße K5712 mit der Brigachbrücke neu trassiert und gebaut wurde, konnte nur eine kurze Notbergung erfolgen. Der alte Straßenübergang lag etwa 30-40 m weiter nördlich. Die leichte Erhöhung des Burghügels wurde abgeschoben. Unter dem Humus zeigten sich Kalksteinschutt und Bodenverfärbungen in Form von zwei braunen Streifen in Richtung der Brigach. Darin lagen zwei Kanäle aus Fichten- bzw. Tannenholz. Die etwa 43 cm breiten und 33 cm hohen, vierkantig gehauenen Holzkanäle hatten ein Innenmaß von 20 x 20 cm. Der eine Kanal war U-förmig als Rinne ausgehauen und mit einer eingezapften Holzdiele abgedeckt. Bei der anderen Leitung diente das U-förmige Teil als Abdeckung. Das Gefälle von etwa 2,5 % zur Brigach hin zeigt, dass es sich um Ablaufkanäle für Abwässer handelte.
Eine etwa 20 m entfernt festgestellte Steinstückung gehörte vielleicht zu einem alten Weg (Brigachübergang?).
Ein Teil einer Abfallgrube soll neben Steinen hochmittelalterliche (?) Keramik enthalten haben (unpubliziert). Lesefunde von über 100 Keramikfragmenten wurden in die Zeit zwischen dem späten 13. Jh. Bis ins 16. Jh. Datiert. Darunter sollen sich 23 Leistenränder und zwei Randscherben des 15./16. Jhs. Befinden. 75 Wandscherben sind meist reduzierend gebrannt, ebenso 6 Bodenscherben. Es werden außerdem ein Grapenfuß des 15./16. Jhs., 1 Deckelhenkel des 13. Jhs. Und zwei oxidierend gebrannte Deckelfragmente genannt, außerdem eine Wandscherbe einer Schüsselkachel. Daneben liegen Tierknochen und ein Eisennagel vor.
Ein 90 cm langer, bis zu 45 cm breiter und angeblich nur 20 cm hoher Buckelquader aus Buntsandstein (bei der Bergung zerbrochen) lag noch auf der Fundamentierung (Rollierung) aus Kies und Schotter auf, unter der sich der gewachsene Boden gefunden haben soll. Es handelte sich um den Rest der untersten Steinlage an der SO-Ecke eines Gebäudes. Aus Zeitgründen konnten die Maße des zugehörigen Turmes oder Hauses nicht ermittelt werden. Die Datierung des Buckelquaders auf „etwa 1150 bis 1200“ könnte sich allerdings auch noch ins 13. Jh. Verschieben lassen. Für „Agerus de Ubrach“ (1140) wäre dann eine ältere Vorgängeranlage zu postulieren, sofern er nicht auf einem Herrenhof im Dorf saß. Diese Frage könnte künftig mit einer genaueren Vorlage der geborgenen Keramik einer Lösung nähergebracht werden.
30-50 m entfernt von der ehemaligen Befestigung wurde später Keramik des späten 13. bis 16. Jhs. Gefunden. - Eine Nachbegehung am 24.8.2022 zeigte einige Unregelmäßigkeiten in der Wiese; vielleicht pausen sich noch die ehemaligen Grabenverläufe schwach durch. Wegen geringer Bodenaufschlüsse (Trockenheit, wenige Maulwurfslöcher, Bereiche von Wühlmauslöchern) kamen nur wenige Funde zutage. Sie umfassen einige Stücke von Sandstein, Kalkstein, evtl. Mörtel, kleine grobe Ziegelstücke sowie eine Bodenscherbe (?) der Neuzeit.
(Heiko Wagner)

Arch-Untersuchung/Funde:

Keine Grabung, nur Beobachtung während der Baumaßnahme 1985/86. - Funde an Brücke sowie bei Nachbegehung.
Funde: Reste von Abwasserkanälen Holz); Keramik des 13.-16. Jhs.; ein Buckelquader.